Der Schwierige. Lustspiel in drei Akten (1920)

Erstdruck in »Neue Freie Presse« (Wien), 4.4.–17.9.1920. Erste Buchausgabe Berlin: S. Fischer 1921. Uraufführung am 7. November 1921 im Residenztheater München. Die Konzeption des Schwierigen lässt sich bis ins Jahr 1909 zurückverfolgen, die ersten beiden Akte entstanden aber erst 1917. Die Fertigstellung des dritten Akts folgte 1919-1920. Ausführliche Informationen zur Entstehung des Lustspiels bietet die Kritische Ausgabe; XII, 147 ff.

Bühl, Hans Karl (Kari)

Der neununddreißigjährige Graf Hans Karl Bühl, von seiner Schwester Crescence und seinem Neffen Stani, ›Kari‹ genannt, genießt einen hervorragenden gesellschaftlichen Ruf. Er ist vor sieben Wochen aus dem Krieg heimgekehrt und wohnt gemeinsam mit Crescence und Stani in einem Stadtpalais in Wien. Er hat einen ruhigen, zurückhaltenden, ausgleichenden Charakter und beobachtet das Geschehen distanziert, ohne sich ein abschließendes Urteil über einen Menschen zu erlauben, weil er der Meinung ist, dass man nicht reden kann, »ohne die heillosesten Konfusionen anzurichten« (XII, 142). Crescence und Stani bezeichnen ihn als komplizierten, undurchschaubaren, sprunghaften und entschlusslosen Menschen (vgl. XII, 11, 14), für Helene Altenwyl ist er »ein Mann, bei dem die Natur, die Wahrheit alles erreicht und die Absicht nichts« (XII, 43). Gegenüber Helene gesteht der ›absichtslose‹ Hans Karl: »Mit neunundreißig Jahren nicht wissen, woran man mit sich selber ist, das ist doch eine Schand’« (XII, 98).

Die Altenwylsche Soirée, auf die Crescence ihn nötigen will, ist ihm ein Gräuel, weil er immer mit zwischenmenschlichen Mißverständnissen rechnet: »das Ganze ist ein so unentwirrbarer Knäuel von Mißverständnissen. Ah, diese chronischen Mißverständnisse!« (XII, 13) Nach seinem unfreiwilligen Gespräch mit dem unsympathischen Intriganten Neuhoff entschließt er sich nach langem Zögern, die Soirée zu besuchen (vgl. Szene I, 14). Sein Erscheinen knüpft er an die Notwendigkeit einer Unterredung mit seiner ehemaligen Geliebten Antoinette, deren zerrüttete Ehe er im Auftrag ihres Mannes Adolf Hechingen retten will. Auf Wunsch seiner Schwester will er auf der Soirée auch als Heiratsvermittler für Stani tätig werden, der eine Verlobung mit Helene beabsichtigt. Zuvor hat Hans Karl Crescences Angebot abgelehnt, ihn selbst mit Helene zu verkuppeln (vgl. XII, 16). Auf das »Programm«, das er am Abend zu absolvieren hat, bereitet er sich mit einem Zirkusbesuch vor, wo er sich den Clown Furlani – »eine Art von dummem August...« – ansehen will (XII, 61).

