Szenischer Prolog zur Neueröffnung des Josefstädter Theaters (1924)

Hofmannsthal verfasste den Prolog im April 1924 anlässlich der Neueröffnung des Theaters in der Josefstadt unter der neuen Führung von Max Reinhardt. Die offizielle Bezeichnung des Theaters lautete »Die Schauspieler im Theater in der Josefstadt unter der Führung von Max Reinhardt«. Hofmannsthals Prolog entwickelt sich aus dem ersten Eröffnungsstück, aus Goldonis »Der Diener zweier Herren«. Dem Goldoni-Stück folgten an den darauffolgenden Eröffnungsabenden beispielsweise Schillers »Kabale und Liebe«, Hofmannsthals »Der Schwierige« und »Das Traumspiel« von Strindberg. Dass die Schauspieler ihr Theaterprojekt in Hofmannsthals Prolog eigens diskutieren, hängt damit zusammen, dass Max Reinhardt das »Theater in der Josefstadt« als gemeinsames Projekt von Schauspielern und Regisseur konzipiert hatte: Das Programm, das traditionelle Stücke ebenso enthalten sollte wie moderne, sollte wesentlich durch die Persönlichkeiten der Schauspieler geprägt sein. Hofmannsthals und Reinhardts Überlegungen zu einem angemessenen Rahmenprogramm anlässlich der Neueröffnung fasst Hofmannsthal in seinem V. »Wiener Brief« zusammen: »Reinhardt hat natürlich mit seinen hiesigen Freunden überlegt, ob er die sehr ernsten Absichten, die er mit seiner Wiener Theatergründung verfolgt und die sich sowohl auf ein höheres und dabei geistig geschlossenes Repertoire als auf einen vom Berliner Realismus abgewandten, sehr zarten und intimen Stil des Theaterspiels beziehen, am ersten Abend gleichsam offiziell aussprechen lassen sollte [...]. Aber ein Prolog dieser Art, der naturgemäß sehr ernste Dinge hätte mit einem gewissen Gewicht und einer gewissen Feierlichkeit aussprechen müssen, schien uns zu der leichten Atmosphäre der commedia dell’arte, welcher der erste Abend gehört, nicht zu passen. So verzichteten wir darauf, ein höheres Programm expressis verbis zu entfalten und Versprechungen zu machen, und einigten uns auf ein leichtes szenisches Vorspiel, eine bloße Begrüßung vor dem Vorhang, die, wie alles in der Komödie selbst, den Charakter der Improvisation haben wird. Auch diese Form gestattet uns, in einer bescheidenen Weise das Besondere der Situation auszusprechen: die Eröffnung eines neuen Theaters mit hohen – aber durchaus nur theatermäßigen, nicht literarischen – Zielen in einem alten Gebäude, in dieser alten Theaterstadt.« (RuA II, 323 f.)

Achter

Die Figurenrede von acht Figuren, die über Truffaldinos Publikumsansprache debattieren, ist durch Ordinalzahlen gekennzeichnet. Vom ›Ersten‹ bis zum ›Achten‹ geben sie Truffaldino je unterschiedliche (teils widersprüchliche) Anweisungen, wie er seine Rede zu gestalten habe. Der ›Achte‹ rät ihm zum Beispiel zu wohlbedachten Äußerungen (vgl. XVII, 322) und zu diskretem Humor (vgl. XVII, 318). Er gibt außerdem zu bedenken, dass Kritiker im Publikum sitzen (vgl. XVII, 320) und dass die Zuschauer »Demokraten sind«, die »keine Unterschiede kennen.« (XVII, 319)

Alle

Die Polyphonie der vielen zu Wort kommenden Stimmen löst sich am Schluss des Prologs an der Textoberfläche als substantivierte Pluralisierung im Indefinitpronomen auf. »Alle« der an der Diskussion beteiligten Schauspieler fragen Truffaldino: »Hast du begriffen?« Sie fordern ihren ob dieser komisch-ironischen Frage ›entgeisterten‹ Kollegen zum Reden auf und machen ihm nun Platz auf der Bühne (XVII, 322).

