Rammin, Axel von

Baron auf Gut Beckhorst.

356-358 Am 1. April 1933, dem Tag des ›Judenboykotts‹, besorgt Rammin bei dem jüdischen Tierarzt Dr. Semig im Auftrag seines österreichischen Freundes Graf Naglinsky ein Mittel gegen »Eulwenzwang«, an dem Naglinskys Hund nach dessen Auskunft leidet. Die Blamage um das missverstandene Wort (Ohrenzwang) versetzt ihn so in Rage, dass er beim Verlassen des Semigschen Anwesens mit seiner Kutsche auf die SA-Männer zuhält, die sich vor Semigs Haus postiert haben. Dabei wird Ossi Rahn verletzt. – Offenbar durch Rammins Berichte über den Vorfall in den Adelskreisen des Jerichower Winkels verliert Schlachter Methfessel, den Rammin ebenfalls an der Straße vor Semigs Haus hatte stehen sehen, »binnen einer Woche drei Adelsgüter als Kunden«, während Dr. Semig und seine Frau Dora am Sonntag darauf »von einer Familie Plessen zum Mittagessen gebeten« wird.

360-362 Im Mai 1933 reicht Rammin durch seinen Anwalt Avenarius Kollmorgen Klage gegen Ossi Rahn ein. Rahn wird daraufhin zweimal auf Rammins Gut Beckhorst erwischt, das zweite Mal bei dem Versuch einer Brandstiftung. Er wird zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. »Der Adel hielt es nur für billig, daß er gegen Frechheiten des Pöbels verteidigt worden war, und wollte es der neuen Regierung immerhin zugutehalten.«

545 Vermittelt dem wegen seiner jüdischen Herkunft gefährdeten Tierarzt Dr. Semig eine Stelle als Veterinär bei seinem Freund Graf Naglinsky in Österreich, die Semig im Dezember 1937 annimmt.

805 Nach Pastor Brüshavers Verhaftung im November 1938 und der Vertreibung seiner Frau Aggie aus Jerichow verlässt Rammin »aus ›nationalsozialistischen und religiösen Gründen‹ die Deutsche Glaubensbewegung, öffentlich, per Anzeige«.