E.T.A. Hoffmann: Ignaz Denner (1817)

Alte, die

Figur der vom Gericht in Fulda in Erfahrung gebrachten Vorgeschichte Ignaz Denners und seines Vaters, des alten Trabacchio in Neapel. Die Alte war Trabacchios Haushälterin. Nur in Begleitung dieser »alten, ekelhaft häßlichen Frau« durften Trabacchios Frauen, die er sonst eingesperrt hielt, die Messe hören, denn sie hielt die »Lüstlinge« von ihnen fern und war dabei »unbestechlich« (93). 

Die Edelleute, die eines Nachts Trabacchio und den teuflischen Hahn beobachtet hatten, wollten gesehen haben, wie sie ihm das Fenster öffnete und rief: »kommt nach Haus – warm ist das Bett, und Liebchen wartet lange schon – lange schon!« (95). 

Ihr Schicksal wurde von einem Giftmörder besiegelt, der aussagte, er habe das Gift von ihr bekommen. Unter Androhung der Folter gestand sie alles und erzählte, dass der Doktor seinen Wohlstand dem Gift »Aqua Toffana« zu verdanken habe, dessen Vertrieb »durch sie bewirkt« wurde (96). Auch sagte sie aus, dass er all seine Frauen umgebracht habe, nachdem sie ihm heimlich ein Kind geboren hätten, »daß er mit dem Satan im Bündnis stehe, der in verschiedenen Gestalten bei ihm einkehre«, und dass er in dessen Anwesenheit alle Kinder, bis auf den letzten Sohn, »geschlachtet« habe (96). Seinen wunderbaren Liquor habe er aus dem Herzblut der getöteten Kinder gewonnen. 

Die beiden wurden zum Scheiterhaufen verurteilt (97). Während Trabacchio sich vom brennenden Scheiterhaufen davonmachte, gab die Alte »ihren Geist auf unter den entsetzlichsten Qualen, unter den gräßlichsten Verwünschungen ihres verruchten Herrn« auf (99). 

Andres

Widersacher des Ignaz Denner, Ehemann von Giorgina und Vater von Georg. Von seinem Grafen wird er nach langer treuer Dienerschaft als Leibjäger zum Revierjäger ernannt, nachdem er das Waisenmädchen Giorgina geheiratet hat. Statt des »gehofften Wohlstandes« erlebt das Paar eine Pechsträhne. Aber Andres ist ein »wackrer frommer Mann, der lieber darben als ungerechtes Gut an sich bringen« will, und so darben die beiden, so dass Giorgina nach der Geburt des ersten Sohnes ernsthaft krank wird (51).

Als eines Abends der vermeintliche Kaufmann Ignaz Denner um Obdach in ihrem Haus bittet, gewährt Andres ihm Gastfreundschaft trotz seiner Not mit der im Sterben liegenden Giorgina und wird von dem Fremden mit ihrer Rettung belohnt. Da Andres nichts von der Magie des Liquors weiß, erscheint Denner ihm vorderhand wie ein »Schutzengel«, und er lehnt das Geld für die Übernachtung ab. Aber gegen Giorginas Freude, der Denner das Geld stattdessen übergibt, kann sich Andres’ »innere Stimme«, die ihn bisher immer vor »allen Gefahren des Leibes und der Seele« geschützt hat, nicht durchsetzen (55). So bringen die finanziellen Zuwendungen Denners das Haus im Laufe der folgenden Jahre in den Genuss »eines gewissen Wohlstandes« (61).

Denners Ansinnen, Andres' Sohn Georg mitzunehmen und ihn auf seine Kosten erziehen zu lassen, weist dieser brüsk von sich (64). Aber erst nach drei Jahren erweist sich Andres' Misstrauen nachweislich als begründet: Denner gibt sich ihm als Räuber zu erkennen und zwingt ihn, an einem Raubzug seiner Bande teilzunehmen. Obwohl er von dem Geschehen abgestoßen ist, springt er, »wie von unwiderstehlicher Macht getrieben«, herbei, wirft sich den angeschossenen Denner, »stark, wie er war, auf die Schultern« und rettet ihn (65). Die Räuber nehmen ihn als ein Mitglied ihrer Bande an und werden das auch später aussagen.

Andres, der nun begreift, dass sein eigener Wohlstand aus dem Diebesgut der Räuber resultiert, lässt sich unter weiteren Drohungen von Denner das Versprechen abnehmen zu schweigen. Fortan plagen ihn »die folternde Qual des bösen Gewissens« auf der einen Seite und die Sorge um Frau und Kind auf der anderen (73). Seiner Frau erzählt er lediglich, dass Denner sich »als der verruchteste Bösewicht« erwiesen habe (68).

Als Denner kurz nach der Geburt des zweiten Sohnes doch wieder auftaucht, beschließt er, nun doch Anzeige zu erstatten, um »seinen ängstlichen Zustand zu enden« und »sein Gewissen zu beruhigen« (75). Vom Grafen von Vach darüber in Kenntnis gesetzt, dass in Frankfurt ein unverhofftes und ansehnliches Erbe für Giorgina abgeholt werden kann, ändert er aber kurzfristig seine Pläne und weiht Giorgina wieder nicht ein, weil er sie mit dem Geldsegen überraschen will.

Bei seiner Rückkehr findet er das Haus verwüstet und sein jüngstes Kind ermordet vor (76f.). Seine Frau berichtet ihm von dem Einfall der Räuber, und noch ehe er reagieren kann, wird er festgenommen und verhört. Denner, der zu dem Verhör hinzugezogen wird, sagt aus, Andres habe an dem Beutezug teilgenommen und den Grafen selbst ermordet. Dass er Teil der Bande sei, wird von den Räubern bestätigt, der plötzliche Reichtum der Familie und seine Abwesenheit von zu Hause, stützen diese Aussage. Alle Zeugen, die Andres' Version unterstützen könnten, sind entweder tot oder unauffindbar.