Anderer

Der ›Andere‹ ist das Pendant zum ›Einen‹. Das Indefinitpronomen bezeichnet jeweils die Figurenrede eines beliebigen Schauspielers, der sich an der Diskussion um Inhalt und Duktus von Truffaldinos Publikumsansprache beteiligt. Insgesamt kommen neun ›Andere‹ zu Wort und führen mit ihren kurzen Äußerungen den in der Truppe herrschenden Meinungs- und Perspektivpluralismus vor Augen, der jede Einigung über den Sinn und das Ziel ihres Theaterspiels ad absurdum führt: »Anderer ›Sie [die Zuschauer] wollen nicht, daß man ihnen was sagt!‹ / Anderer ›O ja, sie wollen, daß man ihnen etwas sagt, aber nur das, was sie hören wollen!‹ / […] / Anderer ›Aber sie wissen nicht, was sie hören wollen – ‹ / Anderer ›Dann müssen sie wollen, was wir wollen!‹ / Anderer ›Nein, wir wollen, daß sie wollen, was wir wollen!‹« (XVII, 316 f.)

Doktor

Gehört zur Besetzung der ersten Szene des Eröffnungsstücks des »Josefstädter Theaters«, aus dem sich zugleich Hofmannsthals Prolog entspinnt: Goldonis »Der Diener zweier Herren«. Der Prolog setzt ein, als der Doktor bereits gemeinsam mit Pandolfo und Tebaldo auf der Bühne steht und sie die erste Szene des Goldoni-Stücks spielen. Als ihr Spiel alsbald von Truffaldino unterbrochen wird, zeigt sich der Doktor beunruhigt und weist den Störenfried mehrfach zurecht: »Verschwinden Sie, bevor das Publikum was merkt! […] Wenn Sie nicht sofort abgehen, schmeißen Sie uns das Stück, bevor es noch angefangen hat!« (XVII, 314)

Dritter

Der ›Dritte‹ ist einer der acht mit Ordinalzahlen benannten Schauspieler, die sich – neben dem ›Einen‹ oder ›Anderen‹ – einen Schlagabtausch über das Wie und Was ihres ›neuen Theaters‹ liefern. Er plädiert dafür, es den Zuschauern möglichst leicht zu machen, und rät Truffaldino, in seiner Ansprache auf schwere Gedanken zu verzichten. Dem modernen Zuschauer, der sich eigentlich »heraus aus dem Theater« sehne (XVII, 316), werde man nicht durch nostalgische Reminiszenzen gerecht. Das Theater solle vielmehr ablenken und aufheitern: »Rede ihnen nicht von unserem Ernst, das können sie nicht leiden!« (XVII, 319); »Also verkümmere ihnen nicht das bißchen Aufheiterung!« (XVII, 320) Seine Aufforderung an die Kollegen, »in zehn Worten« zusammenzufassen, was ihr ›neues‹ Theater denn nun wolle (vgl. XVII, 321), verläuft sich im Komischen, so dass die Intentionalität als solche ironisch gebrochen wird: »Vierter ›Wir wollen Theater spielen, ganz nach der älteren Art!‹ / Fünfter ›Aber andrerseits doch – ‹ / Sechster ›Ja, natürlich, auf eine neue Weise!‹ / Erster ›Die aber insofern auch wieder die alte ist – als wir gar keine neuartigen Absichten damit verbinden – ‹ / Anderer ›Sondern im Gegenteil – aber natürlich trotzdem – ‹ / Dritter ›Insoferne wir doch moderne Menschen sind – ‹.« (XVII, 321)

Einer

Bezeichnet die Figurenrede einer beliebigen Person unter den Schauspielern, die sich in die Diskussion um Truffaldinos Ansprache an das Publikum einmischt, indem sie Ratschläge erteilt (»Gut, aber sage es nicht umständlich«, XVII 318) und über die Erwartungshaltung des Publikums mutmaßt. So geht ›Einer‹ davon aus, dass das Publikum in den »Spiegel unseres Zeitalters« blicken will (XVII, 315); und ›Einer‹ ist der gegenteiligen Meinung, dass das Publikum sehen möchte, »was keiner Zeit angehört!« (XVII, 316). Insgesamt gibt es sieben Figuren, deren Rede mit dem substantivierten Indefinitpronomen ›Einer‹ angekündigt wird. Oft folgt auf ihre Rede die Replik eines ›Anderen‹.

