Schimmelreiter

Der Schimmelreiter ist eine ominöse Figur, die in der inneren Rahmenhandlung der Novelle auftaucht. In den Geschichten der Dorfbewohner wird er mit dem einstigen Deichgrafen Hauke Hain in Verbindung gebracht. Er reitet in stürmischer Nacht mit seinem Schimmel auf dem Deich. Dort begegnet er zuerst dem Ich-Erzähler der Novelle gleich zweimal direkt hintereinander. Später berichten zwei Männer, ihn ebenfalls gesehen zu haben. Zudem scheint er einmal vor dem Fenster des Wirtshauses aufzutauchen, als der Schulmeister seine Erzählung kurz unterbricht. Die Beobachter sind sich allerdings selbst nie ganz sicher, ob die Begegnung tatsächlich stattgefunden hat oder ob sie sich das nur eingebildet haben. Das Aussehen des Schimmelreiters hat jedenfalls etwas Gespenstisches: ein dunkler Mantel und zwei brennende Augen in einem bleichen Antlitz (III, 635). Das Erscheinen des Schimmelreiters wird als schlechtes Omen gedeutet. Die Ortsansässigen glauben, dass es einen Deichbruch vorhersagt. Ob es den Schimmelreiter aber tatsächlich gibt – und sich die Erscheinung vernünftig erklären ließe – oder ob es sich nicht vielleicht doch um Spuk handelt, das ist eine Frage, die am Ende der Novelle offen bleibt – zumindest in der Fassung der Novelle, die Storm zum Druck freigegeben hat. Außerdem ist »Schimmelreiter« der Spitzname, den die Deicharbeiter Hauke Haien verpassen, weil er immer mit seinem Schimmel den Deich abreitet, um den Fortgang der Arbeiten zu kontrollieren.