Georg Büchner: Woyzeck (1836/37)

Andres

Andres dient beim Militär und ist der einzige Freund Woyzecks. Sie verrichten gemeinsam Arbeiten für den Hauptmann wie das Zuschneiden von Stöcken (H 4,1). Er singt öfter vor sich hin, bekommt jedoch schnell Angst, wenn Woyzeck von seinen wahnhaften Vorstellungen spricht.

Als er mit Woyzeck in der Wachstube sitzt, versteht er dessen Nervosität nicht. Er erzählt unschuldig, dass die Leute zum Tanzen in die Stadt gehen, ohne zu wissen, dass Woyzeck die Gedanken an Marie und den Tambourmajor nicht loslassen. Er glaubt, die sich verschlimmernden Wahnvorstellungen Woyzecks seien ein Ausdruck von Fieber: »Du mußt Sch<na>ps trinken und Pulver drein, das schneidt das Fieber« (H 4,13).

Als Woyzeck ihm seine gesamten Habseligkeiten vermacht und sich so verhält, als stünde sein Tod unmittelbar bevor, macht Andres sich ernste Sorgen und rät ihm erneut, er solle Medikamente gegen das Fieber nehmen (H 4,17).

Arzt

Ist anwesend, als Maries Leiche untersucht wird (H 1,21).

Ausrufer

Steht auf dem Jahrmarkt vor einer Bude und wirbt lauthals für die Vorstellung. Es sollen dabei ein Pferd und Kanarienvögel, verballhornt zu »Kanaillevögele«, auftreten, die als in höchsten Gesellschaftskreisen verkehrend angepriesen werden. Zudem weist er ihnen zahlreiche unglaubliche Fähigkeiten zu: »Weissagen den Leuten alles, wie alt, wie viel Kinder, was für Krankheit, schießt Pistol los, stellt sich auf ein Bein«. Dies alles sei durch Erziehung gelernt, die »viehische Vernunft« überschreite die vieler Menschen. Dabei schließt er das Publikum ausdrücklich von dieser Gruppe aus. Anschließend kündigt er noch einen Affen mit dem Namen Michel an, der in einer Uniform auftreten werde. Als Soldat habe er erst die »unterst Stuf von menschliche Geschlecht« erreicht (H 2,3).

Barbier

Ist anwesend, als Maries Leiche untersucht wird (H 1,21).

Christian

Christian ist der etwa einjährige Sohn von Woyzeck und Marie. Da er unehelich gezeugt worden ist, nennt ihn Marie »en arm Hurenkind« (H 4,2).

Er wird von seinem Vater, als dieser zum ersten Mal nach Hause kommt, gar nicht beachtet (H 4,2). Beim zweiten Mal weist Woyzeck Marie darauf hin, dass Christian unbequem daliegt und ihm der Fieberschweiß auf der Stirn steht.

Nach dem Mord kümmert sich Woyzeck um Christian, doch das Kind ist ängstlich und wehrt Woyzecks Zärtlichkeiten ab. Schließlich schickt Woyzeck den Narren Karl los, ein Gebäckstück für Christian zu kaufen, und dieser läuft mit dem Jungen davon (H 3,2).

Doctor

Naturwissenschaftler, der alles der Vernunft unterstellt und dem seine Forschungen wichtiger sind als das Wohlbefinden seiner Patienten. So bezahlt er Woyzeck dafür, dass er sich von nichts als von Erbsen ernährt, und beobachtet genau seinen sich verschlechternden Gesundheitszustand. Auch seine anderen Forschungen wirken lächerlich, so beschäftigt er sich mit dem Phänomen, dass er durch die Sonne zum Niesen angeregt wird, oder mit Woyzecks Fähigkeit, mit den Ohren zu wackeln, und will aus dem Ammonium des Harns Sprengstoff herstellen: »Es giebt eine Revolution in der Wissenschaft, ich sprenge sie in die Luft« (H 4,8).