Auf der Soirée erklärt er Antoinette, dass ihre ehemalige Liaison mit ihm einer »Verkettung von Zufällen« geschuldet und eine »Ungeschicklichkeit« gewesen sei, die er genossen habe, die aber endgültig beendet sei (XII, 84-85). Die Ehe hingegen sei das »Institut«, das »aus dem Zufälligen und Unreinen das Notwendige, das Bleibende und das Gültige« mache (vgl. XII, 86). In seiner Unterhaltung mit Helene (vgl. Szene II, 14) kann er sich entgegen der Abmachung mit Crescence nicht dazu entschließen, ihr zu einer Heirat mit Stani zu raten (vgl. XII, 100). Stattdessen gesteht er ihr, dass er in ihr »das Notwendige« sehe (XII, 99), und erzählt er ihr von einer Vision, die er im Krieg hatte: Verschüttet und dem Tod nahe, hatte er die Vorstellung, dass Helene seine Frau sei. Während seines anschließenden Spitalaufenthaltes habe er sich »auf einmal ausdenken können, was das ist: ein Mensch. Und wie das sein muß: zwei Menschen, die ihr Leben aufeinander legen und werden wie ein Mensch« (XII, 103). Nach diesem Geständnis verlässt Hans Karl fluchtartig das Altenwylsche Haus, kehrt aber zurück und trifft auf Helene, die gerade im Begriff ist, ihm nachzugehen. Nachdem sie ihm ihre Liebe gestanden hat, gesteht er sie sich endlich auch selbst ein: »Was ist das für ein Zauber, der in dir ist. Gar nicht wie die anderen Frauen. Du machst einen so ruhig in einem selber« (XII, 133) Nach seiner Verlobung ist Hans Karl jede Konversation zu viel, und er verlässt das Haus fluchtartig mit dem Hinweis, nie wieder eine Soirée besuchen zu wollen (vgl. XII, 143).

Freudenberg, Crescence

Hans Karls energische Schwester Crescence Freudenberg lebt mit ihrem Sohn Stani bei ihrem Bruder. Sie ist eine zielgerichtete, entschlussfreudige, lebensfrohe und direkte Person, die ihre Haupttätigkeit in der Stiftung von Ehen findet. Zunächst geht sie davon aus, dass ihr Bruder ein (uneingestandenes) Interesse an Helene hat und bietet ihm an, Helenes Verlobung mit Baron Neuhoff zu hintertreiben. Die Liebelei ihres Sohnes Stani mit Hans Karls ehemaliger Geliebter Antoinette Hechingen bittet sie Hans Karl durch beeinflussende Gespräche mit Stani und Antoinette zu beenden. Nachdem Hans Karl ihr versichert hat, dass er nicht an eine Heirat mit Helene denkt, setzt sie auf eine Hochzeit Stanis mit Helene: »Und jetzt macht halt der Stani, was Er nicht hat machen wollen. Ich kann gar nicht erwarten, daß wieder kleine Kinder in Hohenbühl und in Göllersdorf herumlaufen« (XII, 59). Auf der Altenwylschen Soirée soll Hans Karl Helene die Heirat mit Stani schmackhaft machen. Als Crescence schließlich erfährt, dass ihr Bruder sich stattdessen mit Helene verlobt hat, freut sie sich dennoch auf das gesellschaftliche Ereignis der Hochzeit und umarmt auf Stanis Geheiß den Brautvater Poldo Altenwyl (vgl. XII, 144).

Freudenberg, Stani

Hans Karls selbstsicherer, entschlussfreudiger, einfältiger und egoistischer Neffe Graf Stani Freudenberg verehrt seinen Onkel Hans Karl, moniert aber dessen Entschlusslosigkeit. Stani selbst behält nach eigener Aussage »immer alles in der Hand«: »Was ich tue, ist eben notwendig, sonst würde ich es nicht tun« (XII, 38). Zum Leidwesen seiner Mutter Crescence hat er eine Liebelei mit Antoinette Hechingen. Antoinette ist für ihn aber keine potentielle Ehefrau, sondern Geliebte: »Ich denk’ über alles nach und mach’ mir immer zwei Kategorien. Also die Frauen teile ich in zwei große Kategorien: die Geliebte und die Frau, die man heiratet, die Antoinette gehört in die erste Kategorie« (XII, 36). Die Frau, die er heiraten will, ist Helene. Davon überzeugt, dass sie ihn »mit der Zeit adorieren« wird (XII, 57), beabsichtigt er, sich mit ihr zu verloben, und teilt seinem Onkel diesen spontanen Entschluss unvermittelt mit (vgl. Szene I, 16): »Weißt du, die Idee ist mir plötzlich gekommen, wie ich bemerkt hab’, Du interessierst dich nicht für die Helen« (XII, 53). Gemeinsam mit Hechingen wartet er am Abend im Eingangsbereich des Altenwylschen Anwesens auf Nachricht von Hans Karl, den seine Mutter als Heiratsvermittler engagiert hat. Die Nachricht von Hans Karls Verlobung mit Helene nimmt er gefasst auf und legt sein Hauptaugenmerk auf die Einhaltung der Konvention: »Eine Verlobung kulminiert in der Umarmung des verlobten Paares. – In unserem Fall ist das verlobte Paar zu bizarr, um sich an diese Formen zu halten« (XII, 144). Er bittet deshalb seine Mutter als Hans Karls nächste Verwandte, den Vater der Braut zu umarmen.

