Linele

Die bezaubernde blonde Tochter eines Tischlermeisters ist sechzehn Jahre alt. Sie wohnt gegenüber von Marx. Er kann ihr Zimmer von seinem aus sehen und verliebt sich in sie. Die junge Liebe beflügelt Marx’ Kunst. In der ersten Zeit ist Linele ihm »Antrieb und Wächterin für alles Gute« (III, 312). An sie ist auch das Lied gerichtet, das der Novelle den Titel gibt. Eines Tages singen die drei Freunde es ihr auf Marx’ Verlangen hin. Marx gibt damit offenbar seinem Gefühl Ausdruck, dass ihre unterschiedliche soziale Herkunft einer weiter gehenden Beziehung im Weg steht. Daraufhin wird das Lied jedenfalls zum Erkennungssignal der vier Freunde. Infolge dieser Abkehr von Linele leidet Marx’ Klavierspiel, allein der traurige Chopin scheint seinem Gemütszustand zu entsprechen.

Obwohl Linele Marx, den sie Adolf nennt, weiterhin liebt, entscheidet sie sich dafür, sich von ihm zu trennen. Sie begründet das mit den sozialen Unterschieden, die zwischen ihr und Marx bestehen. Der Erzähler vermutet indes, dass Marx Linele zuvor seinen eigenen gesellschaftlichen Hochmut spüren ließ, was in ihr überhaupt erst diese Einsicht geweckt hat. Sie verlässt jedenfalls Stuttgart.

Nach Marx’ vermeintlicher gesellschaftlicher Ächtung trifft Fritz eines Oktoberabends Linele, die nach Stuttgart zurückgekehrt ist. Beide erkennen sich, reden aber nicht miteinander. Jetzt will Marx sie aber nicht sprechen, weil er sich aufgrund der Schande, die er angesichts seines Tuns empfindet, für unrein hält und die reine Linele nicht beschmutzen möchte. Linele jedenfalls nimmt an Marx' Beerdigung teil, wäre – wie dann deutlich wird – Marx' Eltern als Schwiegertochter durchaus recht gewesen und kümmert sich fortan um Marx' Grab.