Thomas Manns Bildvorlagen zur Ketônet passîm

Nachfolgende Galerie der Bildvorlagen, die bei der Gestaltung der Ketônet passîm mit einiger Sicherheit Pate gestanden haben, zeigt nach Möglichkeit Reproduktionen aus Thomas Manns Quellenwerken. Wo dies aus Gründen des Copyrights nicht möglich oder die Bildqualität nicht ausreichend ist, werden entweder die von den Quellenwerken selbst verwendeten älteren Bildvorlagen oder heutige Fotografien der Objekte verwendet. Eine detaillierte Rekonstruktion der Bildvorlagen hat schon vor vielen Jahren Berger (S. 128-131) geleistet, auf die hier bei vielen Motiven dankbar zurückgegriffen wird.

Die Betitelung der Bilder übernimmt die Bildunterschriften aus Thomas Manns Vorlagen. Es folgen kurze Erläuterungen zur Herkunft und zum heutigen Standort der Objekte sowie Informationen zur Herkunft der hier verwendeten Digitalisate.

Bestickte Prunkgewänder

»Sonderbar ungewiß war das jungfräuliche Gewand in den Händen zu wiegen, denn es war leicht und schwer zugleich und von ungleicher Schwere da und dort: leicht durch sein äußerst blaßblaues Grundgewebe, so fein gesponnen, als sei es ein Hauch der Luft, ein Nebel und Nichts, in einer Hand zusammenzupressen, daß man es nicht mehr sähe, und wieder von überall eingesprengter Schwere, durch die Bildstickereien, die es bunt und glitzernd bedeckten, ausgeführt in dichter, erhabener Arbeit, golden, bronzen, silbern und in allerlei Farbe des Fadens: weiß, purpurn, rosa, olivenfarben, auch schwarz und weiß und bunt zusammengefügt, wie man in Schmelzfarben malt, – die sinnigsten Zeichen und Bilder.« (IV, 297)

»Der Knabe staunte. Er zog die Luft ein durch seinen offenen, lachenden Mund. Die Metallstickereien glitzerten im Lampenlicht. Silber- und Goldblitze überblendeten zwischen den unruhigen Armen des Alten zuweilen den stilleren Farbenschein, den Purpur, das Weiß, Olivengrün, Rosa und Schwarz der Zeichen und Bilder, der Sterne, Tauben, Bäume, Götter, Engel, Menschen und Tiere im bläulichen Nebel des Grundgewebes.« (IV, 481)

[1] »Stickerei auf einem Königsgewande« (Meissner I, S. 68, Abb. 12). – Zeichnung nach einem Relief im Nordwest-Palast des Assurnasirpal II. in Nimrud. – Vorlage des Digitalisats: Austen H. Layard, The Monuments of Nineveh. Teil I. London 1849 (Plate 9: »Embroidery on the upper part of the robe of a King«). – Bildquelle: Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg: Heidelberger historische Bestände – digital. Lizenz: Creative Commons BY-NC-SA.

Dazu Meissner: »Die Prunkgewänder waren mit Buntstickereien in der herrlichsten Weise verziert; einige weisen ganze gestickte Gemälde auf, z. B. die von 2 Genien befruchtete Dattelpalme (s. Abb. 11 und 12), ein Gilgamesch mit 2 Löwen, die mit 2 Stieren kämpfen u.a.m.« (Meissner I, S. 69)

[2] »Marduk-nadin-ach« (Meissner I, Tafel-Abb. 17; auch in Benzinger, S. 75, Abb. 56; Hommel, 457). – Stich nach einem Kudurru aus der Zeit des Marduk-nadin-ahhe (reg. 1099-1082 v. Chr.). – Fotografien des Grenzsteins mit ausführlichen Erläuterungen auf der Webseite des British Museum. – Vorlage des Digitalisats: Hommel, 457.

Dazu Benzinger: »Der Hemdrock des Königs Marduknadinache (um 1100) ist über und über mit Buntstickerei verziert (Abb. 56).« (Benzinger, S. 77)

[3] »Assurbanipal mit der Königin in der Weinlaube« (Hommel, Bildtafel nach S. 696; auch in Benzinger, S. 104, Abb. 121; Meissner I, Tafel-Abb. 46; Bezold, S. 100 f., Abb. 93-94). – Stich nach einem Relief aus der Zeit Assurbanipals (reg. 668-627 v. Chr.). – Fotografien des Reliefs auf der Webseite des British Museum. – Vorlage des Digitalisats: Hommel, 696.

