Pilâtre de Rozier

Als Humboldt während seines Studiums seinen älteren Bruder in Göttingen besucht, entdecken die beiden am Nachthimmel einen Heißluftballon, den Wilhelm sogleich Pilâtre de Rozier, dem »Mitarbeiter der Montgolfiers«, zuordnet, der sich gerade in Braunschweig aufhalte. Beide scheinen begeistert: »Bald würden alle Menschen in die Luft steigen.« (28)

Eigentlich befindet sich Pilâtre de Rozier »mit eigenem Fluggerät und zwei Assistenten« auf dem Weg nach Stockholm, wird aber in Braunschweig aufgehalten, da der Herzog eine Vorführung des Ballons wünscht: »Pilâtre fügte sich. Er hätte es wissen müssen, sagte er müde, in Hannover sei das gleiche passiert, in Bayern ebenso.« (63 f.) Durch Penetranz und sein Interesse an Sternen schafft es Gauß, zu der Zeit noch ein Junge, dass Pilâtre de Rozier ihn mitfahren lässt: »Gauß klammerte sich an den Korbrand, und erst als er den Mund zumachte, wurde ihm klar, daß er die ganze Zeit geschrien hatte. So sieht Gott die Welt, sagte Pilâtre« (66) Die Fahrt ist für Gauß‘ Wissensdurst viel zu kurz. Sie endet mit einer Bruchlandung und mit Gauß‘ Erkenntnis, dass »alle parallelen Linien einander berührten.« (67) Pilâtre versteht kein Wort, aber als Gauß sich zum Dank vor ihm verbeugt, »freute [er] sich, lachte und strich ihm über den Kopf« (68)

Als Wilhelm von Humboldt sein Studium in Göttingen aufnahm (1788) und Carl Friedrich Gauß Stipendiat des Herzogs von Braunschweig war (1792-1795), war Jean-François Pilâtre de Rozier (1757-1785) schon mehrere Jahre tot.