Altenwyl, Helene (Helen)

Altenwyls schlagfertige und selbstsichere Tochter und Hans Karls Cousine, Gräfin Helene Altenwyl, genannt Helen, wird von Stani und Baron Neuhoff umworben und als ideale Frau gehandelt, ist aber insgeheim in Hans Karl verliebt. Sie ist elegant, reich, hübsch, gescheit, artig und hat »die besten Manieren von der Welt« (XII, 57). Helene ist eine intelligente Frau, die mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hält. Im Gegensatz zu Hans Karl braucht sie nach eigener Aussage »nie nachzudenken, woran ich mit mir selber bin« (XII, 99). Mit dem Klischee von der ›artigen‹ Frau räumt sie auf: »Ich bin nicht artig: ich spür’ nur, was in den Leuten vorgeht, und das belästigt mich – und da reagier’ ich dagegen mit égards, die ich für die Leut’ hab’. Meine Manieren sind nur eine Art von Nervosität, mir die Leut’ vom Hals zu halten« (XII, 70). Ihren ersten Auftritt hat Helene auf der Soirée, wo sie davor warnt, mit Konversation und Geschwätz das »Wirkliche« zu »verflachen« (XII, 64). In ihrer ersten Unterhaltung mit Hans Karl (vgl. Szene II, 1) über den Clown Furlani bringt sie ihr Verständnis zum Ausdruck: »Ich begreif’, daß Ihnen der Mensch sympathisch ist. Ich find’ auch alles, wo man eine Absicht merkt, die dahintersteckt, ein bißl vulgär« (XII, 69). Baron Neuhoffs dreiste Schmeicheleien und Annäherungsversuche wehrt sie energisch ab (vgl. XII, 93). Während ihres Schlagabtauschs mit Neuhoff nimmt sie Hans Karl vor dem eifersüchtigen Intriganten in Schutz und macht damit zugleich seine ›Sonderstellung‹ deutlich: »Berechnung und Kari Bühl! Ja, sehen Sie ihn denn wirklich so wenig! Freilich ist es unmöglich, sein letztes Wort zu finden, das bei andern so leicht zu finden ist. Die Ungeschicklichkeit, die ihn so liebenswürdig macht, der timide Hochmut, seine Herablassung, freilich ist alles ein Versteckspiel, freilich läßt er sich mit plumpen Händen nicht fassen. – Die Eitelkeit erstarrt ihn ja nicht, durch die alle andern steif und hölzern werden – die Vernunft erniedrigt ihn ja nicht, die aus den meisten so etwas Gewöhnliches macht – er gehört nur sich selbst – niemand kennt ihn, da ist es kein Wunder, daß Sie ihn nicht kennen!« (XII, 95) Helene scheint Hans Karl besser zu kennen als er sich selbst und deckt ihm sein Denken und Handeln auf (vgl. Szenen II, 14 und III, 8). Als Hans Karl nach seinem impliziten Geständnis (vgl. Szene II, 14) fluchtartig das Haus verlässt, ist Helene im Begriff, ihm nachzugehen. Als der zurückgekehrte Hans Karl ihr sein Verhalten nicht erklären kann, erklärt Helene es ihm: »Was Sie hier hinausgetrieben hat, das war ihr Mißtrauen, Ihre Furcht vor Ihrem eigenen Selbst [...]. Vor Ihrem tieferen Willen« (XII, 130). Schließlich ist es auch sie, die Hans Karl ihre Liebe gesteht und die Verlobung initiiert (XII, 131 f.).

