Walter

Ulrichs Jugendfreund Walter ist mit Clarisse verheiratet, die ihn schon liebte, als sie fünfzehn war (38.,147). »Walter hatte immer Glück gehabt mit Menschen« (118., 611). Er lebt in einer halbgelehrten Stellung und weiß nicht recht, ob er Maler oder Musiker sein will. Allerdings fällt ihm in seiner wirklichkeitsfernen Muße ohnehin nichts mehr ein (14., 52). Er spielt leidenschaftlich Wagner, den Clarisse hasst (49). Oft tut er gar nichts und lässt einfach die Zeit vergehen. Er tröstet sich mit dem Gedanken, dass das alte Europa ohnehin entartet sei. Clarisse dagegen glaubt an das Genie (17., 61 f.). Walter pflegt eifersüchtige Gefühle gegenüber Ulrich, der das Paar öfter besucht. Clarisse schlägt ihm daraufhin vor, Ulrich einfach zu töten.

Clarisse wirkt zunehmend derangiert. Sie verweigert sich Walter, vor allem will sie kein Kind. Nach einer dramatischen Szene fährt Walter in die Stadt, um an der angekündigten Kundgebung gegen die Parallelaktion teilzunehmen. Auf dem Weg hat er das Empfinden, dass »der Beamte des Kunstdepartements, der er war, aber auch der kämpfende Maler und Musiker, ja sogar der gequälte Gatte Clarissens einer Person Platz machten, die sich in keinem dieser bestimmten Zustände befand«, vielmehr in einem »Vorzustand« wie die Stadt selbst (120., 625). Er spürt bei den Menschen unterwegs eine »unbewußte Bereitschaft, aus Kleidern und Haut zu fahren« (626). (Was er dort erlebt, wird nicht erzählt.)

Am Abend dieses Tages findet Ulrich Clarisse in seinem Haus vor. Sie will das Kind nun von ihm, um nicht durch ein Kind von Walter beherrscht zu werden. Dabei ist sie überzeugt, dass Walter ohne sie zusammenfallen würde wie ein Regenschirm ohne Stock. Er werde zugrunde gehen. Ulrich: »Du und ich werden längst verhutzelt sein, aber Walter wird noch unter weißem Haar und als Direktor seines Archivs ein Jünglingsgesicht haben« (123., 657).

Clarisse lässt sich von dem Dichter Meingast, der ihr Gast ist, beeinflussen und möchte unbedingt den Verbrecher Moosbrugger sehen. Sie treibt Walter immer wieder fast zur Verzweiflung. »Walter? Warum sind wir unglücklich?!« fragt sie. Und er fühlt, »daß sein Unglück mit Clarisse durch kein Glück mit einer anderen Frau ersetzt werden könnte« (III, 26., 912). Aber er hält ihr vor, wie »lebensungerecht« ihre großen, ungemischten Forderungen seien (912). Im übrigen sei er als Ehemann rechtlich ihr Vormund (911) und könne sie am Besuch bei Moosbrugger hindern. Aber darauf verzichtet er.