Vorwort

Daniel Kehlmann bedient sich bei der Wahl seiner Figuren für Die Vermessung der Welt ausgiebig bei der Geschichte. Nur wenige der auftretenden Personen haben kein historisches Vorbild. Dennoch ist Die Vermessung der Welt kein historischer Roman. Die Figuren tragen zwar die Namen ihrer empirischen Vorbilder, haben mit ihnen auch die wichtigsten biografischen Daten gemein, sind aber gleichwohl erfundene Figuren, die als historische Porträts zu lesen ein Missverständnis wäre. Deshalb wird hier bewusst darauf verzichtet, Abweichungen von den historischen Vorbildern zu thematisieren. Lediglich deren Namen und Geburts- und Sterbedaten werden am Ende der  Artikel genannt, um Lesern, die dem Verhältnis von Geschichte und Fiktion in diesem Roman nachgehen wollen, die Zuordnung zu erleichtern.

Dass der gesamte Roman als Erzählerbericht präsentiert wird, Dialoge daher durchgehend in der Form der indirekten Rede erscheinen, hängt mit Kehlmanns Handhabung dieses Verhältnisses zusammen. Die Fiktion authentischer Figurenrede, die direkte Rede erzeugt, wird durch die indirekte Rede reduziert, die Figuren sprechen nicht mit ihren eigenen Worten. Diesem besonderen Formmerkmal wird bei den Zitaten Rechnung getragen.

Saarbrücken, September 2012                       Nils Neusüß