Werke

Ist die Personifikation der ›Guten Werke‹ im christlichen Sinn. Als Kranke, »auf einem elenden Lager gebettet« (IX, 80), wird sie sichtbar, nachdem Mammon Jedermann die Gefolgschaft aufgekündigt hat. Der in Gedanken versunkene Jedermann nimmt ihre schwache Stimme kaum wahr. Als er sie erblickt und sie ihn über ihre Identität aufklärt, weist er sie zunächst verständnislos ab, bis sie ihn davon überzeugen kann, dass sie ihn in den Tod begleiten will, weil sie ein – wenn auch sehr schwacher – Teil seiner selbst ist. In der Aussprache zwischen ›Werke‹ und Jedermann, in der sie ihn mit sich selbst konfrontiert, erkennt er sein eigentliches, aber nicht gelebtes Ich und bereut seine Lebensführung: »Mir ist, könnt deiner Augen Schein / Durch meine Augen dringen ein, / Ein großes Heil und Segen dann / Geschäh an einem armen Mann. / Doch weiß ich, dies ist nun versäumt / Und jetzt ist alls nur wie geträumt! [...] Und dich hab ich mögen erkennen nicht! War so verblendet mein Gesicht!« (IX, 82 f.) ›Werke‹ nimmt seine Reue dankend an, ist aber zu schwach, um ihm allein zur Seite zu stehen: »Mag diese Reu, so brennend groß, / Mich nit vom Boden winden los, / Weh, mag ich nit auf Füßen stehn / Und ihm die Stund zur Seiten gehn! / Sie sinkt an den Boden. / Bin ich so elend schwach und krank!« (IX, 84) Sie ruft ihre Schwester ›Glaube‹ zu Hilfe, weist Jedermann aber darauf hin, dass diese sich von ihm abkehren könnte, wenn er nicht die richtigen Worte finde (vgl. IX, 85). Nachdem ›Glaube‹ Jedermann für sich gewonnen hat, wirft ›Werke‹ ihre Krücken von sich und erklärt sich bereit, ihn gemeinsam mit ›Glaube‹ in den Tod zu begleiten: »Jedermann, ich bins, deine Freundin, / Ich segne dich in meinem Sinn, / Du hast mich geschaffen von Schmerzen frei, / Nun geh ich mit dir, wohin es auch sei.« (IX, 89)