Behrens, Dr.

Hofrat Dr. Behrens, leitender Arzt im Lungensanatorium »Berghof« in Davos, »ein knochiger Mann [...], schon ganz weiß auf dem Kopf, mit heraustretendem Genick, großen, vorquellenden und blutunterlaufenen blauen Augen, in denen Tränen schwammen, einer aufgeworfenen Nase und kurzgeschnittenem Schnurrbärtchen«. Seine Backen sind blau, seine Hände und Füße »kolossal« (III, 73). Behrens' Frau ist an Tuberkulose gestorben (IV, 201 ff.), die beiden erwachsenen Kinder leben an anderen Orten (V, 434). Seinem Haushalt steht die Oberin von Mylendonk vor.

Behrens übt seinen Beruf mit grimmiger Lust aus, Lust an seiner Kompetenz und seiner Macht über die Kranken. Über die Grenzen dieser Macht hat er keine Illusionen, darum redet er immer zynisch-burschikos daher, auf du und du mit den Symptomen. Der Tod ist ihm alltägliche Gegenwart. Von geheilten Patienten hört man selten, mehr von solchen, die immer noch länger bleiben müssen oder wollen. Settembrini, der Aufklärer, nennt ihn Rhadamanth (Totenrichter) und Teufelsknecht (III, 95; V, 338). Behrens sagt, er sei ein Angestellter des Todes: Ich kenne ihn, »man überschätzt ihn« (VI, 809).

Im Kapitel »Humaniora« dürfen Hans Castorp und sein Vetter die Ölbilder betrachten, die Behrens gemalt hat, darunter auch eines von Madame Chauchat. Nach dem durch physiologische Gespräche angeregten Nachmittag erklärt der Hofrat plötzlich: »Ich werde nun melancholisch. [...] Sehen Sie, das kommt so über mich.« (V, 404).

Mitunter hat er Jähzornsanfälle, einmal trifft es Castorp, der plötzlich entlassen werden soll (VI, 631); der Anlass war eine Liebesaffäre im Haus (»Ich bin kein Kuppelonkel!«). Beim Fastnachtsfest stellt Behrens eine groteske Figur dar (V, 500).

Sein Vorbild bei Katia Mann hieß Jessen (Kommentar S. 65 ff.)