Dazu Benzinger: »Die Gemahlin Assurbanipals auf Abb. 121 trägt ein mit reicher Stickerei verziertes Ärmelhemd und darüber einen ebensolchen Mantel, beides dem Männergewand ziemlich gleich.« (Benzinger, S. 83)

Ischtarfiguren

»Ischtar-Mami's Figur war oft und in verschiedener Ausführung dargestellt, nackt und klein, wie sie mit den Händen Milch aus ihren Brüsten preßt, Sonne und Mond zu ihren Seiten. Überall kehrte vielfarbig der fünfstrahlige Stern wieder, der ›Gott‹ bedeutet, und silbern glänzte öfters die Taube, als Vogel der Liebes- und Muttergöttin, im Gewebe.« (IV, 297)

[4] »Die Ištar von Ta'anek« (Jeremias I, S. 228, Abb. 104, auch in Benzinger, S. 49, Abb. 21). – Zeichnung nach einer bei Tell Ta'anek gefundenen Astartefigur. – Vorlage des Digitalisats: Jeremias I, 228.

[5] »Nackte babylonische Göttin« (Benzinger, S. 49, Abb. 19). – Zeichnung nach einer Tafel aus Mesopotamien. – Vorlage des Digitalisats: Léon Heuzey, Catalogue des Antiquités Chaldéennes [Musée National du Louvre]. Paris 1902, nach S. 349, Abb. 208. – Bildquelle: Internet Archive (Direktlink zur Tafel).

[6] »Astarte mit Hathor-Perücke aus Gezer« (Benzinger, S. 51, Abb. 22). – Zeichnung nach einer bei Gezer gefundenen Tafel. – Vorlage des Digitalisats: R. A. Stewart Macalister, The Excavation of Gezer. Teil II, London 1912, S. 413, Abb. 498 (»Hathor-Ashtoreth Plaque of Egyptian Type«). – Bildquelle: Internet Archive (Direktlink zur Abbildung).

[7] »Kudurru des Königs Meli-Šipak II., der seine Tochter Hunnubat-Nanâ vor die Göttin Nanâ führt« (Jeremias II, 340, Abb. 167) – Über den Figuren Ischtars Stern (Venus), Mond und Sonne. – Fotografie des im Louvre befindlichen Grenzsteins aus der Zeit des Meli-Shipak (reg. 1186-1172). – Foto: Marie-Lan Nguyen (Jastrow). Lizenz: Gemeinfrei. Bildquelle: Wikimedia Commons.

»Ihre älteste Darstellung ist die einer Mutter, die ihr Kind säugt oder die Hände an die Brüste drückt, um aus ihnen Milch herauszupressen [...]. Fast die gleichen Darstellungen finden sich im prähistorischen Ägypten, in Syrophönizien, in Kleinasien, in den Resten des vorhellenischen Altertums, in den mykenischen Schichten, auf Kreta, in den neolithischen Schichten und schließlich in Westeuropa [...].« (Mereschkowskij, 139 f.)

»Das Wort ›Gott‹, auf sumerisch Dingir, auf babylonisch El, wird in der Keilschrift durch einen fünfstrahligen Stern dargestellt.« (Mereschkowskij, S. 163)

»Das altsumerische Zeichen für Himmel und Gottheit zugleich ist ∗, ein 8- oder 16-strahliger Stern. Es ist sehr wohl möglich, daß das Zeichen (Sinnbild) vom Pol des Himmels, von dem die Meridiane ausgehen, [...] abgelesen ist. [...] Das schließt gar nicht aus, daß man dann bei dem Schriftzeichen als Stern speziell an Venus gedacht hat, die als erster oder letzter am dämmernden Himmel leuchtender Stern im Orient gern mit dem ganzen Himmel gleichgestellt wird. Als Repräsentantin des Alls ist sie ja als die Urmutter im religiös-mythologischen Denken schließlich auch älter als der von ihr abgespaltene männliche Urvater, der dann im Himmelspol verehrt wird.« (Jeremias II, 134 f.)

»Ištar als Venus ist die ›leuchtende Fackel Himmels und der Erde‹. In der Grenzsteinsymbolik bezeichnet der 8- oder 16-strahlige Stern Ištar-Venus neben Sonne und Mond.« (Jeremias II, S. 338 f.)

Für die Taube als Ischtar-Tier hatte TM vermutlich keine Bildvorlage, sondern stützte sich auf Hinweise bei Jeremias (I, S. 354) und Mereschkowskij (S. 246 f.).