Nach einem Jahr Haft sagen plötzlich zwei weitere Jäger gegen ihn aus, er wird der Folter unterzogen und gesteht, »vom Schmerz gewaltsam zerrissen, den Tod wünschend«, alles, was ihm vorgeworfen wird (85). Dem alten Trabacchio, der ihm Rettung durch den Liquor – aus seines eigenen »Kindes Herzblut gekocht« – verspricht, widersteht er aber ebenso wie Denner, der ihm die Flucht aus dem Gefängnis anbietet (86f.). Andres deckt die Fluchtpläne der Räuber vor den Richtern auf und erhält dafür Hafterleichterung. Das folgende Jahr der Ermittlungen bringt er mit »gottseligen Betrachtungen« zu, bis er sich bereit fühlt, »das Leben auch auf schmerzliche Weise, wie eine Bürde abzuwerfen« (88).

Auf dem Richtplatz selbst taucht ein bisher unauffindbarer Kaufmann aus Frankfurt auf und bezeugt in letzter Sekunde Andres' Version der Geschichte. Er wird freigelassen und darf fortan mit seiner Familie auf dem Gut des jungen Grafen von Vach leben. Nach wenigen Monaten stirbt Giorgina. Er, der durch den erlittenen »Gram, durch das lange Gefängnis, ja durch den unsäglichen Schmerz der Tortur körperlich zu Grunde gerichtet, siech und krank« ist, bleibt mit Georg zurück, der ihm ein letzter Trost ist (101f.).

Den sterbenden Denner, den er und Georg am Wegesrand finden, will er seinem Schicksal überlassen. Als dieser sich aber als Giorginas Vater zu erkennen gibt, wird er bei seinem christlichen Pflichtgefühl gepackt und nimmt ihn mit. In dem Glauben, Denner sei wirklich geläutert, pflegt er ihn wieder gesund. Bald schon bemerkt er Denners neuerliche Wandlung zum Dämonischen, reagiert aber nicht schnell genug. Am späten Abend trifft er im Wald auf den alten Trabacchio und Denner, der im Begriff ist, Georg zu erstechen. Dass er Denner kurzerhand erschießt, bereut er nicht, weil er sich von Gott »dazu ausersehen« fühlt, seinen Georg zu retten sowie seinen jüngsten Sohn und Giorgina und alle anderen Opfer Denners »zu rächen« (108). Frieden findet er aber erst, nachdem er das Schatzkästchen Denners, dessen Zauber ihn nachts immer noch lockt, in eine »tiefe Bergschlucht« geworfen hat: »Nun genoß Andres eines ruhigen heitern Alters, das keine feindliche Macht zu zerstören vermochte« (109).

Bankier in Frankfurt

Ein Verbindungsmann des Grafen von Vach in Frankfurt, der Andres zu einem Kaufmann weist, von dem er Giorginas Erbe ausgezahlt bekommen soll (76). Während des Ermittlungsverfahrens gegen Andres sagt der Bankier allerdings aus, er könne sich nicht an Andres' Besuch erinnern (84).

Bote, Vachscher

Der Bote des Grafen von Vach fängt Andres ab, als dieser gerade nach Fulda aufbrechen will, um dort Ignaz Denner und die Räuber anzuzeigen. Er bringt ihn auf das Schloss, wo der Graf ihm von Giorginas Erbschaft erzählt und ihn nach Frankfurt schickt (71).

Diese Änderung des Reiseziels, über das er Giorgina nicht in Kenntnis setzt, bringt Andres in arge Bedrängnis, als ihm der Mord am Grafen angelastet wird und er keine Zeugen für sein Alibi aufweisen kann.

Commissarius des Gerichts

Der Commissarius und der alte Förster fangen Andres, Giorgina und Georg ab, die sich eigentlich gerade auf den Weg machen wollen, um Anzeige gegen die Räuber zu erstatten. Dass Andres das beachtliche Erbe Giorginas bei sich trägt, erweckt den Anschein, als wollten sie sich mit Diebesgut absetzen, und die beiden werden verhaftet (81). Giorginas flehentliche Bitte, ihren Sohn behalten zu dürfen, schlägt der Commissarius ab: »Damit du deine Brut auch noch ins höllische Verderben bringen kannst?« (81) Er beschlagnahmt auch ihr Hab und Gut, übergibt jedoch beides dem Förster, der es in ihrer Abwesenheit verwaltet (82).

Denner, Ignaz (Trabacchio jun.)

Satanischer Widersacher Andres',  Sohn des alten Doktor Trabacchio und Vater von Giorgina.

Schon der »kleine dreijährige Knabe« erregte bei den Gästen des Hauses Aufmerksamkeit mit seiner »Schönheit« und seiner außergewöhnlichen »Klugheit« (94). Seine »Seele war dem Teufel verschrieben, noch ehe er sein volles Bewußtsein erlangt« hatte, und er wurde seit seiner »frühsten Jugend« von dem Alten in den »geheimen Wissenschaften« unterrichtet. Unter anderem lernte er die Herstellung des »wundersamen Liquors« (99). Nach der Gefangennahme des alten Trabacchio führte er den Zerstörungsmechanismus des Hauses aus und sicherte das »Kistchen der seltensten und geheimnisvollsten Kostbarkeiten«, um mit seinem Vater aus der Stadt zu fliehen (99).

Nach drei Tagen Wanderung wurden sie von einer Räuberbande aufgenommen. Die Bande wählte den mittlerweile zwölfjährigen Jungen zum »Räuberkönige«, womit er das Oberhaupt aller »Banden« wurde, »die in Italien und dem südlichen Deutschland verbreitet waren« (100). Sein Leben wird als »Gewebe von Greueltaten und Teufelskünsten« beschrieben, eng mit dem seines Vaters verquickt (100). Während einer Revolte der Räuber geriet er in Lebensgefahr und tauchte unter dem Namen Ignaz Denner ab, um später die verbliebenen treuen Gesellen wieder um sich zu sammeln (101). Wie er Andres später erzählt, entführte er zu dieser Zeit ein »bildschönes Mädchen«, mit dem er eine Tochter, Giorgina, zeugte. Die Mutter verschwand mit dem Kind, ehe er es für seinen Liquor »opfern« konnte. Erst Jahre später erfuhr er Giorginas Aufenthaltsort und sucht sie nun bei Andres auf.