Altenwyl, Poldo

Helenes Vater, Hans Karls Vetter. Er ist der traditionsbewusste Gastgeber der Soirée und moniert die Verflachung der Konversation und Umgangsformen: »Dieser Geschäftston heutzutage!« (XII, 68) »Die jungen Leut’ wissen ja gar nicht mehr, daß die Sauce mehr wert ist als der Braten – da herrscht ja eine Direktheit!« (XII, 69) Altenwyl will Hans Karl dazu überreden, erstmals als Redner in der Herrenhaussitzung aufzutreten, was Hans-Karl aber ablehnt.

Hechingen, Antoinette (Toinette)

Hans Karls ehemalige, konversationstüchtige und emotionale Geliebte Antoinette Hechingen, genannt Toinette, hat sich in Hans Karl verliebt, als dieser wegen einer Verletzung Fronturlaub hatte. Zurück im Feld, hatte er die kurze Liaison durch einen Brief beendet und ihr zur Rückkehr zu ihrem Ehemann geraten. Antoinettes Ehe steht dennoch vor der Scheidung. Seit dem Frühjahr bandelt sie mit Stani an, der seinem Onkel zu ähneln scheint. Gekränkt von Hans Karls Abweisung, erzählt sie Stani, dass sein Onkel kein seriöses Interesse bei Frauen hervorrufen könne, weil er zu wenig Herz habe (vgl. XII, 35). Große Sorge bereitet ihr der Gedanke, der geliebte Hans Karl könnte Helene heiraten. Sie hofft, ihn auf der Altenwylschen Soirée wieder für sich gewinnen zu können und beratschlagt sich mit ihren Freundinnen Edine, Nanni und Huberta über ein angemessenes Vorgehen. Völlig aufgewühlt, kommt sie aber zu keinem Ergebnis. In ihrem Gespräch mit Hans Karl (vgl. Szene II, 10) begegnet sie ihm zunächst kühl und fühlt sich von ihm beleidigt und gekränkt. Schließlich spricht sie sich aber mit ihm aus. Ihre Vermutung, seine Ansicht von der Ehe als eines notwendigen, den Zufall überwindenden ›Zueinandermüssens‹ und ›Beieinanderbleibens‹ ziele eigentlich nicht auf ihre Ehe mit Adolf, sondern auf Hans Karls Heiratsabsichten mit Helene, zerschlägt Hans Karl (vgl. XII, 86). Seine Versprechen, er sage Helene noch am selben Abend ein »Adieu fürs Leben« (XII, 88) und werde Antoinette freundschaftlich dabei zur Seite stehen, sich wieder in die Ehe einzufinden, stimmen sie versöhnlich. Als ihr angetrunkener Ehemann sie zu später Stunde bei den Altenwyls zurückzuerobern versucht, weist sie ihn jedoch schroff ab (vgl. Szene III, 5).

