Drüben am Markt (1861)

Bürgermeister

Vater Sophies, der sich seines Standes bewusst ist und entsprechend auftritt: »Es war eine stattliche Gestalt; er trug den starken Kopf aufrecht und trat so fest einher, daß ihm bei jedem Schritt die wohlgenährten Wangen schütterten« (I, 451). Christoph ist recht unwohl beim Gedanken, dass er bei diesem Herrn um die Hand Sophies anhalten muss: »Der Doktor aber wußte nicht, weshalb es ihm heute unbehaglich war, sich diesen huldreich zu ihm redenden Herrn als den Vater jenes hübschen Mädchens zu denken; immer wieder bis vor der Tür des großen Giebelhauses, zu der er ihn zurückbegleitete, stand es vor seiner Seele, wie unbequem es sein müsse, diesem gewichtigen Mann eine Bitte vorzutragen oder im geheimen Zwiegespräch gegenüberzustehen« (I, 451).

Christine

Nichte Christophs, die bei ihm lebt und ihn verleugnen muss, wenn »von drüben« (I, 464), also von Sophie und ihrem Ehemann, gefragt wird, ob er an einer ihrer Gesellschaften teilnehmen wolle.

Christoph (der Doktor)

Christoph ist ein herzensguter und fröhlicher Mensch, der zwar aus einfachen Verhältnissen stammt, aber studiert hat und Doktor ist. Weder ist er besonders hübsch, noch achtet er sonderlich auf seine Erscheinung: Seine »kleine pralle Gestalt« (I, 444), das »wirre Haar, das runde ausdruckslose Gesicht« (I, 462) sind nicht dazu angetan, die Frauen zu begeistern.

Nach Christophs erster Begegnung mit Sophie im Haus des Bürgermeisters glaubt er fälschlich, dass sie in ihn verliebt ist. Er hingegen ist sich seiner Gefühle schnell sicher. Er beginnt daraufhin, ein Zimmer in seinem Haus auszustaffieren, wobei er sich auf die Hilfe seines Freundes, des Justizrats Eduard, verlässt. Dessen Vorschlägen folgt er weitgehend, besteht aber auf einer bestimmten Wandtapete. Diese weist anspielungsreich darauf hin, dass er sich durchaus bewusst ist, sich eine nicht standesgemäße Hochzeit vorgenommen zu haben. Als es allerdings darum geht, Christoph selbst auszustaffieren, lehnt dieser dankend ab. Er erkennt nicht, dass es die ›feinen Unterschiede‹ zu überwinden gilt, wenn er Sophie erobern will. Sein vermeintlich amüsantes Äußeres ist somit das Stigma, das ihm aufgrund seiner ›minderen‹ Herkunft anhaftet und das er (zunächst) selbst nicht als Stigma erkennt.

Als das Zimmer fertig ist, bittet Christoph den Justizrat im Rahmen eines Tanznachmittags, für ihn um Sophies Hand anzuhalten. Deren Antwort fällt denkbar knapp aus: »Ich kann es nicht« (I, 461). Christoph ist allerdings nach wie vor nicht in der Lage, den Grund dafür in seinem Äußeren zu sehen, das seine Herkunft verrät: »Jetzt, jetzt mußte er selbst die Antwort auf seine Frage finden. – – Aber er fand sie nicht« (I, 462). Erst als er später zwei Schmetterlingen beim Liebesspiel zuschaut, wird ihm klar, dass er »kein Engel« ist (I, 464). Er tröstet sich damit, dass ein solcher auch nicht in der Lage wäre, Sophie auf die Art zu lieben, wie es ihm möglich gewesen wäre.

Sophie heiratet später den Justizrat, und die beiden wohnen in Sophies Elternhaus. Christoph wird sich als Arzt weiterhin um die Familie kümmern, den persönlichen Kontakt aber immer mehr einstellen. Er vereinsamt zusehends und lebt mit seiner Nichte und dem Hund Pancraz, den er sich nach dem Tod seiner Mutter herangezogen hat, unter einem Dach. Der feinen Gesellschaft beim Justizrat zieht er die einfache Gesellschaft der Schiffer in der Schenkstube des Schifferhauses vor. Dort hat er seinen festen Platz.

Eduard (der Justizrat)

Ein Freund Christophs, der später Justizrat ist, es in beider Jugend aber erst zum Amtssekretär geschafft hat. Gleichwohl trägt er »in seiner goldenen Brille und in seinem wohltoupierten Haar die später erlangte Würde so deutlich vorgezeichnet [...], daß seine Freunde ihn schon jetzt damit belehnt hatten« (I, 454). Das Äußere dieses Herrn ist also nur der Spiegel der Würde, die ihm von Geburt an mitgegeben ist. Im Gegensatz zu Christoph, der nur Flöte spielt, erklingen in seinem Heim die »Töne eines Klaviers« (I, 454). Christoph bescheinigt Eduard dann auch, dass dieser ihm gesellschaftliche Dinge voraushabe: »Du hast Geschmack, Du bist mit solchen Sachen aufgewachsen« (I, 455).

Eduard wird von Christoph gebeten, für ihn bei Sophie um ihre Hand anzuhalten. Er muss Christoph mitteilen, dass sie ihn nicht heiraten möchte. Stattdessen heiratet er sie und wird lange Jahre mit ihr im Haus gegenüber von Christoph leben.

Friedeberg

Der »kleine Greis« (I, 448) ist der Diener des Bürgermeisters. Er betreibt dessen Laden. Weil er krank ist und der Physikus auf Landtour ist, ruft Sophie den Doktor. So lernen sich beide kennen. Friedeberg hält große Stücke auf Sophie.

Mutter

Mutter Christophs, eine »alte Schneiderswitwe« (I, 443), die ihren Sohn gern verheiratet sehen möchte.

Sophie

Tochter des Bürgermeisters, blond, schlank und hübsch. Sie kann aber auch ordentlich zupacken, wie sie als Friedebergs Stellvertreterin beweist. Dies und ihre Kinderliebe scheinen Christoph gut zu gefallen. Er verliebt sich in sie. Sophie kann den Doktor aber nicht recht ernstnehmen und amüsiert sich über ihn. Der Doktor missversteht das als Verliebtsein. Sie ist seine große Liebe, heiratet später indes Eduard, den stattlichen Justizrat.