Als »langer hagerer Mann« mit »grauem Mantel«, »die Reisemütze tief ins Gesicht gedrückt«, gibt er sich an Andres' Tür als Kaufmann aus und bittet um Obdach, während Giorgina im Kindbett zu sterben droht (48). Er rettet die Sterbende mit seinem Liquor und erscheint der Familie vorderhand wie ein »Schutzengel« (54). Andres fällt aber auch der »stechende, falsche Blick« des Fremden auf (49). Mit der Kraft eines Schatzkästchens, das er von der Familie verwahren lässt, bindet er sie magisch an sich. Er nutzt aber auch Andres' Schwäche, seiner Frau keine Freude ausschlagen zu können, aus und beschenkt sie bei seinen regelmäßigen Besuchen stets »reichlich« (65). Mit dem dadurch entstehenden Wohlstand der Familie wird er später Andres' Schweigen erpressen, weil dieser dann schon seit Jahren angenehm von dem Diebesgut lebt.

Eines Tages bietet er dem Elternpaar an, den neun Monate alten Sohn Georg auf seine Kosten erziehen zu lassen – »aus Liebe und Zuneigung«, wie er sagt. Als die Eltern ihm das Kind verweigern, ist er sichtlich verdrossen (64). Die folgenden drei Jahre verlaufen ereignislos, bis er sich Andres als Räuber zu erkennen gibt und ihn an sein Versprechen erinnert, Giorginas Rettung mit seinem eigenen »Blut und Leben lohnen« zu wollen.

Er zwingt ihn, an einem Raubüberfall teilzunehmen. Dabei wird er verletzt und von Andres gerettet, woraufhin er erklärt, sie seien nun »quitt« (66). Wie versprochen verschwindet er mit seiner Bande, aber nur für zwei Jahre. Er taucht wieder auf, als Andres' zweiter Sohn geboren ist, verschwindet aber gleich wieder, als dieser ihm droht, ihn nun doch anzuzeigen. Wenige Tage später veranlasst eine Nachricht von einem überraschenden und ansehnlichen Erbe Giorginas Andres dazu, nicht zur Anzeige nach Fulda, sondern nach Frankfurt zu reisen. In seiner Abwesenheit überfallen Denner und seine Räuber erst den Grafen von Vach, der dabei getötet wird, und überrumpeln danach die ahnungslose Giorgina. Sie behaupten, Andres sei ihr Kamerad und käme gleich nach, es gelte nun, den erfolgreichen Raubzug zu feiern. Am nächsten Tag gelingt es Denner, Giorginas jüngsten Sohn an sich zu bringen, sich mit ihm einzusperren und ihn zu töten, wie auch den Knecht, der zur Rettung des Kindes herbeieilt.

Denner wird gefangen und beschuldigt den ebenfalls verhafteten Andres, schon seit Jahren Mitglied der Bande zu sein und den alten Grafen getötet zu haben. Andres wird eingekerkert. Ein Jahr später erscheint Denner des Nachts in Andres' Zelle, nachdem dieser gefoltert wurde, und bietet ihm an, mit ihm auszubrechen. Am nächsten Morgen meldet der gottesfürchtige Andres allerdings die Ausbruchspläne und sie können vereitelt werden.

Beide werden zum Tod verurteilt und sollen gemeinsam hingerichtet werden. Auf dem Weg zur Hinrichtung trägt Denner noch die »Miene des trotzigen verstockten Bösewichts«. Als aber die Aussage eines Frankfurter Kaufmanns Andres in letzter Sekunde das Leben rettet, gerät er außer sich. Seine »glühenden Augen« rollen hin und her, während er schreit: »Satan, Satan! du hast mich betrogen […] Ich will alles bekennen« (90f.). Er entlastet Andres und gibt von nun an den geläuterten Verbrecher, der »geduldig die gerechte Todesstrafe erleiden« will, obwohl sein Vater immer noch versuche, ihn zu verführen (101). In der Nacht vor dem neuerlichen Hinrichtungstermin erliegt er allerdings der Versuchung und flieht, wobei er sich schwer verletzt. Andres findet ihn, und nachdem Denner sich ihm als Vater der mittlerweile verstorbenen Giorgina zu erkennen gegeben hat, nimmt er ihn auf. Im Laufe der Zeit werden die Anzeichen einer Auffrischung des teuflischen Paktes aber immer deutlicher (105f.). Ehe Andres sich durchsetzen kann, gelingt es Denner, Georg in den Wald zu verschleppen, wo er ihn in Anwesenheit des alten Trabacchio umbringen will. Er wird von Andres im letzten Moment entdeckt und erschossen. Obgleich er »mit zerschmettertem Gehirn über das Feuer« stürzt, richtet sich sein halber Leichnam noch einmal auf, um Andres zu verhöhnen (108). Dieser schickt ihn buchstäblich zur Hölle und beerdigt ihn, um am Folgetag das Grab doch wieder leer vorzufinden.

Dominikaner aus Palermo

Figur der vom Gericht in Fulda in Erfahrung gebrachten Vorgeschichte Ignaz Denners und seines Vaters, des alten Trabacchio in Neapel. Weil seiner »Standhaftigkeit und Frömmigkeit bisher alle Künste des Satans weichen« mussten, wurde er herangezogen, um das unheimliche Gewölbe in Trabacchios Haus in Neapel zu öffnen (98). Ausgerüstet »mit Kreuz und Weihwasser, begleitet von mehreren Geistlichen und Gerichtspersonen, die aber weit von der Tür entfernt blieben«, ging er betend auf die Tür zu, hinter der »das Rauschen und Brausen« heftiger wurde, »und die entsetzlichen Stimmen verworfener Geister« schrill zu lachen begannen. Davon unbeeindruckt betete er »kräftiger, das Kruzifix emporhaltend und die Tür mit Weihwasser besprengend«, und öffnete die Tür mit einem Brecheisen. Obwohl blaue Flammen »überall an den Wänden des Gewölbes« heraufstiegen, wollte er eintreten, musste dann aber »mit seiner Begleitung fliehen, um nicht zu verbrennen oder verschüttet zu werden«, während das Haus, von Trabacchios Sohn angezündet, vollständig niederbrannte (98).

Edelleute

Figuren der vom Gericht in Fulda in Erfahrung gebrachten Vorgeschichte Ignaz Denners und seines Vaters, des alten Trabacchio in Neapel. Sie beobachteten in Neapel eines Nachts und »im Weinrausch«, wie ein »großer leuchtendroter Hahn, ein zackicht Hirschgeweihe auf dem Kopfe tragend, mit ausgebreiteten Flügeln« den alten Trabacchio zu dessen Haus begleitete (94). Mit »menschlichen funkelnden Augen« starrte er sie an, ehe sie sich in einer Ecke versteckten. Sie, »nüchtern geworden durch den entsetzlichen Spuk«, folgten den beiden und beobachteten wie der Hahn an ein Fenster des Hauses flog und »mit den Flügeln an das große Fenster über dem Balkon« schlug. Die hässliche Haushälterin, die es öffnete, lockte den Alten auf einer »unsichtbaren Leiter empor« und ließ ihn mit dem Hahn eintreten.

