Niebuhr, Martha (geb. Klünder)

Ehefrau von Peter Niebuhr aus Waren an der Müritz, Mutter von Günter und Klaus Niebuhr. Die Familie lebt in Berlin-Friedenau, daher werden sie die »friedenauer Niebuhrs« genannt (928). Martha und Peter kommen im Sommer 1943 bei einem Bombenangriff im Ostseebad Rerik ums Leben, ihre Söhne wachsen bei Peters Bruder Martin Niebuhr und seiner Frau Gertrud an der Havelschleuse bei Wendisch-Burg auf.

729 Cresspahl schätzt Peter Niebuhr und ihm »gefiel auch die Frau, die der andere sich ausgesucht hatte, die Martha Klünder aus Waren, immer noch ein Mädchen, mit allen schüchtern außer mit dem Mann, gar nicht mehr die Beamtentochter, als die er sie kennen gelernt hatte. Cresspahl sah auf solche Ehe, kaum jünger als seine, nicht ohne Neid hin.«

768 Beim Leichenschmaus nach Lisbeth Crespahls Beerdigung im November 1938 wäre Peter Niebuhr »am liebsten mit Martha vor die Stadt gegangen«, bleibt aber Mr. Smith aus Richmond zuliebe, »der so erfreut war über Marthas Oberschulenglisch; nun konnte er auf seine Frau auch noch stolz sein«.

928-930 Im Sommer 1943 verbringen die friedenauer Niebuhrs ihren Urlaub an der Ostsee in Rerik. In der zweiten Ferienwoche kommt die zehnjährige Gesine auf Niebuhrs Einladung dazu. Martha und Peter sind bedrückt, weil Peter seine UK-Stellung im Landwirtschaftsministerium verloren hat und gleich nach dem Urlaub an die Ostfront muss. »So wie Martha Niebuhr in diesem Sommer war, soll sie sich vorher nie gezeigt haben. Wer sie in der Küche überraschte, sah sie weinen.« Sie verhält sich ungewohnt streng zu ihrem Ältesten Klaus. »Sie sieht aber auf Bildern aus anderen Jahren fröhlich aus, zärtlich, mit vorfreudig halb geöffneten Lippen, ein großäugiges, dunkles Mädchen, das seinen Kopf an Peters Arm hält, wo sie ihn nur erwischen kann.«

930-932 Wenige Tage nach Gesines Ankunft in Rerik, an einem Sonntagnachmittag, kommen Peter und Martha Niebuhr bei einem Luftangriff ums Leben. Ihre beiden Söhne überleben. »So blieb Peter mit seiner Martha zusammen, in einem gemeinsamen Sarg in der Erde von Wustrow.«

Vgl. auch 1594. Anhang IX.

In »Skizze eines Verunglückten« (1982) sind Martha und Peter Niebuhr mit dem Schriftsteller Joachim de Catt und seiner Frau befreundet. Hier dichtet Johnson ausgerechnet der in »Jahrestage« so glücklich verheirateten Martha einen Ehebruch an: Sie wird in einem Salzburger Hotel mit einem Unbekannten gesehen, »der sich zu ihr betragen habe wie ein Liebhaber« (S 38).