Erster

Einer der Schauspielerkollegen Truffaldinos, die ihn imperativisch auffordern, eine adäquate Ansprache zu halten. Der ›Erste‹ legt dabei besonderen Wert darauf, das gehobene – und das Theater scheinbar sehr ernst nehmende – Publikum (»Bedenke: es sind Geschäftsleute! Advokaten! Ärzte!«, XVII, 320) nicht durch eine Überbetonung des Schauspielers zu verprellen: »Aber ein Wort zuviel verdirbt alles! […] Sie wollen, daß der Schauspieler wieder zurücktritt hinter dem Stück!« (XVII, 316); »Aber ohne Witze! […] Keine nichtssagenden Artigkeiten!« (XVII, 318)

Frau, Eine

Versucht am Ende des Prologs mehrfach erfolglos, die heterogenen Stimmen der Schauspieler für Truffaldino auf den Punkt zu bringen, damit dieser mit seiner Rede beginnen kann. Sie wird immer wieder von den Schauspielern unterbrochen, die ihre Aussagen ergänzen und korrigieren, bis sich aus dem Ensemble der Stimmen schließlich eine Aussage herauskristallisiert: »Die gleiche Frau wie oben ›Ach Gott, ist denn das so schwer? Wir begrüßen in ihnen das Publikum einer Stadt, die – ‹ / Einer ›Nein, wir begrüßen in diesem Publikum den Geist einer Stadt, der...‹ / Anderer ›Der immer – ‹ / Dritter ›Der auch mit uns war, wenn wir anderswo waren...‹ / Die gleiche Frau ›Und zu der wir jetzt nicht auf Besuch, sondern wieder nach Hause kommen!‹« (XVII, 321)

Fünfter

Der ›Fünfte‹ der acht mit Ordinalzahlen benannten Schauspieler nimmt rege am Schlagabtausch über Form und Inhalt von Truffaldinos Publikumsansprache teil. Indem er behauptet, die Zuschauer fassten ein Schweigen der Schauspieler als Arroganz auf und gingen gerade wegen der Schauspieler ins Theater (»Das Stück ist ihnen immer egal gewesen!«; XVII, 316), widerspricht er dem ›Ersten‹. Im Einklang mit diesem, aber im Gegensatz zum ›Dritten‹, ist er der Meinung, dass das Publikum mit einem großem Ernst ins Theater gehe, dem man »nicht zu nahe« treten dürfe (XVII, 320). Er schätzt das Publikum eher konservativ ein und verlangt von Truffaldino, dass er »keine Anspielungen auf die Gegenwart« (XVII, 319) machen und das »Wort ›neuer Stil‹ aus [s]einem Lexikon« streichen solle (XVII, 322).

Inspizient, Der

Ist für die Ordnung auf der Theaterbühne zuständig und versucht den Störenfried Truffaldino von der Bühne zu schaffen, als dieser die erste Szene von Goldonis »Der Diener zweier Herren« stört, indem er sich vorlaut auf die Bühne drängt. Am Schluss des Prologs, als mit Truffaldinos kurzer Publikumsansprache die Störung endgültig beseitigt ist, bittet er die Schauspieler, die Bühne für die Besetzung der ersten Szene des Goldoni-Stücks freizugeben (vgl. XVII, 322).

Kokette, Die

Die in Männerkleidern auftretende Kokette setzt sich vehement für Truffaldinos Anliegen ein und begründet, warum man ihn zum Publikum reden lassen sollte. Zum einen dürfe man es grundsätzlich nicht versäumen, dem Publikum »etwas Liebes zu sagen« (XVII, 317). Zum anderen müsse das Publikum aber auch darüber informiert werden, dass es selbst in der Pflicht stehe, ja dass Theater nur funktionieren könne, wenn Schauspieler und Publikum »ins Spiel kommen; daß es in jeder Liebschaft traurig ausschaut, wenn der eine Teil nur nehmen und nicht auch geben will« (XVII, 317). Die Kokette bedauert es zwar, dass diese Zusammenhänge mangels eines professionell aufgesetzten Schriftstücks nun mehr oder weniger dilettantisch vorgetragen würden, aber, so schlussfolgert sie, »wenn wir schon nichts Aufgesetztes haben, so soll er halt hingehen und es ihnen sagen, so gut er kann« (XVII, 317).