Gilgamesch mit dem Löwen

»Gilgamesch, der Held, zu zwei Dritteilen Gott und zu einem Mensch, war da zu sehen, wie er im Arm einen Löwen drosselt.« (IV, 297) – »›Ihr himmlischen Lichter!‹ stieß Joseph hervor. ›Wie schön ist das! Das ist Gilgamesch mit dem Löwen im Arm, ich erkenn' ihn von weitem!‹« (IV, 481)

[8] »Gilgameš als Löwentöter. Relief an assyrischen Palästen« (Jeremias I, S. 159, Abb. 45; auch in Bezold, S. 97, Abb. 91) – Fotografie des im Louvre befindlichen Hochreliefs vom Palast Sargons II. in Dur-Sharrukin (Khorsabad). - Vorlage des Digitalisats: Bezold, S. 97, Abb. 91.

[9] Zeichnung eines ähnlichen Reliefs aus Khorsabad. – Vorlage des Digitalisats: George Smith, The Chaldean Account of Genesis. London 1876. – Bildquelle: Wikimedia Commons. – Vgl. auch Internet Archive.

[10] Moderne Fotografie von [8]. – Foto: quark. Lizenz: Gemeinfrei. Bildquelle: Galerie Roi President.

Das »Skorpionmenschenpaar«

»Deutlich erkannte man das Skorpionmenschenpaar, das am Ende der Welt das Tor bewacht, durch welches die Sonne zur Unterwelt eingeht.« (IV, 297) – »Ist das das Skorpion-Menschenpaar mit den Stachelschwänzen? Gewiß bin ich nicht, doch scheint es mir so, wenn auch begreiflicherweise die Augen mir etwas tränen.« (IV, 482)

[11] »Skorpionmenschen nach einem Siegelzylinder« (Meissner II, S. 195, Abb. 32; auch in Jeremias II, S. 222, Abb. 138). – Vorlage des Digitalisats: George Smith, The Chaldean Account of Genesis. London 1876, S. 262. – Bildquelle: Internet Archive (Direktlink zur Abbildung). – Rechts eine Abrollung dieses Siegels aus dem British Museum.

Dazu Meissner in seiner Nacherzählung des Gilgamesch-Epos (Tafel IX, 41-123; vgl. Ungnad, S. 89-91): Gilgamesch »begibt sich auf die Reise zu seinem Ahn Ut-napischti, der zu den Seligen entrückt ist [...]. Die Wanderung führt ihn [...] zum Gebirge Masch am Ende der Welt, wo der Himmseldamm mit der Unterwelt zusammenstößt, und das Tor sich befindet, das die Sonne täglich passiert. Hier ist als Torwächter das riesenhafte Skorpionmenschenpaar (s. Abb. 32) aufgestellt, dessen bloßer Anblick den Tod bringt.« (Meissner II, 194 f.)

Ischtars Liebhaber

»Man sah unterschiedliches Getier, einst Buhlen der Ischtar, verwandelt von ihr, einen Wolf, eine Fledermaus, dieselbe, die einst Ischallanu, der Gärtner, gewesen.« (IV, 297 f.) – »Warte, warte! Ihr Zebaoth, was für Getier! Das sind die Buhlen der Göttin, Roß, Fledermaus, Wolf und der bunte Vogel!« (IV, 481)

Hier hatte TM vermutlich keine Bildvorlagen, sondern stützte sich auf das Gilgamesch-Epos selbst (Tafel VI, V. 51-77; vgl. auch Ungnad, S. 80 f.) oder auf dessen Nacherzählungen bei Meissner II, 183 f. und Jeremias II, 436 bzw. auf das Zitat bei Mereschkowskij, 240.

Tammuz

»In einem bunten Vogel aber erkannte man Tammuz, den Schäfer, den ersten Gesellen ihrer Wollust, dem sie Weinen bestimmt hatte Jahr für Jahr«. (IV, 298) – »Warte, warte! Ihr Zebaoth, was für Getier! Das sind die Buhlen der Göttin, Roß, Fledermaus, Wolf und der bunte Vogel!« (IV, 481)

Für diese Passage gibt es weder Bildvorlagen noch (explizite) Vorbilder in den Quellenwerken. Die Anregung zur Identifizierung des Vogels bzw. des (in einen Vogel verwandelten?) ›bunten Schäfers‹ aus dem Gilgamesch-Epos (VI, 48) mit dem zuvor (46 f.) genannten Tammuz dürfte, wie Berger gezeigt hat (130, Anm. 178), auf eine Anmerkung Ungnads zurückgehen, der den »bunten Schäfer« als »Vogel« deutet, »dessen Ruf wie ›kappi‹ (d.i. ›mein Flügel‹) klingt« (Ungnad, S. 80, Anm. 2).

