Sonja (Sofja Alexandrowna, Sophie)

Nichte der Gräfin Rostowa, Cousine von Vera, Nikolai, Natascha und Petja, die bei den Rostows aufgewachsen ist. Zu Beginn der Geschichte ist sie 15 Jahre alt (1/I,VIII,68), eine »miniaturhaft schlanke Brünette mit weichem, von langen Wimpern beschattetem Blick«, deren Bewegungen und Verhalten an ein »hübsches, noch nicht ganz ausgewachsenes Kätzchen« erinnern (1/I,IX,71).

Sie liebt ihren Vetter Nikolai abgöttisch und reagiert auf jedes Mädchen in seiner Nähe mit heftiger Eifersucht (1/I,IX,73; 1/I,XVII,115f.). Nikolai dagegen hält sie hin, versichert sie zwar mehrfach seiner Liebe (z.B. 1/III,VI,412), lässt sie dann aber wieder links liegen (2/I,II,530f.). Als Dolochow ihr einen Antrag macht, lehnt sie sofort ab (2/I,XI,581) und gibt sich damit zufrieden, dass Nikolai ihr, von ihrer Treue geschmeichelt, erneut seine Liebe erklärt, zugleich aber ein Heiratsversprechen verweigert (2/I,XI,582). Erst bei der Maskerade der jungen Rostows am dritten Weihnachtstag 1810, bei dem Sonja, als Tscherkesse verkleidet, eine besondere Anziehungskraft entfaltet (2/IV,X,918), verliebt Nikolai sich ernstlich in sie, erklärt seiner entsetzten Mutter, Sonja heiraten zu wollen (2/IV,XIII,932f.), und reist zu seinem Regiment mit der Absicht, seinen Abschied zu nehmen, zurückzukommen und Sonja zu heiraten (2/IV,XIII,935). Tatsächlich aber bleibt er mehr als zwei Jahre weg.

Während seiner Abwesenheit setzt die Gräfin, befeuert durch die Aussicht auf eine Verbindung Nikolais mit Prinzessin Marja (4/I,VIII,626), ihre Nichte so massiv unter Druck, dass sie Nikolai schließlich brieflich von seinem Heiratsversprechen entbindet (4/I,VII,624), dies freilich in der Hoffnung, dass Natascha und Andrej Bolkonski doch noch heiraten werden und damit eine Ehe Nikolais mit Bolkonskis Schwester unmöglich würde ((4/I,VIII,627f., 631). Doch Andrej Bolkonski stirbt, und Nikolai und Prinzessin Marja heiraten im Herbst 1814 (E/I,VII,954).

Sonja scheint diese Wendung nicht sehr zu bedrücken; sie lebt weiterhin im Rostowschen Haus, nun in Lyssyje Gory, kümmert sich um die alte Gräfin und die Kinder, spielt aber für niemanden im Haus eine wichtige Rolle (E/I,VIII,963). Natascha nennt ihre ehemals engste Freundin eine »taube Blüte« und sieht ihr Schicksal in Lukas 19,26 bündig erklärt (E/I,VIII,962).