Er hat einen stark aufbrausenden Charakter, was seinem Selbstverständnis als kühler, wissenschaftlicher Kopf widerspricht. Als er beobachtet, wie Woyzeck vor seinem Besuch gegen eine Mauer uriniert und damit den für ihn wertvollen Harnstoff verschwendet, reagiert er zornig und will auf ihn losgehen, versucht jedoch sofort seine Beherrschung wiederzuerlangen: »Nein Woyzeck, ich ärger mich nicht, Aerger ist ungesund, ist unwissenschaftlich« (H 4,8). Als Woyzeck sich verteidigt, er folge ja nur seiner »Natur«, beruft er sich auf die Willensfreiheit, die für ihn in der Fähigkeit besteht, einen Schließmuskel zu kontrollieren (H 4,8).

Sowohl Woyzeck als auch der Hauptmann vertrauen sich dem Doctor mit ihren psychischen Problemen an. Dieser diagnostiziert bei Woyzeck eine Geisteskrankheit und sagt dem Hauptmann einen baldigen Schlaganfall voraus, letzteres nicht ohne Schadenfreude: »Sie können im besten Fall geistig gelähmt werden und nur fort vegetiren« (H 4,9). Statt sich um eine Behandlung zu bemühen, zeigt er unverhohlen seine Freude an den »interessanten Fällen« (H 4,9) und will sich ihre Leiden für seine Forschungen zu Nutze machen. Er lehrt auch als Professor und führt seinen Studenten neben einer Katze, die er aus dem Fenster werfen will, um die Schwerkraft zu demonstrieren, auch Woyzeck vor, der sich wegen seiner Erbsendiät in einer körperlich sehr schlechten Verfassung befindet. Wie bei einem seltenen Tier will der Doctor den Studenten Woyzecks Fähigkeit, mit den Ohren zu wackeln, vorführen, aber Woyzeck weigert sich (H 3,1).

Gerichtsdiener

Ist anwesend, als Maries Leiche untersucht wird (H 1, 21).

Großmutter

Als Marie mit zwei Kindern vor ihrer Haustür sitzt, erzählt die Großmutter ein Märchen über ein Kind, das seine Eltern verloren hat. Da es niemanden mehr habe, sei es in den Himmel gegangen, um bei den Gestirnen Gesellschaft zu suchen. Doch dort angekommen habe es festgestellt, dass Mond, Sonne und Sterne nur leblose Gegenstände seien. Da sei es zur Erde zurückgekehrt, auf der es allerdings weiterhin allein gewesen sei. Deshalb habe es sich hingesetzt und geweint, und so sitze es bis heute (H 1,14).

Handwerksbursche, Erster

Ist mit dem Zweiten Handwerksburschen im Wirtshaus, als Marie dort mit dem Tambourmajor tanzt. Schwermütig singt er von Schnaps und Vergänglichkeit, bis er meint, er müsse »ein Regenfaß voll greinen« (H 4,11). Während Woyzeck vor dem Fenster steht und Marie und den Tambourmajor beobachtet, hält er auf einem Wirtshaustisch eine Rede. Die philosophische Frage »Warum ist der Mensch?« beantwortet er mit der Gegenfrage, wovon denn sonst der »Weißbinder, der Schuster, der Arzt« leben sollten. Nach demselben Muster erklärt er auch, wieso Gott dem Menschen Scham und das »Bedürfniß sich todtzuschlagen« gegeben habe (H 4,11). Wie sollten sonst Schneider und Soldaten ihren Lebensunterhalt verdienen?

Handwerksbursche, Zweiter

Ist mit dem Ersten Handwerksburschen im Wirtshaus, als Marie und der Tambourmajor dort tanzen. Er droht dem Ersten Handwerksburschen, den er »Bruder« nennt, ihm »aus Freundschaft ein Loch in die Natur [zu] machen«. Dann will er ihm noch »alle Flöhe am Leib todtschlagen« (H 4,11).