Das Menschenpaar mit Schlange

»Da Rahel das Kleid ließ durch ihre Hände gehen, sah sie einen Mann und ein Weib sitzen zu beiden Seiten eines Baumes, nach dessen Früchten sie die Hände streckten; aber im Rücken des Weibes bäumte sich eine Schlange.« (IV, 298)

[12] »Altbabylonischer Cylinder, den Fall darstellend« (Hommel, S. 398; auch in Bezold, S. 144, Abb. 137 und, als Fotografie, in Jeremias I, 89 mit der Unterschrift: »Lebensbaum mit göttlichen Wesen und Schlange«). – Zeichnung nach einem im British Museum befindlichen Siegelzylinder aus Chaldäa (2200-2100 v. Chr.). – Vorlage des Digitalisats: Hommel, S. 398.

[13] Abrollung vom Original (British Museum). – Foto: © Trustees of the British Museum. Mit freundlicher Genehmigung des British Museum.

Dazu Hommel, der die rechts sitzende Figur aufgrund der Hörnermütze als Gott identifiziert: »Meines Erachtens dürfen wir hier getrost einen der abgefallenen Götter [...], wie er den Menschen verführt, von dem verbotenen Baume zu essen und ihm von der Schlange ins Ohr flüstern lässt, erblicken; auch nach biblischer Anschauung ist ja der Satan der Fürst der gefallenen Engel« (Hommel, S. 398).

Jeremias dagegen weist die vieldiskutierte Annahme, der Siegelzylinder stelle den biblischen Sündenfall dar, energisch zurück, deutet das Bild vielmehr als eine auf das Gilgamesch-Epos bezogene Darstellung: Es stelle den (vergöttlichten) Noah-Utnapischtim und seine Frau am Lebensbaum dar, der Lebensbaum versinnbildliche das Lebenskraut, das Gilgamesch auf seinen Rat hin suche und das die Schlange ihm stehle (XI, 279-305). Schließlich konzediert er: »Es ist demnach eine Verwandtschaft der Sage mit der biblischen Erzählung im weiteren Sinne möglich.« (Jeremias I, 89).

Mereschkowskij: »Es ist uns ein babylonischer Siegelzylinder erhalten mit der Darstellung eines Ehepaares, das zu beiden Seiten eines Baumes mit Früchten sitzt; die beiden strecken ihre Hände zu ihm aus, als wollten sie eine Frucht pflücken; im Rücken der Frau ist eine Schlange.« (Mereschkowskij, S. 181)

Die bärtigen Engel am heiligen Baum

»Und ein heiliger Baum wiederum war gestickt: an dem standen zwei bärtige Engel gegeneinander und berührten ihn zur Befruchtung mit den schuppigen Zapfen der männlichen Blüte; über dem Lebensbaum aber schwebte, von Sonne, Mond und Sternen umgeben, das Zeichen der Weiblichkeit.« (IV, 298) – »O ihr Elohim, nahebei verschönt es sich noch, und alles wird deutlich! Was tun die bärtigen Geister am Baum? Sie befruchten ihn...« (IV, 482)

[14] »Befruchtende Genien auf einer Gewandstickerei von Nimrud-Kelach« (Jeremias I, S. 80, Abb. 29; auch in Benzinger, S. 228, Abb. 272: »Heiliger Baum (Palme) mit Genien«; Meissner I, S. 205, Abb. 45). – Detail eines Reliefs im Nordwest-Palast des Assurnasirpal II. in Nimrud (vgl. hier Abb. 1). – Vorlage des Digitalisats: Austen H. Layard, The Monuments of Nineveh. Teil I. London 1849 (Plate 9: »Embroidery on the upper part of the robe of a King«). – Bildquelle: Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg: Heidelberger historische Bestände - digital. Lizenz: Creative Commons BY-NC-SA.

Dazu Jeremias: »Im rationalen Sinn handelt es sich [...] um die Darstellung der künstlichen Befruchtung der Dattelpalme. Der an sich einfache Vorgang ist aber in der Symbolik religiös gewendet. Die Dattelpalme gilt als heiliger Baum, als Lebensbaum« (Jeremias I, S. 79).

