Aulasaukaula (Aulasaulalakaula, Aulasaukaulala)

Spottname, den Kinder kanaanäischen Wahrsagern nachrufen, »denn so ungefähr klang es, wenn sie weissagten« (IV, 417). Für Jaakob, der Sorge hat, sein Lieblingssohn könnte auch ein solcher »Orakellaller« werden, sind diese Leute der Inbegriff von Kanaan: »Entblößung, Singreigen, Festvöllerei, dienstliche Unzucht mit Tempelweibern, Scheol-Kult – und ›Aulasaukaulala‹ und wüste Krampfkünderei: das alles war ›Kanaan‹, das gehörte zusammen, es war alles eins, und es war eine Narrheit vor Jaakob« (IV, 417).

Der fünfte der sieben Gründe für »Josephs Keuschheit« (V, 1133-1146), für die »siebenfach begründete Vorbehaltenheit«, auf die die verzweifelt verliebte Mut-em-enet stößt, ist der Gehorsam gegen die väterliche Perhorreszierung der »Sphäre Kanaans«, der Jaakob einst auch das »äffische Ägypterland« subsumiert hatte (IV, 97 f.) und die Joseph nun »von Vaters wegen« mit der Liebessehnsucht der armen Mut in Verbindung bringt: »Es war die Sphäre Kanaans [...] der Preisgabe und des Aulasaukaula, wo man den Fruchtbarkeitsgötzen vor- und nachhurte in festlicher Vermischungswut. Joseph, Jaakobs Sohn, wollte den Baalen nicht nachhuren: das war von sieben Gründen der fünfte, weshalb er sich vorenthielt« (V, 1141).

Die »gehörnte Narrheit, das Aulasaukaula« (V, 1143) ist für ihn aber auch und »sechstens der ›Bund mit Scheol‹«, den er in Muts Liebe zu erkennen meint und neben der »lallenden Baalsnarrheit, die kanaanitisch war«, als »etwas sonderlich Ägyptisches« in ihr ausmacht: »die Andacht zum Tode und zu Toten nämlich, die nichts anderes war als die hiesige Form der Baalshurerei und als deren Darstellerin, zu Muts Unglück, ihm die werbende Herrin erschien« (V, 1141).

Als Joseph zur Traumdeutung vor Pharao gerufen wird und Echnatôn ihn fragt, ob er ein »inspiriertes Lamm« sei, das nach der Weissagung tot umfalle, distanziert er sich abermals von der ›Sphäre Kanaans‹ (und lässt dabei auch durchblicken, dass Jaakobs Sorge nicht ganz unangebracht war): »Da ich ein Knabe war, verzückte es mich wohl, und ich schuf Sorge dem Vater, indem ich die Augen rollte, gehörnten Nacktläufern gleich und Orakellallern. Das hat der Sohn von sich abgetan, seit er etwas zu Jahren kam, und hält's mit dem Gottesverstande, auch wenn er deutet. Deutung ist Verzückung genug; man muß nicht auch noch dabei geifern. Deutlich und klar sei das Deuten, kein Aulasaukaulala« (V, 1421).

Band IV: 417, 520.
Band V: 1140-1143, 1421, 1602.

Lehnert vermutet, dass TMs Wortbildung auf die Interpretation von Jesaja 28,10 durch Johannes Hempel zurückgeht: Hempel, dessen Buch »Gott und Mensch im Alten Testament« (Stuttgart 1926) sich in TMs Bibliothek befand, deutete die Stelle (»sau lasau kau lakau«, in neueren Übersetzungen: »Zawlazaw zawlazaw, kawlakaw kawlakaw«) als »Nachäffung ekstatischen Lallens« (Lehnert I, 515).

Letzte Änderung: 13.06.2009  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück