Fischel, Leo

Prokurist bei der Lloyd- Bank mit dem Titel Direktor. Wie »alle Bankdirektoren vor dem Kriege« glaubt er an den Fortschritt (36., 135). Auch er hat eine Einladung zur Vorbereitung der Großen vaterländischen Aktion vom Grafen Leinsdorf erhalten, obwohl er nur Abteilungsleiter ist; die Familie seiner Frau gehört zur hohen Bürokratie (136). Er weiß nicht, was er von der Sache halten soll, und befragt Ulrich darüber. Was heißt »wahre Vaterlandsliebe«, »wahrer Fortschritt« und »wahres Österreich?« (134). Ulrich antwortet: »Ich schwöre Ihnen, daß weder ich noch irgendjemand weiß, was der, die, das Wahre ist, aber ich kann Ihnen versichern, daß es im Begriff steht, verwirklicht zu werden!« (135).

Fischel hatte zuvor bei seinem Generaldirektor angefragt, und der wiederum beim Gouverneur der Staatsbank, von Meier-Ballot. Dieser beriet sich am Abend im Industriellenklub mit den früheren Ministern von Holtzkopf und Baron Wisnieczky (136). Allerdings vergisst Fischel, die Einladung zu beantworten, so dass er an jenem bedeutungsvollen Abend nicht dabei ist, was seine Frau Klementine kränkt.

Fischel ist Jude, und zur Zeit seiner Eheschließung mit Klementine vor 24 Jahren war das durchaus nicht anstößig (51.). Inzwischen hat sich aber ein österreichischer Antisemitismus ausgebreitet, unter dessen Einfluss seine Frau sich ihm entfremdet; die Freunde der Tochter Gerda denken »christlich-germanisch« und pflegen ihr mystisches Germanentum in seinem eigenen Hause (73., 308). Fischel »war eine tüchtige kleine Zelle im sozialen Körper, die brav ihre Pflicht tat, aber von überall vergiftete Säfte erhielt« (51., 207). Er bringt Ulrich wieder in sein Haus, damit er Gerda ablenke (102.).

Fischel hat eine Abneigung gegen Arnheim und triumphiert, als er in einer Börsenzeitung liest, Arnheim verfolge das Ziel, die galizischen Ölfelder unter seine Kontrolle zu bringen« (119., 616). Mit dieser Kunde eilt Gerda zu Ulrich.