Dazu Benzinger: »Vielleicht das beliebteste aller Motive war der Lebensbaum. Er wird schon auf babylonischen Bildern als Palme mit dem siebenfächerigen Palmblatt dargestellt (Abb. 272). Die Palme (tamar) ist zugleich Symbol der Astarte.«

Mereschkowskij über dieses Bildmotiv: »Diese heilige Darstellung wiederholt sich unzähligemale auf den Wandreliefs, geschnittenen Steinen, Tonblöcken, Zylindern, Ziegelsteinen und gewebten Stoffen. [...] De[r] Kegel, mit dem sie [die Engel] den Baum des Lebens berühren, ist die männliche Blüte der Palme. [...] Neben ihm [dem Phalluskegel] schwebt über dem Baume des Lebens das Parallelogramm der Kteïs, wie immer zwischen der Sonnenscheibe, der Mondsichel und Sternen, was darauf hinweist, daß es ein Geheimnis ist, das sich im Himmel vollzieht: das himmlische Geheimnis des Geschlechts ist das ewige Leben, die Auferstehung.« (Mereschkowskij, S, 253)

»Ich habe mein Kleid ausgezogen«

»Auch waren Sprüche mit eingestickt, in breitspitzen Zeichen, die lagen und schräg oder gerade standen und sich verschiedentlich kreuzten. Und Rahel entzifferte: ›Ich habe mein Kleid ausgezogen, soll ich's wieder anziehen?‹« (IV, 298) – »Und was steht geschrieben? ›Ausgezogen – hab' ich – mein Kleid, soll ich's – wieder anziehn?‹ Wunderbar!« (IV, 482)

Hoheslied Salomo 5, 2-4: »Ich schlief, aber mein Herz war wach. Da ist die Stimme meines Freundes, der anklopft: ›Tu mir auf, liebe Freundin, meine Schwester, meine Taube, meine Reine! Denn mein Haupt ist voll Tau und meine Locken voll Nachttropfen.‹ ›Ich habe mein Kleid ausgezogen – wie soll ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen - wie soll ich sie wieder schmutzig machen?‹ Mein Freund steckte seine Hand durchs Riegelloch, und mein Innerstes wallte ihm entgegen.«

Kampf mit einem Greifen

»Und dort kämpft, wie ich sehe, einer mit einem Greifen und schwingt die Keule.« (IV, 481)

[15] »Drachenkampf mit geflügeltem Greif« (Jeremias I, 58, Abb. 14). – Zeichnung nach einem Siegelzylinder. – Vorlage des Digitalisats: Jeremias I, 58.

[16] »Drachenkampf eines geflügelten Gottes mit Blitz (Adad)« (Jeremias I, S. 430, Abb. 238; auch in Hommel, S. 499; Bezold, S. 123, Abb.113; Meissner II, S. 122, Abb. 28). – Zeichnung nach einem Relief am Eingangstor eines kleinen Tempels in Nimrud. – Vorlage des Digitalisats: Layard, Austen Henry, A Second Series of the Monuments of Nineveh. London 1853, Tafel V (»Bas-Relief at an Entrance to a Small Temple (Nimroud)«. – Bildquelle: Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg: Heidelberger historische Bestände - digital. Lizenz: Creative Commons BY-NC-SA.

Die Baumgöttin

»Ich muß aufstehen, Kaufmann, ich sehe das Obere nicht: die Dattelpalme, aus der eine Göttin die Arme streckt mit Speise und Trank...« (IV, 482)

[17] »Dattelpalme eines ägyptischen Reliefs aus der 18. Dyn. An ihr der Arm einer Speise und Trank spendenden Göttin« (Jeremias I, S. 79, Abb.26) – Vorlage des Digitalisats: Jeremias I, 79.

Jeremias sieht dieses Motiv eng verbunden mit dem babylonischen Motiv des Lebensbaums und insbesondere mit dem Motiv der Dattelpalme mit befruchtenden Genien (vgl. hier Abb. 14). Dessen Deutung fortsetzend schreibt er: »Die Dattelpalme gilt als heiliger Baum, als Lebensbaum [...]. Abb. 26 zeigt die Dattelpalme auf einem ägyptischen Relief der 18. Dynastie; an ihr die beiden Arme einer Speise und Trank spendenden Göttin.« (Jeremias I, 79).

Letzte Änderung: 03.08.2013  |  Zurück zum Artikel »Ketônet passîm«  | Zurück zum Lexikon