Fischel, Gerda

Klementine, Leo Fischels Frau, sucht einmal Ulrich auf, der bis vor drei Jahren in ihrem Haus verkehrt und eine Liebelei mit ihrer Tochter Gerda unterhalten hatte. Gerda ist ein modernes, zielbewusstes Mädchen von Anfang 20, das ungemein frischgewaschen wirkt (73., 310). Sie ist mager, mit langen, zarten Armen und Beinen. »Schlaffer Frühling, durchglüht von vorzeitiger Sommerstrenge« (103., 489).

Gerda hat einige Semester studiert (487). Sie ist mit einem »germanisch« denkenden Studenten, Hans Sepp, liiert, den es zu einer »deutschen Tat« drängt. Hans Sepp war zunächst Hauslehrer bei Fischels und begann dann ein Studium, das er aber nicht abschließt (485). Auf die Bitte der Mutter hin besucht Ulrich Gerda, aber es gelingt ihm nur vorübergehend, sie von Hans abzulenken.

Ein weiterer Besuch ergibt sich, als Ulrich einmal Leo Fischel im winterlichen großen Garten trifft. Sie geraten in die Gesellschaft von Gerdas germanischen jungen Freunden (einige noch Gymnasiasten), die Leo Fischel gerne flieht. Als die jungen Leute wütend über eine Diskussion mit Fischel und Ulrich über den Fortschritt abgezogen sind, bleibt Ulrich mit Gerda zurück Er erklärt ihr ›Fortschritt‹ durch das statistische Gesetz der großen Zahl, doch geht es ihm eher um die Ordnung, die dadurch entsteht.

Ulrich hat Macht über das Mädchen, aber er nutzt sie nicht aus, weil Gerda ihn nicht anzieht. Eigentlich ist es ihm gleichgültig, welcher Frauenkörper, Diotimas oder Gerdas, geistige Vorgänge in Gang setzt (103., 489).

Beim nächsten Besuch Ulrichs gibt es eine lebhafte Diskussion mit dem jungen Hans Sepp, an der Gerda sich kaum beteiligt. Hans’ halbe Umarmungen lassen Gerda unbefriedigt, so dass sie schon altjüngferlich wirkt. Aber Hans findet Sexualität unwichtig. Die Liebe zu Ulrich glüht »mutlos« in ihr (113., 551).

Dann aber eilt sie mit der Nachricht von Arnheims Interesse an den galizischen Ölfeldern, die sie von ihrem Vater hat, zu Ulrich, und Ulrich denkt, dass ihm nichts übrig bleibe, als Gerda endlich zu »verführen«. Es wird eine jämmerliche Szene, weil sie wohl seine Abneigung spürt; im entscheidenden Moment bekommt sie einen hysterischen Anfall und schreit. Danach verlässt sie beschämt sein Haus (119.). Sie treffen sich wieder bei Diotimas großer Gesellschaft, da ist sie mit Hans Sepp verlobt (III, 36., 1013).