Bunter, Mervyn

Lord Peter Wimseys absolut perfekter und ergebener Diener, der immer im rechten Augenblick mit dem Gewünschten zur Stelle ist.

[Whose Body/Ein Toter zu wenig] – Lord Peter befragt ihn einmal über seine Ansichten, seinen Reichtum betreffend (»in these democratic days«, Kap. 2, S. 14), bekommt aber nichts aus ihm heraus. Bunter verdient 200 Pfund im Jahr, während sein Herr z. B. 750 Pfund für ein wertvolles altes Buch ausgibt. Bunter zeigt fast nie eine Gemütsregung.

Er sorgt mit Hingabe für den Luxus im täglichen Leben, den Lord Peter genießt, und erklärt seinerseits einmal (in einem Brief), der Umgang mit Lord Peter sei sehr bildend für ihn. Umgekehrt hört Wimsey auf seinen Diener, der immer weiß, welche Kleidung angemessen ist und was man essen und trinken sollte. Bunters Berufsehre verbietet ihm, seinen Herrn im falschen Anzug weggehen zu lassen. »Not in these trousers, my Lord«, sagt er streng, und Peter Wimsey muss sich fügen (Kap. 7, S, 115).

Er selbst ist gut gekleidet und tritt, wenn er mit fremdem Personal spricht, leutselig wie ein Herr auf. Er betätigt sich auch als Sekretär und Kriminalassistent, fotografiert z.B. Fingerabdrücke und Fußspuren. Geschickt befragt er den Diener von Sir Julian Freke, während er ihn mit Lord Peters altem Portwein und Cognac traktiert (worüber er haarklein in einem Brief an Wimsey berichtet).

Bunter war mit Major Wimsey im Krieg an der Front, als Sergeant. Er beruhigt seinen Herrn, als der eines Nachts Angstattacken hat und zitternd vor Bunters Bett steht. Peter war in einem Granattrichter verschüttet und leidet immer noch an den Folgen.

[Clouds of Witness/Diskrete Zeugen] – Bunter teilt auch nach dem Krieg lebensgefährliche Situationen mit Lord Peter, so z. B. hier das Versinken im Moor. Als Bunter einmal seine Mutter erwähnt, sagt Wimsey: »I didn’t know you had one. I always imagined you were turned out readymade so to speak«, woraufhin er sich lebhaft entschuldigt (S. 84). Darauf berichtet Bunter kurz von ihr und zitiert eine Lebensweisheit der Mutter, aber das ist schon zu viel Intimität. Äußerst zurückhaltend fällt darum auch Wimseys Dank an Bunter aus, der ihn vor dem Tod im Moor bewahrt (Kap. 12). Auch in diesem Roman beteiligt er sich an den Ermittlungen, indem er Lady Marys Zofe befragt und Stoffproben nimmt.

[Unnatural Death/Keines natürlichen Todes] – Als Wimsey einen erwartungsvollen jungen Vater mimt, dessen Auftreten strahlende Hoffnung, »verschämten Stolz und einen Anflug ängstlicher Besorgtheit« (»bright hope, self-congratulation, and a tinge of tender anxiety«) ausdrücken soll, rät Bunter zum blassgrauen Straßenanzug mit amethystblauer Krawatte und Socken, sowie weichem Hut statt Melone: »I would not recommend a bowler, my lord. The anxiety expressed in a bowler hat would be rather of the financial kind.« (Kap. 9)

[The Unpleasantness at the Bellona Club/Ärger im Bellona Club] – Bunter betätigt sich auch hier als Kriminalassistent, fotografiert Beweismittel.

[Strong Poison/Starkes Gift] – Auf Wimseys Weisung gewinnt Bunter das Vertrauen der Hausangestellten von Norman Urquhart, Mrs. Pettican und Hannah Westlock, und horcht sie über das Abendessen Urquharts mit dem ermordeten Philip Boyes aus. Später nimmt er die chemische Analyse des bei Urquhart gefundenen Arsens vor. Bunter ist so vertraut mit Lord Peter, dass er dessen Neigung zu Harriet Vane sofort bemerkt und seinen Herrn fragt, ob er sich zu verändern gedenke und ihn dann vielleicht nicht mehr brauche. Wimsey ist entsetzt von dem Gedanken. – Die Herzoginwitwe beschreibt Bunter als imposante Erscheinung.

[Five Red Herrings/Fünf falsche Fährten] – Bunter hat seinen Herrn in den Urlaub nach Schottland begleitet. In Kirkcudbright hat Wimsey ein kleines Studio gemietet, und Bunter muss sich mit primitiven äußeren Umständen abfinden – z.B. Fisch und Kartoffeln im Freien waschen und die schottischen Namen für Fleischerei-Produkte lernen (S. 42 f.).

Als Lord Peter sich bei der Suche nach Indizien im Mordfall Campbell körperlich anstrengen muss, überlegt er: »I ought to have brought Bunter. This is menial toil [niedere Arbeit]. It's really beyond the dignity of any human being« (S. 136). Bunter beteiligt sich auch an den Mord-Ermittlungen, indem er mit dem Dienstmädchen des Malers Gowan ins Kino geht und sich von unheimlichen Vorgängen im Haus erzählen lässt. Er berichtet dann selbst dem Polizeipräsidenten darüber. Lord Peter fühlt sich durch seine spannende Erzählung an einen Schauerroman erinnert (164 f.).