Nachdem sie eine Weile »stumm und starr vor Grausen und Entsetzen« verharrten, zeigten sie diesen Vorfall beim geistlichen Gericht an, das den Fall sorgsam prüfte (95). Ihre Geschichte stützt später Ignaz Denners Geschichte, die dem Fuldaer Gericht absurd erscheint.

Förster, der alte

Ein »rauher aber biederer Mann« (81), der bei Andres' und Giorginas Verhaftung zugegen ist. Auf Andres' Unschuldsbeteuerungen antwortet er: »wenn du unschuldig bist, so wird das an den Tag kommen, mag auch noch so viel wider dich sprechen« (81). Er verspricht ihm, sich um Georg und den Besitz zu kümmern, so dass er »den Jungen frisch und munter und deine Sachen unversehrt wiederfinden« könne, falls sich seine Unschuld erweise (81).

Auf des Grafen Veranlassung holt er Giorgina nach ihrer Freilassung »in einem schönen Wagen« aus dem Gefängnis ab (84) und nimmt auch sie bei sich auf (90).

Gefangenenwärter

Nachdem Andres Denners Flucht vereitelt hat, wird er aus seinem Kellerloch in eine hellere Zelle neben der Wohnung des Wärters verlegt. Andres verbringt seine Tage dort mit Gebeten, und der Wärter wundert sich »über den frommen Verbrecher« und muss »notgedrungen beinahe an seine Unschuld glauben« (88).

Georg

Der erste Sohn von Andres und Giorgina. Nach seiner Geburt liegt seine ausgezehrte Mutter im Sterben, womit beinahe auch das Schicksal des Säuglings besiegelt ist, der ohne sie »nahrungslos verschmachten« muss (47). Der vermeintliche Kaufmann Denner rettet erst die Mutter und lässt ihn dann an ihre Brust legen, wo er »hold und lieblich« lächelt (49f.).

Mit neun Monaten ist er »ein wunderschönes Kind, ganz der Mutter Ebenbild« und genau im richtigen Alter, um für Denners alchimistischen Liquor zu taugen (59). Während der kleine Georg sich mit »wunderbar verständigen Augen« im Raum umblickt, versucht Denner seine Eltern erfolglos davon zu überzeugen, ihm das Kind mitzugeben, damit es in besseren Verhältnissen aufwachsen kann, wie er behauptet (59). Beim nächsten Besuch Denners scheint es dann auch, »als wisse« Georg »etwas von dem feindlichen Anschlag, ihn seinen Eltern zu entführen«, und er fremdelt (61).

Als seine Eltern wegen des Überfalls auf den Grafen von Vach festgenommen werden, wird er vorerst vom Commissarius mitgenommen (81). Nach Giorginas Entlassung lebt er mit ihr bei einem alten Förster, ehe die Familie nach Andres' Freispruch auf dem Gut des Grafen von Vach unterkommt (92). Dort ist er nach dem Tod seiner Mutter der einzige Trost für Andres, mit dem er den zerlumpten Denner im Graben findet (102). Das Geheimnis dieses Pfleglings, den sein Vater wieder aufpäppelt, behält der Junge »getreulich« für sich (104). Die Tage, an denen Andres im Wald ist, bleibt er bei seinem Großvater und einem alten Jäger. Als Andres Denner erneut des teuflischen Pakts beschuldigt und ins Gefängnis stecken lassen will, unterstützt Georg, »ohne zu begreifen, was das Alles wohl bedeute«, seinen Großvater. Sein Vater lässt sich erweichen und zögert, was fatale Folgen nach sich zieht: In der folgenden Nacht findet Andres das Kind nackt im Wald festgebunden, bei ihm der alte Trabacchio und Denner, der ihn gerade erstechen will (107). Der Schuss, den sein Vater auf Denner abgibt, kann ihn in letzter Sekunde retten: »Dem Knaben fehlte nichts; nur die Todesangst hatte ihn ohnmächtig gemacht« (108).

Gerichtshalter des Grafen von Vach sen.

Hat für Andres' Reise nach Frankfurt ein Zertifikat ausgestellt, steht aber während des Ermittlungsverfahrens gegen Andres nicht mehr als Zeuge zur Verfügung, weil er inzwischen verstorben ist (84).

Giorgina

Die Tochter Ignaz Denners, Ehefrau von Andres und Mutter von Georg sowie einem weiteren kleinen Sohn.

Erst nach ihrem Tod offenbart Denner die Geschichte ihrer Herkunft, die sie selbst nicht gekannt hat: Der Räuberkönig zeugte vor langer Zeit in der Nähe von Neapel mit einem entführten Mädchen eine Tochter, Giorgina, die er auf »verruchte Weise« für seinen Liquor »opfern« wollte. Ehe das Kind aber neun Wochen alt war, verschwand die Mutter mit ihm, starb aber kurz darauf selbst. Die Waise Giorgina kam zu einem Gastwirt, wo sie »gar hart behandelt und zu den niedrigsten Arbeiten in Hof und Küche gebraucht wurde« (50). Dort wird sie, ein »armes, bildschönes Mädchen«, von Andres gefunden, der sich in sie verliebt.

Das Paar heiratet und zieht in den »einsamen rauhen Wald«, den Andres fortan als Revierjäger schützen soll (50). Ihr Leben dort verläuft aber nicht so glücklich wie erhofft, und bei der Geburt des ersten Sohnes ist Giorgina schon derart ausgezehrt, dass sie im Kindbett zu sterben droht. Denner, der ihren Aufenthaltsort erfahren hat und sich als Handelsreisender auf der Suche nach einem Quartier ausgibt, rettet sie mit seinem Liquor. Das Geld, das Denner ihr für die erzeigte Gastfreundschaft gibt, nimmt sie gegen Andres' Willen gerne und »mit vor Freude leuchtenden Augen« an (56). Andres kann ihr die Freude nicht verwehren, was Denner auch zukünftig immer wieder gegen ihn ausspielt.