Hechingen, Adolf

Adolf Hechingen ist der Ehemann von Hans Karls ehemaliger Geliebter Antoinette, den Hans Karl 1915 im Feld in den Karpaten kennen und als anständigen, braven Mann schätzen gelernt hat (vgl. XII, 18). Crescence und Stani bezeichnen ihn als »öden Dummkopf« und »Pedanten« (XII, 33), als »unelegant« und ›schwerfällig‹ (XII, 40). In Hans Karls Augen ist er »ein innerlich vornehmer Kerl« und der »geborene Ehemann«, weil er in seinem »Attachement« an Antoinette »eine höhere Notwendigkeit« erkennt (XII, 40). In Szene I, 15 nimmt Hans Karl ein Telefonat von Hechingen entgegen, in dem er ihm verspricht, auf der Soirée auf seine Frau einzuwirken, damit sie zu Hechingen zurückkehrt. Für Hechingen, der im Vorsaal des Altenwylschen Anwesens ungeduldig auf das Ergebnis wartet (vgl. Szene II, 2), ist Hans Karl Seelenverwandter und Therapeut: »Sehr oft spricht er etwas aus, was ich im gleichen Augenblick mir gedacht habe« (XII, 110). »Ich lege Gewicht darauf klarzustellen, daß ich ohne ihn einfach aus meiner verworrenen Lebenssituation nicht herausgefunden hätte« (XII, 111). Nachdem Hechingen sich Mut angetrunken und in einen galanten Liebhaber verwandelt hat, versichert er seiner Frau seine uneingeschränkte Liebe und sein Verständnis für ihren Freiheitsdrang, dessen »ihre bizarre, phantasievolle Natur bedarf« (ebd.). Seine von diesem Auftritt entnervte Frau weist ihn ab. Auch der gewünschte Austausch mit Hans Karl scheitert schließlich, weil dieser ihn nach seiner Verlobung mit Helene abwimmelt und ihm höflich das Ende ihrer Freundschaft mitteilt (vgl. XII, 140).

Neuhoff, Theophil

Baron Theophil Neuhoff ist ein intriganter, anmaßender und stets auf seinen Vorteil bedachter Charakter, der sich der Situation als Fähnlein im Wind anpasst. Er stammt aus einem holsteinischen Adelsgeschlecht, wirbt um Helene und erkennt in Hans Karl seinen Widersacher. In Szene I, 12 kommt er unangemeldet zu ihm, schmeichelt sich indiskret bei ihm ein und ergeht sich in gestelzten Plattituden: »Wenn Sie jemals, sei es in welcher Lage immer, eines fahrenden Ritters bedürfen sollten, der dort, wo er das Edle, das Hohe ahnt, ihm unbedingt und ehrfürchtig zu dienen gewillt ist, so rufen Sie mich« (XII, 46). In Szene II, 2 bezeichnet er Hans Karl als »absolutes, anmaßendes Nichts« (XII, 76) und »eine Figur«, vom »Scheitel bis zur Sohle sich balancierend in der Selbstsicherheit der unbegrenzten Trivialität – von Frauen und Mädchen umlagert« (XII, 75). Auf der Altenwylschen Soirée bedrängt er zunächst Helene, nach deren schroffer Abweisung schließlich Antoinette, die ihn ebenfalls indigniert abweist (vgl. Szenen II, 13 und III, 4).

Merenberg, Edine

Edine Merenberg ist Helenes quirlige, zerstreute und einfältige Tante, die zu Gast auf der Altenwylschen Soirée ist und einen »Kultus für die bedeutenden Menschen und die gedruckten Bücher« pflegt, weil sie »ihren Geist kultivieren« (XII, 67) und »heraus aus der Banalität [...] wohintransportiert werden« will (XII, 68). Im Gespräch mit ihren Verwandten unterscheidet sie sich durch ihren Soziolekt vom elaborierten Sprachcode der anderen; im Gespräch mit dem berühmten Mann versucht sie floskelhaft einen gehobenen Stil zu pflegen: »Es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn ich Ihnen sagen wollte, daß ich zu den eifrigsten Lesern Ihrer berühmten Werke gehöre. Ich bin jedesmal hingerissen von dieser philosophischen Tiefe, dieser immensen Bildung und diesem schönen Prosastil« (XII, 71). Für Helene ist sie »eine dumme Frau, die sich fürs Leben gern mit gescheiten Leuten umgeben möchte, aber dabei immer die falschen erwischt« (XII, 65). Den berühmten Mann verstimmt sie, indem sie ihn mit dessen Kollegen Brückner verwechselt. Als Antoinette sich mit Huberta und Nanni über ihre Vorgehensweise gegenüber Hans Karl beratschlagt, mischt Edine sich ein und plädiert naiv für eine Scheidung, die den Weg für eine Ehe mit Hans Karl frei mache (vgl. XII, 79).

