Sobeide (Die Hochzeit der Sobeide)

Ehefrau des reichen Kaufmanns. Sie empfindet den Moment zwischen dem Abschied von ihren Eltern und der Aufnahme in das Haus ihres Ehemanns als den einzigen freien Augenblick ihres Lebens (vgl. V, 14). Als sie erstmals mit ihrem Mann allein ist, beichtet sie ihm aufrichtig, dass sie ihn aufgrund der Geldsorgen ihres Vaters geheiratet hat und in Wahrheit Ganem, den Sohn des Teppichhändlers Schalnassar, liebt, den sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat. Diese Liebe macht sie, wie sich bald zeigt, blind für Ganems Charakter: Sie glaubt, Ganem habe sie nicht heiraten können, weil sein Vater ebenfalls mittellos sei, und erklärt sich sein kaltes, abweisendes Verhalten damit, dass er ihr den Abschied habe erleichtern wollen (vgl. V, 23). Ihr Leben sieht Sobeide trotz ihres jungen Alters bereits von Enttäuschung und Entsagung geprägt. Sie will sich zwar an ihre neue Rolle als ›Besitztum‹ des reichen Kaufmanns anpassen, aber innerlich rebelliert sie. Das Angebot ihres Mannes, sie gehen zu lassen, nimmt sie dankbar an, um zu Ganem zu gehen. Als sie dann Schalnassars Haus betritt, wird sie bitter enttäuscht, denn Ganem gibt ihr zu verstehen, dass er sie nur begehrt, aber nicht liebt. Dennoch bettelt sie unterwürfig um Verständnis und Liebe. Erst als Ganem, außer sich vor Eifersucht, wütend auf seinen Vater einpeitscht, weil dieser sich mit Gülistane vergnügt, versteht sie: »Sein Vater! beide, um das Weib! die beiden!« (V, 53) Auf die Rivalität von Vater und Sohn um dieselbe Frau reagiert sie »wie von Sinnen«: »Ja! ja! wir wollen einen Reigen tanzen! / Gieb mir die Hand! und ihm! und ich dem Alten! / Wir wollen unser Haar auflösen: welche / das länger Haar hat, soll den Jungen haben für heut – und morgen wieder umgekehrt! / Gemeinheit hat den Thron!« (V, 53) Tief enttäuscht von sich und dem Leben beschließt sie, dass der Tod der einzige Ausweg für sie ist, und verlässt Schalnassars Haus in Begleitung des alten Kameltreibers, der ihr den Weg zurück zum Haus des Kaufmanns weist. In dessen Garten angekommen, will sie sich im Teich ertränken, erfährt aber von der Frau des Gärtners, dass sich der Kaufmann in der Nähe des Teichs aufhält. Kurzerhand wählt sie den Freitod durch den Sprung vom Gartenturm. Sterbend bittet sie ihren Ehemann, ihre Eltern und den alten Kameltreiber bei sich aufzunehmen. In der für sie vorgesehenen Rolle als Tochter und Frau habe sie versagt (»Wir hätten lang / zusammen sein und Kinder haben sollen, / nun ist es schrecklich – für die Eltern!« V, 65) und ihre Seele fühle sie erst jetzt frei, wo »der Käfig / zerschlagen wird« (ebd.).