In den folgenden Jahren gewinnt ihr Hausstand durch Denners finanzielle Zuwendungen das Ansehen »eines gewissen Wohlstandes«, und sie kann sich besser kleiden (58f.). Mit der »ihrer Nation eigne[n] Lust an glänzendem Staat und vorzüglich an kostbaren Steinen« schmückt sie sich darüber hinaus gerne mit den Kostbarkeiten aus dem Schatzkistchen, das Denner bei der Familie deponiert, um sie auf magischem Wege zu binden (56). Als Denner aber den neun Monate alten Georg mitnehmen will, reißt sie ihm das Kind vom Schoß und »drückte es an ihren Busen, indem ihr die Tränen in die Augen traten« (59). Die nächsten Besuche verlaufen ohne weitere Unstimmigkeiten, bis Denner nach Jahren nachts auftaucht und Andres an sein Versprechen erinnert, Giorginas Rettung mit seinem Blut vergelten zu wollen. Was Andres in dieser Nacht erlebt, verheimlicht er ihr. Auch der konkrete Anlass für Andres' Reise nach Frankfurt bleibt ihr verborgen, weil er sie mit dem unerwarteten Erbe überraschen will, als ihr zweiter Sohn gerade neun Wochen alt ist.

In seiner Abwesenheit dringen Denners Räuber in ihr Haus ein und geben vor, dass Andres zu ihnen gehöre. Denner raubt ihr den Säugling, dessen Herzblut er für seinen Liquor braucht. Von Andres' Geschenken aus Frankfurt überrascht, beginnt sie zu zweifeln, ob es sich dabei nicht tatsächlich um Diebesgut handelt, wie Denner kurz zuvor behauptet hat. Nach ihrer und Andres' Verhaftung weiß sie beim Verhör dann auch »nur Unzusammenhängendes zu erzählen, und unerachtet sie den Denner des entsetzlichen Mordes ihres Knaben« anklagt, kann sie zur Entlastung ihres Mannes nichts beitragen. Denner, der ihren Mann als Mörder des Grafen verunglimpft, entlastet sie aber vollständig.

Sie wird freigelassen und mit Georg von dem alten Vachschen Förster aufgenommen. Obwohl Andres versucht, den Termin seiner Hinrichtung vor ihr geheim zu halten, erscheint sie, »von seltsamer Ahnung getrieben«, auf dem Richtplatz, wo sie in Ohnmacht fällt (90f.). Erst nach Andres' Rettung in letzter Sekunde traut sie ihm wieder: »denn auch ich habe an deiner Redlichkeit, an deiner Frömmigkeit gezweifelt!« (91) Die beiden ziehen auf das Vachsche Schloss, wo Giorgina aber nach wenigen Monaten, »von dem Grame, von der Angst, von dem Entsetzen, wie von brennender Glut aufgezehrt«, stirbt (102).

Hauswirt in Frankfurt

Bei ihm kommt Andres bei seiner Reise nach Frankfurt unter. Während des Ermittlungsverfahrens gegen Andres sagt er aber aus, sich nicht an den Revierjäger erinnern zu können (84).

Jäger, der alte

Ist in das Geheimnis Denners eingeweiht, der nach der Flucht vor seiner Hinrichtung Unterschlupf bei Andres gefunden hat und dort gepflegt wird. Er bleibt immer mit Georg und Ignaz zurück, wenn Andres in den Wald muss.

Er warnt Andres, er habe gesehen dass der Satan bei Denner ein- und ausgehe (105). Während Georgs Entführung liegt er in einem tiefen Schlaf, der, wie der Erzähler mutmaßt, von dem Alchimisten Denner verursacht wurde (108). Er begleitet Andres dann, um die Leiche Denners zu vergraben und wird Zeuge der gruseligen Darbietung von Denners Leichnam, der sich noch ein letztes Mal aufrichtet, um Andres zu verhöhnen (108).

Jäger, Vachsche (Franz und Nikolaus)

Die beiden Jäger sagen nach einem Jahr Ermittlungen plötzlich aus, sie seien Augenzeugen des Mordes am alten Grafen und identifizieren Andres als Mörder (85). Andres' Unschuldsbeteuerungen verlieren so jegliche Glaubwürdigkeit, zumal er sich keine Zeugen für seine Version verschaffen kann. Das Gericht verhängt die Folter über ihn, um ihn zum Geständnis zu zwingen.

Am Tag vor der geplanten Hinrichtung von Andres und Denner beschwören sie auch noch einmal vor dem jungen Grafen, dass sie ihn »leibhaftig unter den Räubern gesehen und genau bemerkt hätten«, wie er den Alten tötete (89).

Da sogar Denner in einem Gespräch unter vier Augen davon spricht, dass Andres den Alten umgebracht habe, ist dieser sich mittlerweile sicher, dass »der Satan selbst seine Gestalt angenommen habe« und ihn deshalb alle gesehen haben wollen (89). Warum die Jäger erst nach einem Jahr zu dieser Aussage kommen, bleibt ein Rätsel der Geschichte.

Kaufmann in Frankfurt

Ist der Verwalter von Giorginas Erbe, an den der Kontaktmann des Grafen von Vach, ein Bankier, Andres zur Abholung verweist (76). Da Andres aber während seines Verhörs den Namen des Kaufmanns nicht zu nennen weiß, bleibt dieses Alibi vor Gericht unbezeugt (84). Als Andres nach zwei Jahren Haft schon den Strick um den Hals liegen hat, eilt der Kaufmann aus Frankfurt auf einem Pferd herbei: »Halt – halt –um Christus willen, halt! – Der Mann ist unschuldig! – ihr richtet einen Unschuldigen hin!« (90)

Er sagt den Richtern gegenüber zu Andres' Gunsten aus und versichert, dass »er dies vor Gericht auf die unzweifelhafteste Weise durch Urkunden und Zeugen dartun wolle« (91). Er berichtet, dass er während der Ermittlungsverfahren »auf Reisen« durch ganz Europa gewesen sei und nur der »Zufall oder vielmehr eine besondere Schickung des Himmels« dazu geführt habe, dass er hier in Fulda von der Hinrichtung gehört und sich an Andres erinnert habe (91). Denner sieht hinter dieser unverhofften Rettung »Gottes Allmacht« und fühlt sich vom Teufel betrogen, bricht zusammen und will alles beichten, womit er auch seine eigene Hinrichtung erst einmal aufschiebt (105).

