Wollenberg, Lise

Tochter von Heinz Wollenberg in Jerichow; Mitschülerin von Gesine Cresspahl im Gustaf Adolf-Lyzeum in Gneez, an der Gneezer Brückenschule und an der Fritz Reuter-Oberschule.

778 Junglehrer Knick, Nachfolger von Frau Dr. Weidling an der Fritz Reuter-Oberschule, entschuldigt sich bei Lise für einen Wutanfall, den er auf eine kesse Bemerkung von ihr bekommt. »Heinz Wollenberg galt noch als Stütze der Gesellschaft, und Lise bekam von dem jungen Mann die Entschuldigung für seinen Wutausbruch.«

935 Geht gemeinsam mit Gesine Cresspahl von 1943 an ins Gustaf Adolf-Lyzeum in Gneez. Ihretwegen kann Gesine Verspätungen nicht auf den Zug schieben, »denn Lise Wollenberg war auch damit und pünktlich gekommen«.

963 Im Januar 1945 geht Lise Wollenberg »durch den ganzen Zug und suchte nach einer gewissenlos weggeworfenen Kippe für ihren Vater, denn auf die Raucherkarten hatte es wieder nur 10 Zigaretten auf sechs Abschnitte gegeben«.

1207 Als am 1. Oktober 1945 der Schulunterricht wieder aufgenommen wird, hält ihr Vater sie zu Höflichkeit gegenüber Gesine Cresspahl an, weil Cresspahl nun Bürgermeister ist.

1332 An der Gneezer Brückenschule 1947 wird sie verpetzt, weil sie über den Scheitel in Stalins Oberlippenbart gelacht hat: »ihr Schreck war Strafe genug, sie bekam eine Fünf in Russisch und eine Fünf in Betragen.«

1462 Geht mit Gesine Cresspahl im Frühjahr 1947 in die Tanzstunde von Herrn Knaak im Hotel Sonne in Gneez. Bei den Jungen heißen die beiden »die Helle und die Dunkle aus Jerichow«. Während Gesine den Tanzunterricht hasst, verfolgt Lise, »die schöne, die lustige, die langbeinige Lise« Herrn Knaaks Sprünge »mit selbstvergessenem Lächeln [...]; Lise wußte in allem so Bescheid«. Sie hält Gesine vor: »Wie willst du denn einen Mann kriegen, wenn du nich tanzen lernst!«

1556-1560 Über Gesine Cresspahls gespanntes Verhältnis zu Lise Wollenberg. Lise macht sich überall lieb Kind, passt sich an, wickelt die Lehrer um den Finger, »blond wie sie war, befangen-mädchenhaft wie sie blicken konnte in Augenblicken der Gefahr, scherzhaft-vertraulich, wenn es ans Einschmeicheln gehen sollte«. Sie drängt Gesine aus einem Gespräch mit den begehrten »Herren« Sieboldt und Gollantz aus der elften Klasse, benutzt die stillere Freundin als ›Kontrast‹, der ihre eigenen Vorzüge hervortreten lässt, und als »Anstandsdame« bei Spaziergängen mit Verehrern. Die Jungen verlieben sich reihenweise in sie, aber sie fertigt sie schnippisch ab, so dass sie Gesine als Vermittlerin bemühen. Sie schenkt Gesine ein Kleid, »da sie aus den neuen Staatsläden moderne bekam«, aber Gesine zieht es nie an. – Auf Anraten ihres Vaters tritt Lise der »Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion« bei. – Als ihr Vater ihr nach den Weihnachtsferien (1948) ein Zimmer in Gneez besorgt und damit die gemeinsamen Zugfahrten zur Schule entfallen, ist Gesine erleichtert.

Lise Wollenberg »hatte ein Ziel vor den Augen; sie ist heute Steuerberaterin im Sauerland, Bundesrepublik«.

1585 Da Gesine sich im Januar 1949 von ihr weg an einen Tisch mit Pius Pagenkopf setzt (vgl. 1576 f.), holt Lise Monika Lindsetter an ihren Tisch, denn deren kurzes Haar »nahm sich apart aus neben Lises langen Locken«. Gesines Entscheidung für Pius als Tischnachbarn kommentiert sie gehässig: »bei so einem Vater sei die Cresspahl ja klug beraten, sich an die neue Herrschaft zu hängen«.

1701-1702 Lehramtsanwärter Weserich weist Lise Wollenberg gründlich zurecht, nachdem sie sich über sein Aussehen mokiert hat.

1800 Bei den Verhaftungen im Zusammenhang mit Dieter Lockenvitz' Briefaktion wird Lise bei Buchbinder Maaß auf dem Dachboden versteckt und soll, falls die Staatssicherheit nach ihr fragt, von Frau Maaß nachts in den Gräfinnenwald gebracht werden »zu einem Auto, mit dem sie gerettet worden wäre nach Berlin«. Die ganze Aktion ist müßig, denn die Staatssicherheit interessiert sich nicht für sie. »Als ob sie ganz ohne Behuf sei, eine unergiebige Lise Wollenberg.«

Vgl. auch 1018. 1251. 1278. 1476. 1578. 1608. 1610. 1649. 1671. 1672. 1679. 1705. 1723. 1728. 1820.