Bonpland, Aimé

Als Humboldt auf den Franzosen Bonpland aus La Rochelle trifft, war dieser »fünfundzwanzig, hochgewachsen, etwas zerlumpt, hatte nur wenige Pockennarben und bloß eine Zahnlücke, ganz vorne.« (40) Auch er möchte, nachdem er ein Studium der Botanik abgeschlossen hat und Militärarzt gewesen ist, an einer Expedition teilnehmen. Humboldts Überzeugungskraft und Begeisterung und der Mangel an Alternativen bewegen ihn dazu, mit ihm zu reisen.

Schon während ihres ersten Halts auf Teneriffa kommt es zwischen den beiden zu einem Streit, als Bonpland sich nach einer Vulkanbesteigung mit einer Einheimischen vergnügt: »Der Mensch sei kein Tier, sagte Humboldt. Manchmal doch, sagte Bonpland.« (48)

In Caracas zeigt sich ein weiterer Unterschied zwischen Bonpland und seinem Gefährten: Während ihn das für ihren Abschied gegebene Konzert zu Tränen rührt, muss Humboldt zugeben, dass Musik ihm nicht viel gebe. Während der Fahrt auf dem Orinoko muss er feststellen, dass Humboldt keinen Spaß versteht.

Beim Abendessen mit Pater Zea vergisst Bonpland seine Manieren: »Bonpland nahm einen tiefen Schluck aus der Weinflasche. Er schien vergessen zu haben, daß Gläser dastanden und sich das nicht gehörte.« (117) Gegen Pater Zea versucht er auch, sein Verständnis von Menschenrechten zu äußern, wird aber von Humboldt gebremst (119).

Obwohl Humboldt immer die treibende Kraft der Expedition ist, gibt ihm Bonpland psychische Unterstützung, als sie während des verheerenden Sturms auf dem Felsen ausharren: »Und was, fragte Humboldt, wenn das Boot nicht zurückkomme? Das werde es schon, sagte Bonpland. Nur die Ruhe.« (140)

Kurz vor der Besteigung des Chimborazo schreibt Bonpland, von Humboldt genötigt, einen Abschiedsbrief. Darin gibt er auch seine fieberhaften Träume zu, »in denen er Baron Humboldt erwürge, zerhacke, erschieße, anzünde, vergifte oder unter Steine begrabe.« (163) In der darauffolgenden Nacht träumt er, seinen Gefährten den Berg hinunterzustürzen.

In Acapulco befragt ihn der Journalist Gomez über das Wesen von Humboldt, und obwohl er ihn am besten kennt, kann er keine zufriedenstellende Antwort geben (197) Auch die Auskunft, er sei nur mitgereist, weil er von zu Hause weg wollte, ist für Gomez nicht befriedigend.

Nach Beendigung der Expedition wird Bonpland zunächst Vorstand der kaiserlichen Ziergärten in Paris. Nach dem Sturz Napoleons zieht es ihn nach Paraguay, wo er ein Gut besitzt und eine Familie gründet. Sein Sinn für Menschenrechte, den er genau wie Humboldt schon auf ihrer ersten Expedition zeigte, verwickelt ihn in den dortigen Bürgerkrieg. Er wird von Diktator Francia gefangen genommen und unter Hausarrest gestellt. In einem letzten Brief, den er aus seiner Gefangenschaft an Humboldt sendet, gesteht er ihm, dass er ihn vermisst.

Aimé Jacques Alexandre Bonpland (1773-1858)