Paulmann, Veronika

Ist die älteste Tochter von Konrektor Paulmann. Die Gegenfigur zu Serpentina verliebt sich in den Studenten Anselmus, der Aussicht auf eine Stelle als Hofrat hat. Da sie aber vordringlich »Frau Hofrätin« werden will, ist sie dann später auch mit dem frisch ernannten Hofrat Heerbrand zufrieden.

Sie ist »ein recht hübsches blühendes Mädchen von sechzehn Jahren« und ihre dunkelblauen Augen tun es Anselmus bei ihrer ersten Begegnung an (239f.). Während ihr Vater und Heerbrand beratschlagen, wie Anselmus wieder zur Vernunft zu bringen sei, denkt sie mit »fromm zum Himmel« erhobenen Augen, »wie der Student Anselmus schon jetzt ein recht artiger junger Mann sei auch ohne Raison!« (249)

Als sie Heerbrands Prognose hört, dass Anselmus es noch zum Hofrat bringen wird, gibt sie sich einem Tagtraum hin, in dem sie schon »Frau Hofrätin« ist. Der »moderne Hut, der neue türkische Shawl« stehen ihr ganz großartig und ihr Gatte ist in diesem Traum »nach der letzten Mode gekleidet« (259). Er »zieht ein Paar herrliche nach der neuesten Art gefaßte Ohrringe aus der Westentasche« und hängt sie ihr an die Ohren (260), ganz so, wie es später Heerbrand tun wird.

Ein kleines »Alräunchen« hält sie im Weiteren von ihren Tagträumen ab (261). Es schlägt mit seinen »kleinen Spinnenfingern Schnippchen« und schreit: »er wird doch nicht Dein Mann!« (261) Von ihrer Freundin Angelike Oster hört Veronika von dem Äpfelweib, der alten Seherin vor dem Seetor, und sucht die Alte noch am gleichen Abend auf. Die gibt sich als ihre »ehemalige Wärterin« und »weise Frau« aus und kann sie überreden, ihre vermeintlich uneigennützige Hilfe anzunehmen. Veronika ahnt nicht, dass Anselmus auch für sie verloren sein wird, wenn es der Alten gelingt, ihn von Serpentina abzubringen.

In der »Nacht des Aequinoktiums« muss sie ihr bei der Herstellung eines magischen Spiegels assistieren, den sie am nächsten Morgen bei sich vorfindet. Es scheint ihr, »als schössen feurige Strahlen aus dem Spiegel, die in ihr Innerstes drangen und es wohltuend erwärmten« (282). Vor allem kann sie Anselmus darin sehen und beeinflussen. Der fühlt sich nun auch, »als sei er an sie gekettet« und müsse ihr »folgen wohin sie nur wolle« (294). Bei einem Besuch in ihrem Haus muss er schließlich »herzlich über die tolle Einbildung lachen, in eine kleine Schlange verliebt zu sein« (296). Bald darauf gerät er zur Strafe für diese Untreue in die Kristallflasche, und Veronika bekommt ihn nicht mehr zu sehen.

Durch den Spiegel weiß sie aber, dass er die schöne grüne Schlange schließlich heiratet und gönnt ihm sein Glück »herzlich« (314). Sie willigt in Heerbrands Antrag ein, fühlt sich aber verpflichtet, ihm ihr Abenteuer mit der Hexe zu beichten. Da Heerbrand keinen Anstoß an der Sache nimmt, erfüllt ihr Traum sich doch noch und wenige »Wochen nachher saß die Frau Hofrätin Heerbrand wirklich […] in dem Erker eines schönen Hauses auf dem Neumarkt und schaute lächelnd auf die Elegants hinab, die vorübergehend und herauflorgnettierend sprachen: ›Es ist doch eine göttliche Frau die Hofrätin Heerbrand!‹« (315)