Knecht, der alte

Er zieht mit Andres und Giorgina in den neu gegründeten Haushalt in dem »einsamen rauhen Wald«, der seinem Herrn als Revierjäger anvertraut ist (46). Er begleitet ihn nachts, wenn die Schüsse der Wilderer und Räuber im Wald zu hören sind. Während Giorginas Krankheit scheint Andres vom Pech verfolgt zu sein, und es obliegt dem Knecht, die Abschussquoten des Grafen zu erfüllen (47).

Bei Denners Ankunft ist er in Fulda, um von den letzten Ersparnissen Essen zu besorgen, das sie dann mit Denner teilen (48f.). Er ist wachsam und meldet stets, wenn Räuber ums Haus herumschleichen. Während Andres' Abwesenheit tauchen sie aber plötzlich so zahlreich auf, dass er, völlig überrumpelt, die Türe öffnet: »Was blieb dem Knecht übrig« (78). Während er den Tisch decken muss, belauscht er die Bande und erfährt, dass sie den Überfall auf das Vachsche Schloss feiern, bei dem Andres den Grafen getötet haben soll.

Von Giorgina alarmiert, bricht er am nächsten Tag mit einer Axt die Stubentür auf, um Denner daran zu hindern, den Säugling zu töten, und gerät in einen Kampf mit ihm. Giorgina weiß später nur noch zu berichten, dass Denner am folgenden Morgen eine Leiche aus dem Haus geschafft und neben der Leiche des Kindes »ein ausgerissener Schopf von des Knechts Haaren« gelegen habe (80).

Liquor

Das Brauen dieses Elixiers hat Ignaz Denner von seinem Vater Doktor Trabaccio gelernt, der damit seinerzeit in Neapel schon den Ruf eines Wunderdoktors erwarb (93). Zudem hielt der Liquor den Alten jung, denn obwohl er damals schin »an die achtzig Jahre alt« gewesen sein muss, schritt »er rasch und jugendlich daher« (93). Seine »wunderbaren Kuren, die bis ins Unglaubliche gingen« brachten ihm aber auch den Ruf ein, mit dem Satan verbündet zu sein, was ein paar neapolitanische Edelleute ebenso wie seine alte Haushälterin und später auch sein Sohn bestätigen.

Um diesen Liquor herzustellen, brachte er, wie seine alte Haushälterin unter Androhung der Folter erzählt, jedes seiner Kinder, mit Ausnahme des letzten (Ignaz Denner) »unter besonderen Zurüstungen und Feierlichkeiten« um, »nachdem es neun Wochen, oder neun Monate alt« geworden war (96). Auf »unmenschliche Weise« habe er sie »geschlachtet« und ihnen das Herz herausgenommen, während der Satan ihm dabei zur Hand gegangen sei (96). Ignaz Denner erzählt Andres später weiter, dass die Kinder dem »Laboranten« freiwillig anvertraut werden müssen und dass die Wirkmächtigkeit des alchemistischen Liquors, der auch »zur Bereitung des künstlichen Goldes« dient, von der Enge der Beziehung zwischen Kind und Laborant abhängt (104).

Das ist auch der Grund, warum Denner Giorgina, seine verschollene Tochter, sucht und sich bemüht, ihr ihre Kinder zu entlocken. Bei seinem ersten Versuch fragt er Andres und Giorgina, ob er ihren ersten Sohn, Georg, zur Erziehung mitnehmen dürfe. Die beiden lehnen dieses Ansinnen rigoros ab und retten damit sein Leben.

Als ihr zweiter Sohn gerade neun Wochen alt ist, ist Giorgina alleine, von den Räubern in ihrem Haus verängstigt und nicht mehr in der Lage, Denner das Kind »auf die wenigen Augenblicke« zu verwehren, um die er sie bittet (79). Mit den Tropfen, die er aus seinem Herzen gewinnt, versucht der alte Trabacchio später erfolglos Andres zu verführen, als dieser völlig benommen nach einer Folterprozedur in der Zelle liegt.

Räuber

Schon der alte Trabacchio hatte von Neapel aus gute Beziehungen zu Räuberbanden im italienischen und süddeutschen Raum unterhalten, zu denen er nach Aufdeckung seiner Untaten mit seinem Sohn (Ignaz Denner) geflüchtet war (100). Sie hatten den Alten zum »Räuberkönige« wählen wollen, was dieser aber ablehnte, so dass Trabacchios zwölfjähriger Sohn den Titel erhielt.

Bald schon macht dieser sich aber »durch seinen Stolz und durch seine Grausamkeit verhaßt«, und nach einer Spaltung der Räuberbewegung konnten ihn auch die »Teufelskünste« nicht mehr »vor den Dolchen seiner Untergebenen« schützen (101). Deshalb gab er sich einen neuen Namen, Ignaz Denner (88). Mit der Zeit scharte er die ihm ergebenen Gesellen wieder um sich und gründete eine neue Bande, die sich bis an »die Grenze von Italien« ausdehnte und »überall« raubte und mordete (88).

Im dritten Jahr seiner Verbindung mit Denner macht Andres unfreiwillig Bekanntschaft mit Denners Räuberbande. Denner führt ihn eines Nachts in den Wald, wo »schwarze gräßliche Gestalten« aus dem Gebüsch kommen und ihn umringen. Denner zwingt ihn, an einem Raubüberfall teilzunehmen und damit sein »Probestück« zu machen (67). Dabei kommt es zu einer Schießerei, bei der »über die Hälfte der Bande tot oder verwundet« auf dem Platz bleibt.

Drei von den Verwundeten überleben und werden ins Dorfgefängnis gesperrt, wo sie am folgenden Morgen ermordet in ihren Zellen liegen, während der Rest der Bande mit Denner die Gegend verlässt. Nach dem Überfall auf das Vachsche Gut tauchen Denners Räuber bei Giorgina auf und lassen sich von ihr bewirten (78). Am nächsten Tag wird Denner begrüßt, die Beute verzeichnet und als »es lichter Tag worden«, ist die Bande verschwunden. Nur Denner bleibt noch und bringt Giorginas Säugling und den Knecht um.