Hauptmann

Der Hauptmann wird vom Doctor als »auf<ge>dunsen« und »fett« beschrieben (H 4,9). Er lässt sich regelmäßig gegen ein kleines Entgelt von seinem Soldaten Woyzeck rasieren Dabei nutzt er jede Gelegenheit, sich über Woyzeck lustig zu machen. So macht er absichtlich eine unsinnige Bemerkung über die Windrichtung und lacht Woyzeck aus, der ihm ohne nachzudenken beipflichtet: »Ha! Ha! ha! Süd-Nord! Ha! Ha! Ha! O er ist dumm, ganz abscheulich dumm!« (H 4,5)

Allerdings wird deutlich, dass er selbst nicht der Hellste ist, als er versucht, Woyzeck zu erklären, was Moral ist: »Woyzeck, er hat keine Moral! Moral das ist wenn man moralisch ist, versteht er« (H 4,5). Er wirft Woyzeck vor, dass er ein uneheliches Kind hat. Als dieser sich mit einem Bibelzitat verteidigt und auf die Gnade Gottes hinweist, kann der Hauptmann die Argumentation nicht nachvollziehen: »Was ist das für n’e kuriose Antwort? Er macht mich ganz confus mit seiner Antwort« (H 4,5).

Beim Doctor klagt er darüber, dass er unter Schwermut leide und immer weinen müsse. Der Arzt diagnostiziert darauf bei ihm eine »apoplectische Constitution« (H 4,9), es bestehe ein hohes Risiko für einen Schlaganfall. Der Hauptmann erschrickt über die Prognose, er sieht schon seinen Tod vor Augen: »es sind schon Leute am Schreck gestorben« (H 4,9).

Hast und Eile, wie sie Woyzeck (H 4,5) und der Doctor (H 2,7) zeigen, sind ihm zuwider. Ein »guter Mensch« soll nach seiner Meinung zuallererst auf das eigene Wohlergehen bedacht sein. Deshälb hält er auch nichts von Tapferkeit: »ein guter Mensch ist dankbar und hat sein Leben lieb, ein guter Mensch hat keine courage nicht! Ein Hundsfott hat courage! Ich bin blos in Krieg gegangen um mich in meiner Liebe zum Leben zu befestigen« (H 2,7).

Er macht Woyzeck gegenüber Andeutungen von der Affäre Maries mit dem Tambourmajor und entsetzt sich über Woyzecks heftige Reaktion: »er ersticht mich mit seinen Augen, und ich mein es gut <mit> ihm, weil er ein guter Mensch ist Woyzeck, ein guter Mensch« (H 2,7).

Jude, Der

Ein jüdischer Händler, den Woyzeck aufsucht, um sich eine Pistole zu kaufen. Da diese zu teuer ist, sieht er sich ein Messer an und verhehlt dabei nicht, dass er damit »mehr als Brotschneiden« will. Der Jude sagt, ihm sei es gleich, ob er sich damit den Hals abschneide, solange er bezahle. Als Woyzeck das Messer kauft, ohne den Preis zu verhandeln, ist er empört über dessen leichtfertigen Umgang mit Geld: » Da! Als ob’s nichts wär. Und es is doch Geld. Der Hund« (H 4,15).

Karl, Narr

Der Narr, der auch einmal als ›Idiot‹ bezeichnet wird (H 3,2), beschäftigt sich mit Christian, als Marie nach der Affäre mit dem Tambourmajor mit ihrem Gewissen hadert und ihren Sohn von sich weist. Während er zusammenhanglos Versatzstücke von Märchen vor sich hin sagt, beruhigt er das Kind (H 4,16). Als Woyzeck nach dem Mord wegen des Bluts an seinem Ärmel im Wirtshaus auffällt, kommentiert Karl die Geschehnisse, indem er wiederum aus einem Märchen zitiert: »Und da hat der Riese gesagt: ich riech, ich riech, ich riech Menschenfleisch. Puh! Der stinkt schon« (H 1,17). Auch nach dem Mord kümmert sich Karl um Christian, der seinen Vater abweist. Er hat ihn auf dem Schoß und wiederholt immer den Satz »der is in’s Wasser gefallen« (H 3,2) Als er von Woyzeck wegschickt wird, um für Christian etwas Süßes zu kaufen, rennt er jauchzend mit dem Kind davon.

