Drubezkaja, Fürstin Anna Michailowna (Annette)

Verwitwete Mutter von Boris Drubezkoi, Verwandte und »Freundin aus Kindertagen« von Gräfin Rostowa (1/I,XI,79), bei der sie auch lange Zeit wohnt. Die »bejahrte Dame« trägt »einen der besten Namen Russlands«, ist aber verarmt und hat ihre früheren Verbindungen verloren (1/I,IV,29). Im Juli 1805 besucht sie Anna Pawlownas Soirée, um Fürst Wassili zu treffen und ihn zu bitten, sich beim Zaren für die Aufnahme ihres Sohnes in die Garde zu verwenden. Das gelingt auch dank einer Hartnäckigkeit, die zwar mit ihrem sanften und selbstlos-mitfühlenden Auftreten und ihren stets »verweinten Augen« einen Gegensatz bildet, aber mit dem »kalten, unechten Ausdruck« korrespondiert, den ihr Gesicht annimmt, sobald sie ihre Ziele erreicht hat (1/I,IV,32).

Ihr Versuch, zu dem sterbenden Grafen Besuchow vorzudringen, um von ihm Geld für Equipage und Unterhalt ihres Sohnes zu erbitten, schlägt fehl (1/I,XII,84-90). Um so erfolgreicher ist ihr entschlossener, teils sogar handgreiflicher Kampf um die testamentarischen Unterlagen des Grafen, die dessen illegitimen Sohn Pierre zum Alleinerben machen und die Fürst Wassili und Katharina Semjonowna verschwinden lassen wollen (1/I,XXI,148). Auch dies geschieht aus Eigennutz, denn, so Anna Michailowna zu ihrem Sohn, »davon hängt auch unser Schicksal ab …« (1/I,XIII,97). Nach dem Tod des Grafen gibt sie Pierre zu verstehen, dass er sein Erbe allein ihr zu verdanken habe, und verpflichtet ihn sich zusätzlich mit der Behauptung, der alte Graf habe ihr bei ihrem Besuch vor zwei Tagen versprochen, für ihren Sohn Boris zu sorgen (1/I,XXI,150), was augenscheinlich eine Lüge ist (vgl. 1/I,XIV,100).

Durch die rasche Karriere ihres Sohnes bessern sich auch ihre Verhältnisse, dennoch lebt sie weiter bei den Rostows in Moskau (1/III,VI,407). Später werden ihre Aufenthalte in dem gastfreien Haus seltener, und sie benimmt sich dabei »besonders würdevoll« (2/III,XII,786). Ein Wechsel über zweitausend Rubel, den sie der Gräfin Rostowa in schlechteren Tagen gezeichnet hat, wird nie eingelöst (2/IV,II,863). Nachdem sie die Höhe des Vermögens ausgekundschaftet hat, das Julie Karagina aus ihrem Erbe zu erwarten hat (2/V,V,964), betreibt sie energisch die Verheiratung ihres Sohnes mit der reichen Erbin (2/V,V,964-966).