Während des Verfahrens in Fulda lasten die gefangenen Gesellen Andres den Mord am Grafen an. Einige Mitglieder der Bande, die noch in Freiheit sind, bereiten einen Ausbruch vor, werden aber von Andres verraten und können daraufhin gefasst werden.

Richter

Versuchen den Mord am Grafen Aloys von Vach aufzuklären und verhören zu diesem Zweck Andres, Denner, die Räuber und Giorgina. Danach wissen sie aber »in der Tat nicht, was sie von dem Andres, dessen Miene und Sprache die Wahrheit seiner Aussage zu bestätigen schien, so wie von Denners kalter Festigkeit denken sollten« (83).

Die Ermittlungen ziehen sich über ein Jahr hin, bis zwei Vachsche Jäger sich als Augenzeugen ausgeben und Andres schwer belasten. Dem Gericht scheint er nun »ein verstockter heuchlerischer Bösewicht« zu sein, und es wird die Folter verhängt, »um seinen starren Sinn zu beugen und ihn zum Geständnis zu bringen« (85f. ). Am Tag nach diesem erzwungenen Geständnis kommt er zu ihnen und überreicht ihnen Säge und Feile, die Denner ihm in der Nacht zuvor gegeben hat, um mit ihm zu fliehen. Zwar sind die Richter über diese Aufrichtigkeit, die zur Ergreifung weiterer Räuber führt, erstaunt und »von Mitleid für den Unglücklichen durchdrungen«, aber von seiner Schuld sind sie nach wie vor überzeugt und gewähren ihm lediglich eine neue, hellere Zelle (88).

Über ein weiteres Jahr finden sie heraus, dass Denners »Bande bis an die Grenze von Italien« verbreitet und für allerlei Raubzüge verantwortlich war. Das Urteil für Denner und Andres lautete also Tod durch den Strang, wobei Denners Leiche verbrannt werden soll, Andres Leiche aber – »seiner Reue halber« und weil er die Fluchtpläne verraten hatte – auf der »Gerichtsstätte verscharrt werden« darf (88).

Die Richter stoppen die Hinrichtung, als der lange gesuchte Kaufmann aus Frankfurt auf dem Richtplatz auftaucht und zu Andres' Gunsten aussagt. Auch Denner wird neu verhört und wirkt nun »ganz umgewandelt«, seine Schilderungen halten sie aber für »das Erzeugnis wahnsinniger Überspannung«, bis weitere Recherchen alles bestätigen und Denner erneut zum Tode verurteilt wird (92f.). Andres hingegen hat ihrer Meinung nach für die »erzwungene Teilnahme an der Ausplünderung des Pachterhofes, sowie für die gesetzwidrige Rettung Denner's« bereits »genug gebüßt« und sie lassen ihn frei (92).

Satan (Hahn)

Nachforschungen des Gerichts über die Vorgeschichte Ignaz Denners und seines Vaters, des alten Trabacchio in Neapel, ergeben, dass der alte Trabacchio einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, der ihn unter anderem in die Lage versetzte, einen heilenden und verjüngenden Liquor aus dem »Herzblut« von Kindern zu gewinnen (96). In Neapel hatten eines Nachts ein paar Edelleute beobachtet, wie »ein großer leuchtendroter Hahn« den alten Trabacchio nach Hause begleitete, »ein zackicht Hirschgeweihe auf dem Kopfe tragend, mit ausgebreiteten Flügeln«, der »sie mit menschlichen funkelnden Augen anstarrte« (94f.).

Die dieser Beobachtung folgenden Nachforschungen des »geistlichen Gericht[s]« in Neapel hatten ergeben, dass dieser Hahn sich oft bei Trabacchio aufhielt, der mit ihm auf »wunderliche Weise zu sprechen und zu disputieren schien, als sprächen Gelehrte über zweifelhafte Gegenstände ihres Wissens« (95).

Sohn, jüngster

Von Andres und Giorgina. Wird mit neun Wochen von dem Alchimisten Ignaz Denner für die Herstellung seines alchimistischen Liquors umgebracht.

Während Andres' Abwesenheit gelingt es Denner, der verängstigten Giorgina den Säugling abzunehmen, während sie ihm ein Abendessen zubereiten soll (79). Er zieht sich mit dem Kleinen in die Stube zurück, aus der sich bald »ein seltsam riechender Dampf durch das Haus« verbreitet. Als Giorgina mit Hilfe des Knechts in den Raum eindringt, liegt »der Knabe« schon »nackt über einer Schüssel, in die sein Blut tröpfelte« (80). Als sie wieder aus ihrer Ohnmacht erwacht, liegt das Kind »mit zerschnittener Brust« auf dem Boden (80). Nach Andres' Rückkehr wird es im Garten begraben, und »Andres schnitt ein kleines Kreuz aus Eichenholz« für den Grabhügel (77).

Der alte Trabacchio erscheint in der Nacht nach der Foltertortur in Andres Zelle und verspricht ihm Linderung, wenn er von »diesen Tropfen« trinke, die aus des »Kindes Herzblut gekocht sind« (86) Andres kann in seinem Entsetzen nur anfangen, zu »Gott und den Heiligen« zu beten (86).

Trabacchio sen.

Vater von Ignaz Denner und mit dem Teufel verbündeter Alchimist. Seine Geschichte kommt durch die Nachforschungen ans Licht, die das Gericht in Fulda während des Prozesses gegen Ignaz Denner anstellt.

Trabacchio, ein »wunderlicher Doktor«, lebte vor »langen Jahren« in Neapel und muss damals schon etwa 80-jährig gewesen sein, wirkte aber, als ob »das Alter nichts über ihn vermöge« (93). Wenn er durch die Straßen lief, trug er einen »weiten roten Mantel mit goldnen Tressen und Troddeln« über seinem schwarzen Anzug und ein Kistchen unter dem Arm, in dem man seine Arzneien vermutete (93). Lediglich sein Gesicht war auf »seltsame grausige Weise verzerrt und verschrumpft, und seinen Blick konnte man kaum ohne innern Schauer ertragen«, weshalb die Menschen ihm aus dem Weg gingen, wenn sie nicht gerade schwer kranke Angehörige hatten (93). Er handelte sich den Titel des Wunderdoktors ein, weil er mit seinem Liquor alle Krankheiten zu heilen vermochte und niemals die Bitte um eine Behandlung ausschlug, auch wenn sie ihm kaum etwas einbrachte.