Das Zitat in H 1,17 stammt aus dem Märchen ›Von dem Riesen, der kein Herz im Leibe hatte‹.

Kind, Erstes

Eins der beiden Kinder, die mit Marie, der Großmutter und dem Mädchen vor der Haustür sitzen. Ihm gefällt das Lied nicht, das das Mädchen singt, lieber solle Marie singen. Doch stattdessen erzählt die Großmutter die Geschichte mit dem Waisenkind, worauf Woyzeck auftaucht und Marie mitnimmt (H 1,14).

Nachdem es vom Fund der Leiche gehört hat, erzählt es dem Zweiten Kind davon. Es weiß genau, wo im Wald die Leiche gefunden wurde, und sie machen sich auf den Weg dorthin (H 1,18).

Kind, Zweites

Eins der beiden Kinder, die mit Marie, der Großmutter und dem Mädchen vor der Haustür sitzen. Es verteidigt das Mädchen gegen das Erste Kind, dem das Lied nicht gefällt: »Es muß singen« (H 1,14).

Als das Erste Kind erzählt, dass eine Leiche gefunden wurde, will es sich sofort auf den Weg zum Tatort machen: »Fort, daß wir noch was sehen. Sie tragen <sie> sonst hinein« (H 1,18).

Mädchen

Sitzt mit Marie und den zwei Kindern vor der Haustür und singt ein Lied. Das Erste Kind unterbricht es, weil ihm das Lied nicht gefällt, das andere Kind nimmt es jedoch in Schutz: »Es muß singen« (H 1,14).

Mann, Alter

Alter Mann, der sich mit einem tanzenden Kind auf dem Jahrmarkt aufhält. Sie singen von der Vergänglichkeit allen Lebens: »Auf der Welt ist kein Bestand/ Wir müssen alle sterben, das ist uns wohlbekannt« (H 2,3). Woyzeck, der gerade mit Marie vorbeikommt, hat Mitleid mit ihm (H 2,3).

Margreth

Margreth ist die Nachbarin Maries. Wie Marie bewundert sie den Tambourmajor. Als Marie dessen Gruß erwidert, wird Margreth allerdings wütend. Während sie selbst eine »honette Pers<o>n« sei, gucke Marie »7 Paar lederne Hose durch« (H 4,2).

Marie

Marie Zickwolf lebt mit Franz Woyzeck und ihrem gemeinsamen unehelichen Sohn Christian zusammen. Sie wurde offensichtlich als Kind von ihrem Vater misshandelt, hat jedoch auch früh gelernt sich zu wehren: »Mein Vater hat mich nicht angreifen gewagt, wie ich 10 Jahr alt war, wenn ich ihn ansah« (H 2,8).

Sie sieht sich selbst als einfache Frau, ist sich jedoch bewusst, dass sie hinsichtlich ihrer weiblichen Reize mit den »großen Madamen« mithalten kann (H 4,4). Während Woyzeck nicht zu Hause ist, schaut sie bewundernd dem Tambourmajor nach, so dass ihre Nachbarin ihr Untreue vorwirft: »sie guckt 7 Paar lederne Hose durch« (H 4,2).

Sie bekommt vom Tambourmajor ein Paar goldene Ohrringe geschenkt. Woyzeck erzählt sie, sie habe die Ohrringe gefunden, dieser durchschaut zwar die Lüge, doch er kümmert sich nicht weiter darum. Sie bekommt ein schlechtes Gewissen, rechtfertigt aber die Lüge damit, dass sie ohnehin ein »schlecht Mensch« sei (H 4,4).

