Denner, Ignaz (Trabacchio jun.)

Satanischer Widersacher Andres',  Sohn des alten Doktor Trabacchio und Vater von Giorgina.

Schon der »kleine dreijährige Knabe« erregte bei den Gästen des Hauses Aufmerksamkeit mit seiner »Schönheit« und seiner außergewöhnlichen »Klugheit« (94). Seine »Seele war dem Teufel verschrieben, noch ehe er sein volles Bewußtsein erlangt« hatte, und er wurde seit seiner »frühsten Jugend« von dem Alten in den »geheimen Wissenschaften« unterrichtet. Unter anderem lernte er die Herstellung des »wundersamen Liquors« (99). Nach der Gefangennahme des alten Trabacchio führte er den Zerstörungsmechanismus des Hauses aus und sicherte das »Kistchen der seltensten und geheimnisvollsten Kostbarkeiten«, um mit seinem Vater aus der Stadt zu fliehen (99).

Nach drei Tagen Wanderung wurden sie von einer Räuberbande aufgenommen. Die Bande wählte den mittlerweile zwölfjährigen Jungen zum »Räuberkönige«, womit er das Oberhaupt aller »Banden« wurde, »die in Italien und dem südlichen Deutschland verbreitet waren« (100). Sein Leben wird als »Gewebe von Greueltaten und Teufelskünsten« beschrieben, eng mit dem seines Vaters verquickt (100). Während einer Revolte der Räuber geriet er in Lebensgefahr und tauchte unter dem Namen Ignaz Denner ab, um später die verbliebenen treuen Gesellen wieder um sich zu sammeln (101). Wie er Andres später erzählt, entführte er zu dieser Zeit ein »bildschönes Mädchen«, mit dem er eine Tochter, Giorgina, zeugte. Die Mutter verschwand mit dem Kind, ehe er es für seinen Liquor »opfern« konnte. Erst Jahre später erfuhr er Giorginas Aufenthaltsort und sucht sie nun bei Andres auf.

Als »langer hagerer Mann« mit »grauem Mantel«, »die Reisemütze tief ins Gesicht gedrückt«, gibt er sich an Andres' Tür als Kaufmann aus und bittet um Obdach, während Giorgina im Kindbett zu sterben droht (48). Er rettet die Sterbende mit seinem Liquor und erscheint der Familie vorderhand wie ein »Schutzengel« (54). Andres fällt aber auch der »stechende, falsche Blick« des Fremden auf (49). Mit der Kraft eines Schatzkästchens, das er von der Familie verwahren lässt, bindet er sie magisch an sich. Er nutzt aber auch Andres' Schwäche, seiner Frau keine Freude ausschlagen zu können, aus und beschenkt sie bei seinen regelmäßigen Besuchen stets »reichlich« (65). Mit dem dadurch entstehenden Wohlstand der Familie wird er später Andres' Schweigen erpressen, weil dieser dann schon seit Jahren angenehm von dem Diebesgut lebt.

Eines Tages bietet er dem Elternpaar an, den neun Monate alten Sohn Georg auf seine Kosten erziehen zu lassen – »aus Liebe und Zuneigung«, wie er sagt. Als die Eltern ihm das Kind verweigern, ist er sichtlich verdrossen (64). Die folgenden drei Jahre verlaufen ereignislos, bis er sich Andres als Räuber zu erkennen gibt und ihn an sein Versprechen erinnert, Giorginas Rettung mit seinem eigenen »Blut und Leben lohnen« zu wollen.

Er zwingt ihn, an einem Raubüberfall teilzunehmen. Dabei wird er verletzt und von Andres gerettet, woraufhin er erklärt, sie seien nun »quitt« (66). Wie versprochen verschwindet er mit seiner Bande, aber nur für zwei Jahre. Er taucht wieder auf, als Andres' zweiter Sohn geboren ist, verschwindet aber gleich wieder, als dieser ihm droht, ihn nun doch anzuzeigen. Wenige Tage später veranlasst eine Nachricht von einem überraschenden und ansehnlichen Erbe Giorginas Andres dazu, nicht zur Anzeige nach Fulda, sondern nach Frankfurt zu reisen. In seiner Abwesenheit überfallen Denner und seine Räuber erst den Grafen von Vach, der dabei getötet wird, und überrumpeln danach die ahnungslose Giorgina. Sie behaupten, Andres sei ihr Kamerad und käme gleich nach, es gelte nun, den erfolgreichen Raubzug zu feiern. Am nächsten Tag gelingt es Denner, Giorginas jüngsten Sohn an sich zu bringen, sich mit ihm einzusperren und ihn zu töten, wie auch den Knecht, der zur Rettung des Kindes herbeieilt.

Denner wird gefangen und beschuldigt den ebenfalls verhafteten Andres, schon seit Jahren Mitglied der Bande zu sein und den alten Grafen getötet zu haben. Andres wird eingekerkert. Ein Jahr später erscheint Denner des Nachts in Andres' Zelle, nachdem dieser gefoltert wurde, und bietet ihm an, mit ihm auszubrechen. Am nächsten Morgen meldet der gottesfürchtige Andres allerdings die Ausbruchspläne und sie können vereitelt werden.

Beide werden zum Tod verurteilt und sollen gemeinsam hingerichtet werden. Auf dem Weg zur Hinrichtung trägt Denner noch die »Miene des trotzigen verstockten Bösewichts«. Als aber die Aussage eines Frankfurter Kaufmanns Andres in letzter Sekunde das Leben rettet, gerät er außer sich. Seine »glühenden Augen« rollen hin und her, während er schreit: »Satan, Satan! du hast mich betrogen […] Ich will alles bekennen« (90f.). Er entlastet Andres und gibt von nun an den geläuterten Verbrecher, der »geduldig die gerechte Todesstrafe erleiden« will, obwohl sein Vater immer noch versuche, ihn zu verführen (101). In der Nacht vor dem neuerlichen Hinrichtungstermin erliegt er allerdings der Versuchung und flieht, wobei er sich schwer verletzt. Andres findet ihn, und nachdem Denner sich ihm als Vater der mittlerweile verstorbenen Giorgina zu erkennen gegeben hat, nimmt er ihn auf. Im Laufe der Zeit werden die Anzeichen einer Auffrischung des teuflischen Paktes aber immer deutlicher (105f.). Ehe Andres sich durchsetzen kann, gelingt es Denner, Georg in den Wald zu verschleppen, wo er ihn in Anwesenheit des alten Trabacchio umbringen will. Er wird von Andres im letzten Moment entdeckt und erschossen. Obgleich er »mit zerschmettertem Gehirn über das Feuer« stürzt, richtet sich sein halber Leichnam noch einmal auf, um Andres zu verhöhnen (108). Dieser schickt ihn buchstäblich zur Hölle und beerdigt ihn, um am Folgetag das Grab doch wieder leer vorzufinden.