Treibel, Leopold

Jenny Treibels jüngerer Sohn, 25 Jahre alt (vgl. 7/89). Leopold ist unverheiratet, wohnt noch im elterlichen Haus und ist im Holzgeschäft seines Bruders Otto tätig (vgl. 8/108). Der körperlich wie seelisch recht schwächliche junge Mann steht ganz unter der Fuchtel seiner Mutter (vgl. 1/13). In den Augen seines Vaters ist er »beinah eine Suse«, seine Mutter streicht noch das »beinah« und beklagt sich über die »Milchsuppenschaft« ihrer Söhne, die »beide ’was Schläfriges« hätten (8/99). Wilibald Schmidt, der Leopold in der Untersekunda unterrichtet hat, urteilt: »Guter Mensch, Mittelgut, und als Charakter noch unter Mittel.« (7/93)

Leopold selbst ist sich seiner Schwäche und Mutlosigkeit bewusst und leidet daran und an den beständigen Bevormundungen seiner Mutter (vgl. 8/113 f.). In Corinna, die er seit langem bewundert, sieht er seine Retterin, die ihm »aus diesem elenden Zustand« heraushelfen soll, denn »sie hat all’ das, was mir fehlt und weiß Alles und kann Alles« (8/114 f.). Gleichwohl fehlt ihm der Mut, sich ihr zu erklären. Corinna muss ihn regelrecht provozieren, bevor es auf der Landpartie nach Halensee zum heimlichen Verlöbnis kommt (vgl. 10/146-150).

Der entschiedene Widerstand seiner Mutter gegen diese Verbindung raubt ihm indes sogleich allen Mut. Während er davon träumt, mit Corinna nach Gretna Green zu fliehen (vgl. 14/197), traut er sich nicht einmal, sie gegen das mütterliche Verbot zu besuchen, beschränkt sich darauf, ihr täglich kleine Briefchen immergleichen Inhalts zu schicken, und unternimmt sonst nichts. Als Corinna schließlich das Verlöbnis löst, fügt er sich widerstandslos in sein Schicksal, das in einer von seiner Mutter arrangierten Ehe mit Hildegard, der Schwester seiner Schwägerin Helene, bestehen wird.