Stallburg, Graf

Vorsitzender der »Allerhöchsten Familiengerichtspartikularität beim Hofmarschallamt«. Ulrichs Vater hat diesem Freund und Schützer (19., 78) seinen Sohn für die Vorbereitung der Aktion zur Feier des 70jährigen Thronjubiläums des Kaisers empfohlen.

Ulrich sucht ihn in der Hofburg auf und ist wider Erwarten von der Majestät der Baulichkeiten beeindruckt. Nach der Durchquerung vieler Stockwerke und Räume mit soldatischen Wachen gelangt er in das Amtszimmer des Grafen, in »dessen Mitte der unscheinbare, kahlköpfige Mann, leicht vorgeneigt und oranghaft geknickt in den Beinen, in einer Weise vor ihm stand, wie eine hohe Hofcharge aus vornehmer Familie unmöglich durch sich selbst aussehen konnte, sondern nur in Nachahmung von irgendetwas« (20., 84). Ulrich wird klar, dass der Graf so unauffällig auszusehen wünscht wie der Kaiser selbst und wie wiederum fast alle Beamten des Reiches.

Angesichts dieses Rollenspiels begeht Ulrich den Fauxpas, als erstes um die Begnadigung des geisteskranken Lustmörders Moosbrugger zu bitten (85). Die Exzellenz nimmt es aber nicht übel, sondern entlässt Ulrich mit einem Empfehlungsschreiben an die Hauptperson der Großen vaterländischen Aktion, Graf Leinsdorf. Auf Ulrich wirkt dies alles wie »eine nicht weggeräumte Welt« – aber »sie war einfach überraschend wirklich« (86).