So kommt es zu einer Liebesszene mit dem Tambourmajor, und sie ist »stolz vor allen Weibern« (H 4,6). Als er von gemeinsamen Kindern zu sprechen beginnt, wehrt sie ihn »verstimmt« ab. Der Frage des Tambourmajors, ob sie den Teufel im Leib habe, entgegnet sie resigniert: »Meintwegen. Es ist alles eins« (H 4,6). Als Woyzeck sie später damit konfrontiert, dass er sie zusammen gesehen hat, streitet sie alles ab: »Man kann viel sehn, wenn man 2 Auge hat und man nicht blind ist und die Sonn scheint« (H 4,7).

Dennoch plagt sie ihr Gewissen. Sie liest in der Bibel die Geschichte von der Ehebrecherin, die Jesus nicht verdammt, sondern nur aufgefordert hat, in Zukunft treu zu sein. Marie verzweifelt über dem Wissen, dass sie dazu nicht imstande ist. Auch der Anblick ihres Sohnes erinnert sie an ihre Schuld: »Das Kind, giebt mir einen Stich in’s Herz. Fort!« (H 4,16).

Außerdem ist sie in Sorge, da Woyzeck schon seit zwei Tagen nicht mehr bei ihr erschienen ist. Als er schließlich wieder auftaucht, begleitet sie ihn, ohne zu zögern, obwohl er ihr nicht sagt, wohin sie gehen (H 1, 14). Als sie die Stadt verlassen und es dunkel wird, will sie umkehren, doch Woyzeck hindert sie und erinnert sie an das zweijährige Bestehen ihrer Beziehung. Kurz bevor er das Messer zieht, sieht sie ihm schon an, dass etwas nicht in Ordnung ist: »Was hast du vor? […] du bist so blass« (H 1,15). Sie schreit um Hilfe, aber er ist schon weg, als Leute kommen, die ihre Leiche finden. Der Mord sorgt sowohl bei der Bevölkerung als auch bei der Polizei für große Aufregung. Für den Polizeidiener ist es ein »schöner Mord« (H 1,21).

Marktschreier

Führt auf dem Jahrmarkt eine Nummer mit einem dressierten Pferd auf, das er als »Mitglied aller gelehrten Societäten« und als »Professor an mehren Universitäten« vorstellt. Auf seine Frage, ob sich unter der gelehrten Gesellschaft Esel befänden, schüttelt das Pferd brav den Kopf. Doch als er es als »Vieh« bezeichnet, wird es widerspenstig. Dies dient dem Marktschreier als Beispiel für »unverdorbne Natur« und die »viehische Vernünftigkeit«, die sich von der menschlichen nicht unterscheide, das Pferd könne sie nur nicht ausdrücken. Als Beweis für diese These soll es für das Publikum die Uhrzeit ablesen, dazu leiht sich der Marktschreier vom Unteroffizier eine Uhr (H 1,2).

Person, Erste

Ist zufällig mit der Zweiten Person in der Nähe, als Woyzeck Marie umbringt, und schreit »Halt!« Dann ertönt ein Geräusch, »Wie ein Mensch, der stirbt«. Doch glaubt die Erste Person nicht, dass es nur ein Spuk ist und sie suchen nach der Ursache der Geräusche (H 1,16).

Person, Zweite

Bekommt mit der Ersten Person die Geräusche des Mordes an Marie mit und glaubt, es wären Geister: »Es ist das Wasser, es ruft, schon lang ist Niemand ertrunken« (H 1,16). Will daraufhin am liebsten davonzulaufen, die Erste Person setzt sich aber schließlich durch und sie gehen der Sache nach.

Pol(izeidiener)

Nachdem Maries Leiche gefunden wurde, kommentiert der Polizeidiener die Tat in Anwesenheit des Gerichtsdieners, des Barbiers, des Arztes und des Richters: »Ein guter Mord, ein ächter Mord, ein schöner Mord, so schön als man ihn nur verlangen thun kann« (H 1,21).