Nanni

Eine von Antoinettes Freundinnen, die bei ihr sind, bevor sie mit Hans Karl spricht. Im Gegensatz zu Huberta rät sie Antoinette, sich gegenüber dem Angebeteten kühl und distanziert zu verhalten: »Man muß sich immer die innere Überlegenheit menagieren.« (XII, 79)

Huberta

Eine von Antoinettes Freundinnen, mit denen sie sich vor dem Gespräch mit Hans Karl beratschlagt. Sie belauscht Helene und Hans Karl bei deren erstem Gespräch auf der Soirée und kommentiert das Geschehen in einer Weise, die die ohnehin verzweifelte und nervöse Antoinette zusätzlich verunsichert: »Aber sie [Helene] schaut ja den Theophil gar nicht an, sie is’ ja die ganze Zeit hinterm Kari her« (XII, 78). »Du behandelst ihn aber ganz falsch, wenn du dich so aus der Hand gibst« (XII, 79). »Wenn sie ihm vor einer Stunde die Jungfer ins Haus geschickt hat, so kann sie jetzt nicht die Hochmütige spielen« (ebd.).

Agathe

Kammerjungfer Antoinette Hechingens, die Hans Karl aufsucht, um in Antoinettes Auftrag die Liebesbriefe abzuholen, die sie Hans Karl geschrieben hat (vgl. Szene I, 6). Als enge und sentimentale Vertraute der Gräfin Antoinette macht sie zu jeder Zeit deutlich, wie sehr ihre Herrin noch an Hans Karl hängt und auf ein Zeichen von ihm wartet. Hans Karls Brief aus dem Feld, in dem er die Liaison aufgekündigt und Antoinette geraten hatte, sich wieder mit ihrem Ehemann Adolf Hechingen zu arrangieren, bezeichnet sie als perfide und abscheulich. Bevor Agathe Hans Karl wieder verlässt, ist sie zunächst entzückt von dessen Mitteilung, nun doch die Soirée bei den Altenwyls besuchen zu wollen. Die Freude darüber wird aber von Hans Karls Hinweis zunichte gemacht, Antoinette möge sich auf ihre Ehe zurückbesinnen. Agathe lehnt es ab, Antoinette diese Botschaft zu überbringen und schlägt vor, Hans Karl möge dies seiner ehemaligen Geliebten von Angesicht zu Angesicht mitteilen (vgl. Szene I, 15).

Neugebauer

Treu ergebener Sekretär Hans Karls, der mit ihm auch Privates bespricht. In einem kurzen Dialog (vgl. Szene I, 7) erfährt man, dass Neugebauer fünf Jahre lang mit der »Beschließerin von Schloß Hohenbühl« verlobt war (XII, 28). Aus Pflichtbewusstsein gegenüber der Verlobten eines im Krieg gefallenen Freundes hat er seine Verlobung mit der geliebten Frau aber gelöst, um nunmehr dem hinterbliebenen jungen Mädchen »eine Stütze fürs Leben zu bieten« (ebd.). Das wiederum bringt ihn in finanzielle Schwierigkeiten, weil er auch den Verpflichtungen gegenüber seiner ehemaligen Verlobten nachgekommen ist. Hans Karl, der diesen Standpunkt schlecht nachvollziehen kann, erläutert er: »Vielleicht ermessen Euer Erlaucht doch nicht zur Genüge, mit welchem bitteren, sittlichen Ernst das Leben in unsern glanzlosen Sphären behaftet ist, und wie es sich hier nur darum handeln kann, für schwere Aufgaben noch schwerere einzutauschen. [...] Der persönliche Standpunkt kann in unserer bescheidenen Welt nicht maßgebend sein« (XII, 29).

Lukas

Erster Diener Hans Karls. Er ist treu, dienstbeflissen und loyal, verhält sich diplomatisch und versteht Hans Karl blind. Er führt in Szene I, 1 den neuen Diener Vinzenz in den Dienst ein.