[Have his Carcase/Zur fraglichen Stunde] – Bunter begleitet seinen Herrn nach Wilvercombe, wo Lord Peter im Fall des toten Alexis ermittelt, den Harriet Vane auf einer Klippe fand. Wimsey schickt Bunter dann nach Huntingdonshire, wo der verdächtige Farmer Henry Weldon wohnt, der in finanziellen Nöten ist. Bunter berichtet in einem seiner wohlgesetzten Briefe, was er herausgefunden hat, nicht ohne einige Hinweise für Lord Peters Kleidung zu geben. Im weiteren Verlauf der Geschichte leistet Bunter noch aktivere Detektivarbeit in London, indem er tagelang in wechselnden Verkleidungen einen Mr. Bright verfolgt. Mit nicht nachlassender Energie kommt er zum Erfolg, und Bright kann als Mr. Morecambe identifiziert werden.

[The Nine Tailors/Der Glocken Schlag] – Als Lord Peter am Silvesterabend in der Nähe von Fenchurch St. Paul mit dem Auto verunglückt, ist Bunter dabei. Sie werden freundlich im Pfarrhaus aufgenommen. Ostern wird Peter wieder dorthin gebeten, um den Fall eines unbekannten, verstümmelten Toten im Grab von Lady Thorpe zu untersuchen. Bunter macht sich in der Küche der Pfarrei beliebt, u.a. durch Music-Hall-Parodien. Sein Herr, der von diesem Talent nichts wusste, sagt zu Mrs. Venables: »But what I don’t know about Bunter would fill a book« (S. 177). Lord Peter geht hier ganz vertraulich mit seinem Diener um, er fragt ihn um Rat (»Bunter mine«; S. 226) und lässt ihn als Helfer gewähren, z. B. einen postlagernden Brief entwenden (S. 181).

Als das Dienstmädchen Emily im Pfarrhaus versehentlich Fingerabdrücke auf einer Flasche abgewischt hat, die Bunter fotografieren wollte, wird er wütend und faucht sie so an, dass sie gleich kündigen will. Fast verzweifelt legt er der Pfarrersfrau dar, wie enttäuscht Lord Peter sein wird, wenn er es erfährt. Dass sein Herr inzwischen schon zweimal nach seinem Morgentee geklingelt hat, macht ihn vollends unglücklich (S. 254). Später macht er sich nützlich, als Hunderte von Menschen vor der großen Flut in die Kirche geflüchtet sind, er kocht und tritt als Comedian auf.

[Gaudy Night/Aufruhr in Oxford] – Bunter hat Lord Peter nach Rom und Warschau begleitet und kehrt mit ihm zurück. Er ist auch mit in Oxford zur Unterstützung von Harriet Vane, die in ihrem alten College einer Schreiberin von Schmähbriefen auf die Spur kommen will. Bunter macht wie früher Fotos von Spuren. Peter meint, Bunter habe sich ein kritisches Urteil über ihn bewahrt.

[Busman’s Honeymoon/Hochzeit kommt vor dem Fall] – Nach der Hochzeit von Harriet Vane und Lord Peter (Oktober 1935) bleibt Bunter bei Lord Peter und fährt auch mit auf die Hochzeitsreise nach Hertfordshire. Er schreibt einen Brief an seine 87-jährige Mutter über die Hochzeitsfeier, zu der sie sogar eingeladen war. Bunter kann auch nicht mehr jung sein. Er stammt aus Kent, lebt aber seit seinem 5. Jahr in London. Er war um das Glück seines Herrn mit der widerspenstigen Miss Vane besorgt, aber er tut alles, um es zu fördern, und akzeptiert »Her Ladyship« ohne Widerstand. Sie belohnt ihn mit viel Lob und Dank.

Bunter muss schon deshalb mitfahren, um die Kiste Portwein im Auto zu hüten, die keine schnelle Bewegung verträgt. In dem Dorf Paggleham, in das die Reise führt, bekommt er dann sehr viel zu tun, denn das von Wimsey gekaufte Haus »Talboys« empfängt sie mit verschlossenen Türen und ohne Licht, Kohlen, Lebensmittel etc. Aber er schafft etwas Ordnung mit Hilfe einer Putzfrau und schrubbt schließlich noch den öl- und petroleumverschmutzten Bräutigam unter der Pumpe ab, ehe der ins Hochzeitsbett steigen kann.

Am nächsten Tag muss sich Bunter, rußgeschwärzt von der Schornsteinreinigung, selbst einer ähnlichen Prozedur unterziehen. Das ist seiner Würde abträglich, und als Lord Peter sich ein wenig amüsiert, verzieht Bunter doch seine sonst undurchdringliche Miene. Die Zustände im Haus strapazieren selbst seine Nerven. Bald findet sich die Leiche des früheren Besitzers Noakes im Keller. Als dann Mrs. Ruddle, die Putzfrau, alle Portweinflaschen ausgepackt und gesäubert hat, verliert Bunter ausnahmsweise die Contenance und brüllt sie an; auch unter seiner zivilisierter Außenseite ist ein »Tiger« verborgen.

Der Mord wird aufgeklärt, und Bunter fährt mit Lord Peter nach London. Aber Wimsey leidet unter den tödlichen Konsequenzen seiner Detektivarbeit für den Mörder und gerät wieder in eine Krise. Bunter ist an seiner Seite, doch schließlich kann er Peter zu Harriet zurück nach Talboys bringen. Peters Mutter erzählt Harriet, wie Bunter nach dem Krieg, als Peter unansprechbar war, in seine Dienste trat und durch sein ruhiges Verhalten zu seiner Heilung beitrug.