Richter

Ist anwesend, als Maries Leiche untersucht wird (H 1,21).

Tambourmajor

Der Tambourmajor führt die Militärparade an. Seine Statur wird mit einem Baum verglichen, Marie bewundert ihn für seine körperliche Stärke und sein ansehnliches Äußeres: »Ueber die Brust wie ein Stier und ein Bart wie ein Löw« (H 4,6). Auch ihm selbst sind Äußerlichkeiten wie seine Uniform wichtig, er bildet sich viel auf seinen prächtigen Federbusch und seine weißen Handschuhe ein (H 4,6).

Als ihm der Unteroffizier Marie zeigt, ist er angetan von ihrer Schönheit. Er schenkt ihr ein Paar goldene Ohrringe, und so kommt es zu einer Affäre zwischen den beiden. Er möchte mit ihr eine »Zucht von Tambourmajors« (H 4,6) beginnen, worauf Marie allerdings abwehrend reagiert. Sie treffen sich wieder, und Woyzeck beobachtet, wie sie im Wirtshaus tanzen (H 4, 11).

Bei einem Treffen im Wirtshaus provoziert der betrunkene Tambourmajor Woyzeck und schlägt ihn grundlos nieder, worauf er sich ganz seiner Trunkenheit und Euphorie hingibt: »Brandewein das ist mein Leben/ Brandwein giebt courage!« (H 4,14)

Unteroffzizier

Der Unteroffizier schwärmt für Marie. Er zeigt sie dem Tambourmajor und preist ihre Schönheit (H 1,2). Als der Marktschreier eine Uhr verlangt, um zu zeigen, dass sein Pferd die Uhr lesen kann, zieht der Unteroffizier die seine »großartig und gemessen« hervor (H 1,2).

Wirt

Als Woyzeck nach dem Mord an Marie mit Käthe im Wirtshaus tanzt, bemerkt diese das Blut an seinem Ellenbogen. Sie macht die Anwesenden darauf aufmerksam, und der Wirt sieht es als seine Aufgabe, nach dem Rechten zu sehen. Als Woyzeck versucht, sich damit herauszureden, dass er sich an der rechten Hand geschnitten habe, deckt der Wirt sofort die Unstimmigkeiten auf: »Was mit der rechten Hand an den rechten Ellenbogen. Ihr seyd geschickt« (H 1,17). Er hält Woyzeck jedoch nicht auf, als dieser darauf aus dem Wirtshaus läuft.

Woyzeck

Der Soldat Franz Woyzeck lebt mit Marie Zickwolf und ihrem gemeinsamen, unehelichen Kind Christian zusammen. Da der Lohn seines Militärdienstes nicht ausreicht, um die Familie zu ernähren, muss er noch Geld hinzuverdienen. Zum einen rasiert er den Hauptmann, zum anderen nimmt er an einem Experiment des Doctors teil. Für das Experiment muss er sich ausschließlich von Erbsen ernähren, damit der Doctor seinen sich verschlechternden Gesundheitszustand beobachten kann. Das Geld, das er dabei verdient, bringt er zu Marie, ansonsten kann er nicht viel Zeit bei seiner Familie verbringen, da seine verschiedenen Tätigkeiten seine gesamte Zeit in Anspruch nehmen (H 4,4). Er leidet unter Wahnvorstellungen, hört z. B. Stimmen aus dem Boden kommen und glaubt an eine Verschwörung der Freimaurer.