Vincenz

Neuer Diener Hans Karls, der von Lukas in seinen Dienst eingeführt wird (vgl. Szene I,1). Er fragt Lukas neugierig und indiskret über seinen neuen Dienstherrn aus und ist eine egoistische, übergriffige, vorlaute Person, wenn er etwa kommentiert: »Das sind mir ekelhafte Gewohnheiten. Die werde ich ihm [Hans Karl] zeitig abgewöhnen« (XII, 9). Er setzt sich über Anweisungen hinweg und zieht Hans Karls Unmut auf sich, wenn er beispielsweise Baron Neuhoff ohne Erlaubnis vorlässt. Seinen Dienst nimmt er nicht sehr genau: »Ich weiß nicht, ob der erste Diener gemeldet hat, es ist draußen eine jüngere Person, eine Kammerfrau oder so etwas...« (XII, 20). Eine Einarbeitung durch Lukas hält er für unnötig, legt aber großen Wert darauf, Informationen über Hans Karls »Besonderheiten« (XII, 8) zu erfahren, aus denen er bestimmte Handlungsabsichten seines Dienstherrn abzuleiten trachtet: »Was steckt da dahinter?« (Ebd.) »Aber ich will wissen, woran ich bin.« (Ebd.) »Was bezweckt er damit?« (XII, 9) Vinzenz dringlichstes Anliegen ist es, herauszufinden, ob Hans Karl zu heiraten oder ein Leben als Junggeselle zu führen beabsichtigt. Hans Karl bemerkt schnell, dass Vinzenz nicht zum Diener taugt und beauftragt Lukas, ihn am nächsten Tag zu entlassen.

Mann, Ein berühmter

Der berühmte Mann, namentlich Hofrat Professor Brücke, ist ein unsympathischer, selbstverliebter und geltungssüchtiger Philosoph, der unbedingt den berühmten Graf Bühl kennenlernen möchte. Das Gespräch mit Edine (vgl. Szene II, 2) beendet er abrupt, als er bemerkt, dass sie ihn mit seinem Fakultätskollegen, dem Philologen Brückner, verwechselt, den er kurzerhand zum ›philologischen Feuilletonisten‹ herabwürdigt (vgl. XII, 73). Weil er sich unter den Anwesenden nicht in rechtem Maß gewürdigt fühlt, lässt er sich über die allgemeine geistige Dekadenz aus, die von der Presse befördert werde, und folgert: »ich habe die Exklusivität dieser Kreise überschätzt, wenigstens was das geistige Leben anlangt« (XII, 75).

Furlani

Ein Clown, »der dumme August« (XII, 67) im Zirkus, den Hans Karl sich vor seinem Besuch bei den Altenwyls anschaut, um sich auf den Abend vorzubereiten. Hans Karls Charakterisierung des Clowns ist unschwer als (unbewusste) Selbstcharakterisierung zu erkennen: »Er outriert nie, er karikiert nie. Er spielt eine Rolle; er ist der, der alle begreifen, der allen helfen möchte und dabei alles in die größte Konfusion bringt.« (XII, 68) »Aber das, was der Furlani macht, ist noch um eine ganze Stufe höher, als was alle andern tun. Alle andern lassen sich von einer Absicht leiten und schauen nicht rechts und nicht links, ja, sie atmen kaum, bis sie ihre Absicht erreicht haben [...]. Er aber tut scheinbar nichts mit Absicht – er geht immer nur auf die Absicht der andern ein.« (Ebd.)

Uhlfeld, Feri

Gehört nicht zu den handelnden Figuren und wird im Figurenverzeichnis nicht aufgeführt. Er scheint an Antoinette interessiert zu sein und dieses Interesse äußerst hartnäckig zu vertreten. Antoinettes Freundin Huberta erwähnt ihn als Möglichkeit, Hans Karl eifersüchtig zu machen. Antoinette erwähnt ihn, als sie glaubt, sich von Hans Karl auch als Freund verabschieden und sich einen neuen Freund suchen zu müssen (vgl. XII, 89).

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