Mädchen, Die drei im Stück beschäftigten

Drei Mädchen, die in Goldonis »Der Diener zweier Herren« mitspielen und die Diskussion um Truffaldinos Ansprache an das Publikum mitverfolgen. Gemeinsam mit der Koketten plädieren sie dafür, dass Truffaldino eine kurze Publikumsansprache genehmigt wird.

Pandolfo

Ist wie der Doktor und Tebaldo Teil der Besetzung der ersten Szene von Goldonis Stück »Der Diener Zweier Herren«, das Hofmannsthal zum Ausgangspunkt für seinen Prolog nimmt. Kurz nach Spielbeginn der ersten Szene bemerkt Pandolfo, dass sein Kollege Truffaldino die Bühne zu früh betritt. Er gibt ihm Zeichen, die Bühne zu verlassen, und echauffiert sich dermaßen über die Störung, dass er seinen Text vergisst. Zwar fährt er dank der Hilfe des Souffleurs zunächst energisch fort, verliert aber schließlich doch die Fassung, als Truffaldino nach mehrmaliger Aufforderung die Bühne immer noch nicht verlassen will (XVII, 314).

Pantalon

Vater des Truffaldino, der selbst nicht zu Wort kommt. Sein Name wird genannt, als einer der an der Diskussion beteiligten Schauspieler (›Einer‹) ihn bittet, endlich seinen Sohn Truffaldino zur Ruhe zu bringen (vgl. XVII, 317).

Pedant

Mischt sich zu Beginn in die Debatte um Truffaldinos Publikumsansprache ein und vertritt pedantisch die Auffassung, dass man dem Theaterpublikum in Wien nicht eigens erklären müsse, was Theater sei: »Man will uns Theater spielen sehen, so gut es in unseren Kräften liegt; das ist alles, was man will. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man einem Wiener Publikum – « (XVII, 315). Die Unvollständigkeit seiner Aussage verweist bereits auf die komisch-ironische Verselbständigung der Diskussion innerhalb der Theatertruppe, die sich wesentlich über ihre Uneinigkeit und Unsicherheit darüber definiert, was ihr ›neues Theater‹ inhaltlich und gestalterisch überhaupt ausmache und wie es zu bewerben sei.

Sechster

Der ›Sechste‹ unter den diskutierenden Schauspielern tritt für ein ›neues‹ Theater ein, in dem aktuelle Stücke (»Das Aktuelle wollen sie, das Heutige! Strindberg wollen sie sehen!«; XVII, 316) für ein Publikum gespielt werden, das das Alte hinter sich und das Jetzt unbefangen auf sich wirken lässt (»Sprich ihnen nicht von Literatur, das interessiert sie nicht!«; XVII, 319).

Siebenter

Der ›Siebte‹ unter den Diskutanten vertritt einen progressiven Standpunkt. Dem ›Zweiten‹, der Grillparzer, Nestroy und Raimund aufgeführt sehen will, widerspricht er vehement: »Grillparzer wollen sie nicht sehen! Das ist eine Lüge, sie wollen keine Antiquitäten!« (XVII, 316) Er tritt für ein aktuelles Programm ein, verwahrt sich gegen politische Implikationen (vgl. XVII, 319) und plädiert für einen humorvollen Umgang mit den Zuschauern (vgl. XVII, 318), denen er viel zumutet (und zutraut): »Bevorzuge niemanden!« (XVII, 320), »Unterstehe dich nicht, ihre Vorurteile zu verletzen!« (XVII, 320), »Kurz, rede, wie dir der Schnabel gewachsen ist!« (XVII, 322)

Smeraldina

Eine Figur aus Goldonis »Der Diener Zweier Herren«, die zunächst gemeinsam mit Truffaldino einen Blick auf das Publikum zu erhaschen versucht, die ihn dann aber am Betreten der Bühne hindern will, was ihr nicht gelingt (vgl. XVII, 313).

Souffleur

Muss bereits kurz nach Beginn der ersten Szene des Goldoni-Stücks allen daran beteiligten Schauspielern soufflieren, weil sie von Truffaldinos außerplanmäßigem Auftreten abgelenkt werden.

Tebaldo

Eröffnet gemeinsam mit dem Doktor und Pandolfo Goldonis »Der Diener Zweier Herren«, als Truffaldino zu früh die Bühne betritt. Zusammen mit seinen Mitspielern versucht er die Störung zu verdecken, indem er weiterspielt und seine Textpassage mit Nachdruck wiederholt.

