Louis, Prinz von Preußen

Der Prinz liebt Unterhaltung jeder Art, nicht zuletzt durch Personen, die eine andere Meinung vertreten als er: »Opposition, die mich erquickt, auch wenn ich sie bekämpfe« (6/51). Die Information, dass er sich den tollkühnen »Kour- und Schuldenmacher« Nostitz als Adjutanten ausgewählt hat (3/23), gibt Auskunft über ihn selbst. Sein illegitimes Verhältnis mit der im Roman mehrfach erwähnten, aber nicht in Erscheinung tretenden Pauline, stößt allgemein auf Ablehnung, ohne dass der Prinz dies offenbar versteht. So wartet er bei der Soiree vergeblich »auf einen allseitigen Ausdruck des Bedauerns« als Reaktion auf seine Bemerkung, dass Pauline leider nicht da sei (7/69). Schach charakterisiert den Prinzen Victoire gegenüber wenig schmeichelhaft als »ein Licht mit einem reichlichen Schatten«, »in Kriegs- und in Liebesabenteuern gleich hervorragend«, darüber hinaus »grundsatzlos und rücksichtslos« (8/76). Im Gespräch über die verschiedenen Arten von Schönheit präsentiert sich der Prinz als ein Mensch, »der ein sich Einbohren in Fragen über die Maaßen« liebt (7/67), auch wenn seine Gesprächspartner wenig geneigt sind, ihm darin zu folgen. Gleichzeitig ist ihm aber auch daran gelegen, Verstimmungen seiner Gäste zu beheben, sofern er sie bemerkt (vgl. ebd.). Des Prinzen Wunsch, die Carayons kennen zu lernen, verdankt sich mehr seiner Neugier als einem echten Interesse. Politisch ist er zwar gegen die Haugwitzsche Friedenspolitik eingestellt, gleichzeitig aber nicht ernsthaft interessiert, wie sich seiner Verteidigung Lombards entnehmen lässt, in der eine Anekdote ihm wichtiger ist als Lombards Politik (vgl. 6/53).

Das historische Vorbild für die Figur ist Prinz Louis Ferdinand von Preußen (1772-1806).