Überhaupt war sein zur Schau gestellter Reichtum der Bevölkerung ein Rätsel, überstieg er doch bei Weitem seine Einkünfte aus der Heiltätigkeit. Er hatte viele Frauen, die er aber stets versteckt hielt und von seiner alten Haushälterin bewachen ließ. Über kurz oder lang starben sie alle.

Die Bevölkerung wurde misstrauisch und »hielt den Doktor Trabacchio für einen Alchymisten, für einen Teufelsbeschwörer, ja man gab ihm endlich schuld, daß er mit dem Satan im Bündnis stehe«, mit dem ihn auch schon einige Edelleute gesehen haben wollten (94f.). Tatsächlich stellte sich eines Tages heraus, dass der Verkauf eines Giftes namens »Aqua Toffana« seine »reichste Erwerbsquelle« war. Unter Folter erzählte seine Haushälterin, die das Gift unter das Volk brachte, dass Trabacchio mit dem Teufel verbündet sei, seine heimlich geborenen Kinder für sein Heilelixier selbst »geschlachtet« und deren Mütter danach vergiftete habe (96). Nur sein letztes Kind, den späteren Ignaz Denner, habe er leben lassen.

Vor Gericht gestellt, leugnete Trabacchio nichts, es bereitete ihm sogar Vergnügen, das Gericht mit den Details zu schockieren, und er bestieg den Scheiterhaufen »mit verwegener Frechheit zum Tode«, um sich auf magische Weise genau in dem Moment aus dem Staub zu machen, in dem die Flammen ihn erreichten (99). Mit seinem Sohn, den er schon von klein auf in all seinen alchimistischen und magischen Geheimnissen unterwies und der in seinem Auftrag das Haus zerstörte, als ein Geistlicher den von ihm eingerichteten Geisterkeller öffnete, floh er aus Neapel. Die beiden wurden von einer Räuberbande aufgenommen, mit der er seit langem gute Kontakte gepflegt hatte. Er lehnte die ihm angetragene Würde des Räuberkönigs ab: Aufgrund besonderer »Konstellationen« sei er gezwungen, fortan ein »ganz unstetes Leben« zu führen (100). Als die Räuber stattdessen seinen Sohn wählten, war er damit sehr zufrieden.

Nach Andres' Folterung erscheint er in dessen Zelle, mit glühenden Augen, schwarzen struppigen Haaren und »finstern Augenbrauen«, die »über der krummgebogenen Habichtsnase« sitzen (86). Erst später wird Andres klar, dass Trabacchio ihm »wie der leibhaftige Satan« erschienen war und dazu verführen wollte, von dem Liquor aus dem Herzblut seines eigenen Sohnes zu trinken, um seine Qualen zu lindern (101).

Denner gibt vor Gericht zu Protokoll, dass sein Vater »noch zur Stunde lebe«, ihn im Gefängnis besucht und ihm »Rettung von der Gerichtsstätte versprochen habe« (101). Aber die wunderbare Rettung Andres' habe die Macht Trabacchios über ihn endgültig gebrochen, und er sei nun bereit, als frommer Christ für seine Sünden zu sterben (101). Als ihn in der Nacht vor der Hinrichtung allerdings die Panik ergreift und er an den Gitterstäben zu rütteln beginnt, zerfallen diese auf wundersame Weise und er kann fliehen.

Nachdem Andres den geschwächten Denner bei sich aufgenommen hat, gewinnt der Alte erneut Macht über seinen Sohn. Als Andres den verschleppten Georg im Wald nackt festgebunden neben einem Feuer findet, steht des »alten Trabacchio Gestalt im goldverbrämten Mantel, den Stoßdegen an der Seite, den niedergekrempten Hut mit roter Feder auf dem Kopfe, das Arzneikistchen unterm Arm« neben Ignaz Denner, der im Begriff ist das Kind zu erstechen. Die Gestalt verschwindet nach Andres' Schuss auf Denner. Frieden vor dem nächtlichen Spuk, der ihn immer noch mit Macht verführen will, findet Andres erst, als er das Schatzkistchen der Trabacchios in eine tiefe Schlucht wirft (109).

Vach, Aloys Graf von

Herr von Andres, der ihn als Leibjäger auf seinen »weiten Reisen durch das schöne Welschland begleitet« (50). Auf einer dieser gemeinsamen Reisen verliebt der Leibjäger sich in ein neapolitanisches Mädchen, heiratet es, und der Graf glaubt, »den treuen Diener recht zu belohnen«, wenn er ihn zu »seinem Revierjäger« ernennt, weil er so sesshaft werden kann (50). Tatsächlich beginnt damit eine ungeahnte Pechsträhne für Andres. 

Er informiert Andres über das Ableben von Giorginas Pflegevater. Dieser habe ihr »zweitausend Dukaten vermacht«, die Andres in Frankfurt abholen könne (76). Der »Graf von Vach ergötzte sich nicht wenig an dem Entzücken seines treuen Dieners«, der sich kurzerhand entscheidet, die Anzeige der Räuber zu verschieben und stattdessen Giorgina zu überraschen (72). Während Andres' Reise wird der Graf bei einem Raubüberfall umgebracht. Denner und seine Räuber lasten Andres den Mord an, der keine Zeugen für sein Alibi auftreiben kann. Seiner Frau hat er der Überraschung zuliebe nichts über die Reise erzählt, und sein Hauptzeuge, der Graf, ist tot. Das Vachsche Gut geht an Aloys' Neffen über, der nun den Titel des Grafen von Vach trägt.

Wirt (Pflegevater von Giorgina)

In Neapel ist Andres mit dem Grafen von Vach zusammen Gast in seinem Wirtshaus und lernt Giorgina kennen.

Der Wirt hatte sie als »Waise aufgenommen, gar hart behandelt und zu den niedrigsten Arbeiten in Hof und Küche« benutzt (46). Später erzählt der Graf von Vach, den Alten habe auf dem »Sterbebette« doch »noch das Gewissen gerührt wegen der abscheulichen Behandlung des armen verwaisten Kindes«, weshalb er ihr »zweitausend Dukaten vermacht« habe (75f.).

© Tanja Begon 2011 – Alle Rechte vorbehalten.