Riccaut de la Marliniere

Lieutnant Riccaut stellt sich Minna als Freund Tellheims vor (was dieser berichtigen wird). Der Franzose, ein Wichtigtuer, Blender und Falschspieler, hatte ursprünglich Tellheim berichten wollen, dass dessen Streitsache bald zu einem guten Ende kommen werde und ein entsprechender Brief des Königs unterwegs sei. Da er Tellheim nicht vorfindet, vertraut er sich Minna an, wobei ihn ihre Weigerung, französisch zu sprechen, in einige Verlegenheit bringt; seine Sprache ist eine drollige Mischung aus Französisch und Deutsch. Über den Verlauf von Tellheims Angelegenheiten weiß er angeblich von einem befreundeten Minister, der sich, um Riccaut einen Gefallen zu tun, für Tellheim beim König eingesetzt habe. Tatsächlich hat er, wie sich später herausstellt, seine Informationen von dem Feldjäger, der Tellheim den Brief des Königs überbringt (V, 6).

Die eigene Herkunft und militärische Laufbahn schildert Riccaut in den schönsten Farben. Nach einer Flucht aufgrund einer »Affaire d'honneur« sei er heimatlos, geworden, danach habe er »gedienet Sr. Päbstlichen Eilikheit, der Republik St. Marino, der Kron Polen, und den Staaten-General, bis ik endlik bin worden gezogen hierher.« (IV, 2) Aufgrund der vielen Ortswechsel sei er nicht zum Oberst aufgestiegen und habe nun abdanken müssen.

Trotz seiner Prahlerei erweckt Riccaut Minnas Mitleid, er überredet sie, ihm Geld zum Glücksspiel zu geben und verspricht, den Gewinn mit ihr zu teilen.