Truffaldino

Gerade als seine Schauspielkollegen begonnen haben, »Der Diener Zweier Herren« zu spielen, erscheint Truffaldino in der Kulisse. Er versucht, ins Publikum zu spähen und drängt auf die Bühne, wo er »eine Stellung zu gewinnen« beabsichtigt, »in der er den ganzen Zuschauerraum überblicken kann« (XVII, 313). Nachdem die Bemühungen seiner Kollegen, ihn von der Bühne zu verweisen, gescheitert sind, meldet Truffaldino sich zu Wort. Er möchte, so begründet er seine Störung des Theaterspiels, das »neue Haus« sehen, »Bekanntschaft« mit dem Publikum machen und »einen günstigen Eindruck« hinterlassen (XVII, 314). Deshalb bittet er die Truppe, das Publikum mit einigen Worten – »ganz ohne Pathos« – begrüßen zu dürfen (XVII, 316, 317). Daraufhin treten die Schauspieler aus der binnenfiktionalen Kommunikation des Theaterstücks heraus, und es entbrennt eine so hitzige Grundsatzdebatte über den Publikumsgeschmack und die Beziehung zwischen Schauspieler und Publikum, dass Truffaldino sich kein Gehör mehr verschaffen kann. Erst als die Kokette und alle weiblichen Personen Truffaldinos Publikumsansprache befürworten, stimmen die Diskutanten zwar grundsätzlich zu, versehen ihre Zustimmung aber mit ständig neuen Auflagen: »Keine Versprechungen!«, »Kein Loblied auf die Vergangenheit!«, »Kein Appell an die Zukunft«, »Und keine Anspielung auf die Gegenwart!« (XVII, 318 f.) Truffaldino versichert immer wieder, dass seine Kollegen ihm nichts anderes als seine eigenen Überlegungen zu Bedenken gäben (»Natürlich!«, »Das will ich meinen!«, »Ich werde mich hüten!«), ist wegen der zahlreichen Beschränkungen aber merklich enerviert (»Laßt nur! Laßt mich!«, »Ist das meine Art?«, »Sieht mir das ähnlich?« XVII, 319, 320) und äußert sich schließlich gar nicht mehr. Als die Kollegen ihm das Wort endlich übergeben, kann er sie nur noch »entgeistert« (XVII, 322) ansehen und das Publikum sich selbst überlassen: »Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Sie auf die Schauspieler deutend haben mir in ihrem Eifer alles vorweggenommen. Entnehmen Sie daraus, wie sehr wir alle bestrebt sind, Ihre Gunst zu erwerben – und zu verdienen!« (XVII, 322)

Vierter

Ähnlich dem ›Zweiten‹ vertritt auch der ›Vierte‹ einen konservativen Standpunkt, den er sehr deutlich formuliert: »Wir wollen Theater spielen, ganz nach der älteren Art!« (321). Er will kein Theater mit appellierender Funktion und »gebildeten, hochtrabenden« Wörtern (XVII, 319; 322), hält es für eine »unerhörte Anmaßung«, wenn Schauspieler sich zu Wort melden (XVII, 315), und mahnt Truffaldino, es mit dem Stück, das gebracht wird, »sehr ernst« zu nehmen (XVII, 319).

Zweiter

Der Zweite der acht mit Ordinalzahlen benannten Schauspieler tritt für eine sehr behutsame Behandlung des Publikums ein und vertritt den Standpunkt des Traditionalisten. Er möchte keine Experimente auf der Theaterbühne, hegt keine großen Intentionen (»Keine Versprechungen!«, XVII, 318) und erhofft sich von der Aufführung kanonisierter Stücke den größten Erfolg bei den ›sorgenvollen, abgespannten Menschen‹ (vgl. XVII, 320) im Publikum: »Wir haben uns das Versprechen gegeben, keine Reden zu halten, sondern in aller Bescheidenheit hier einzutreten. Es ist auf diesen Brettern schon genug Theater gespielt worden, und wir wollen nichts tun, als weiterspielen. Man dichtet unserer Truppe allerlei Ehrgeiz an und man wird uns nichts durchgehen lassen, was man anderen durchgehen lässt.« (XVII, 315), »Strindberg wollen sie nicht sehen! Sie wollen ihren Grillparzer sehen! Ihren Nestroy! Ihren Raimund!« (XVII, 316)

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