Dem Hauptmann, der sich über ihn lustig macht, pflichtet er in allem bei, ohne auf den Sinn des Gesagten zu achten (H 4,5). Gegen den Vorwurf der Unmoral, den der Hauptmann ihm wegen des unehelichen Kindes macht, wehrt Woyzeck sich mit einem Bibelzitat: »Der Herr sprach: lasset die Kindlein zu mir kommen« (H 4,5). Seiner Vorstellung nach ist Tugend von sozialen und ökonomischen Faktoren abhängig, ohne Geld könne man auch nicht tugendhaft sein: »wenn ich ein Herr wär und hätt ein Hut und eine Uhr und en Anglaise und könnt vornehm reden, ich wollt schon tugendhaft seyn« (H 4,5). Die soziale Ungerechtigkeit ist seiner Ansicht nach von Gott bestimmt, daher stellt er sich vor, arme Menschen müssten selbst im Jenseits noch schuften: »Ich glaub’ wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen« (H 4,5).

Der Doctor beschimpft ihn, er habe »an die Wand gepißt wie ein Hund« (H 4,8). Woyzeck versteht nicht, was er sonst hätte tun sollen: »Aber Herr Doctor, wenn einem die Natur kommt« (H 4,8). Er vertraut sich dem Arzt an und berichtet ihm von den Stimmen, dieser macht jedoch keine Anstalten, ihn zu behandeln, sondern gibt ihm mehr Geld, da er für ihn ein »interessanter casus« ist (H 4,8).

Auch gegen den schlechten körperlichen Zustand Woyzecks unternimmt der Doctor nichts, sondern führt ihn seinen Studenten vor. Woyzeck hat Haarausfall, zittert und wird fast ohnmächtig, trotzdem wehrt er sich gegen die entwürdigende Situation, als er für die Studenten mit den Ohren wackeln soll (H 3,1).

Der Andeutung des Hauptmanns, dass Marie eine Affäre mit dem Tambourmajor hat, will er zunächst keinen Glauben schenken (H 2,7), doch als er beide im Wirtshaus zusammen tanzen sieht, packt ihn die Eifersucht (H 4,11). Kurz darauf befehlen ihm die Stimmen aus dem Boden, Marie zu töten, er zweifelt jedoch noch an der Notwendigkeit der Tat: »he was, was sagt ihr? Lauter, lauter, stich, stich die Zickwolfin todt? stich, stich die Zickwolfin todt. Soll ich? Muß ich?« (H 4,12)

Als er in einem Wirtshaus den betrunkenen Tambourmajor trifft, versucht er noch, seinen Hass auf ihn zu zügeln, doch der Rivale ringt ihn grundlos nieder und entwürdigt ihn damit vollends. Woyzeck kauft einem jüdischen Händler ein Messer ab, da er sich keine Pistole leisten kann, und geht damit zu Marie. Er nimmt sie mit vor die Stadt und spricht mit ihr, dabei ist er hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe und der Abscheu vor ihrem Treuebruch: »Heiß, heißer Hurenathem und doch möcht’ ich den Himmel geben sie noch einmal zu küssen« (H 1,15). Seine Entscheidung, Marie zu töten, steht jedoch fest: Er ersticht sie und läuft davon.

Nach dem Mord geht er in ein Wirtshaus, wo er sich mit der Prostituierten Käthe ablenken will. Diese weist ihn zurück, und als sie das Blut an seinem Arm sieht, muss er erneut fliehen. Da er das Messer liegen gelassen hat, kehrt er zu Maries Leiche zurück. Seiner Ansicht nach hat er sie von ihren Sünden gereinigt: »Was hast du eine rothe Schnur um den Hals? Bey wem hast du das Halsband verdient, mit deiner Sünde? Du warst schwarz davon, schwarz! Hab ich dich jetzt gebleicht« (H 1,19). Das Messer wirft er in den Teich, die Angst, dass es gefunden wird, lässt ihn jedoch nicht los. Selbst der Mond erinnert ihn an die Tat, und er bildet sich ein, der Zusammenhang müsste für jeden evident sein.

Als er nach dem Mord seinen Sohn wiedersieht, wendet dieser sich ab, der Narr Karl hilft ihm dabei, den Jungen zu beruhigen.

© David Thies 2011 – Alle Rechte vorbehalten.