Marie Abs in anderen Texten Johnsons

Mutmaßungen über Jakob (1959)

M 15-16 Ihre Ankunft in Jerichow: »Gegen Ende des Krieges hatte der Ziegeleibesitzer seine Villa [gegenüber Cresspahls Haus] ohne Nachdenken und Ausräumen stehen lassen, aber die beiden Planwagen aus einem zersplitterten pommerschen Treck wendeten ohne Anhalten vor dem offenen herrschaftlichen Tor und blieben auf der Strasse stehen vor Cresspahls Haus, und weil er nun einmal aus der Tür gekommen war, nahm er die Flüchtlinge auf und verteilte die größere Hälfte seines Hauses unter sie«. – Verkauft 1946 den Planwagen und die Pferde »gegen einen Vorrat von Korn und Kartoffeln« und geht »als Köchin in das Krankenhaus; sie war auch Köchin in Pommern gewesen aber auf einem Rittergut«.

M 17 Als Gesine Cresspahl nach dem 17. Juni 1953 und nach einer langen Nacht der Auseinandersetzungen mit dem Vater die DDR verläßt, stand »die hagere bittergesichtige Frau [...] am Tisch mit gekreuzten Armen gesenkten Kopfes unbeweglich und schwieg zu jedem Wort von Cresspahl und nahm wortlos Gesines heftige Gegenrede auf und war doch die einzige, die gegen Morgen vor der Haustür aufkommen konnte für den Abschied: Kind, – Kind: sagte sie, und Cresspahl vermied diese Anrede in den Briefbüchern, die er seiner Tochter über die Grenze schickte«. – »Und ein für alle Male hatte Gesine Cresspahl die Mutter Jakobs zu eigen genommen wie Jakob als den geschenkten grossen Bruder«.

M 18 Gesine über Frau Abs: »Ich weiss ihr Gesicht: das ist lang und knochig und in den schmalen trockenen Augen schon sehr entlegen zum Alter hin, ich habe eine Mutter gehabt alle Zeit«.

M 34-35 Verläßt an einem Mittwoch im Herbst 1956 die DDR, »neunundfünfzigjährig«, und fährt in die Bundesrepublik. Cresspahl hilft ihr dabei.

M 93 Von den Möbeln, die sie hinterlassen hat, behält Jakob »nur eine kleine Truhe aus hartem schwarzen Holz, die Gesine ihm vor sechs Jahren hatte schenken dürfen zu seinem Geburtstag«.

M 94-95 Marie Abs war »die sozusagen überzählige Bauerntochter, die die Wirtschaft lernte auf dem Rittergut in Pommern am Fluss: die lange Zeit ihre Selbstachtung befestigen musste damit dass der Junge Herr sie einmal mit dem Auto in die Stadt gefahren hatte ohne besondere Absichten und rein gefällig. [...] Das gab sich [...] mit der Ankunft des studierten Landwirtes Abs und noch mehr nach einiger Bekanntschaft mit seinen Meinungen über die ungerechte Einrichtung der Welt«.

M 96 Was Jakob nach ihrem Wegzug aus Jerichow empfindet: »Ihm war als sei sie gestorben«.

In den ›Mutmaßungen‹ hat Frau Abs den Vornamen Gertrud (M 35).

Karsch und andere Prosa (1964)

K 23 Sie schickt Gesine Pakete in den Westen, »denn Jakobs Mutter traute den Städten nicht und schickte dem Kind zur Vorsorge gestricktes aus Selbstgesponnenem, Gebackenes, Geräuchertes, Gekauftes nie, zu kaufen gab es wenig, das sich für den Westen noch geschickt hätte.«