Coppola, Guiseppe

Er taucht mehrmals bei Nathanael auf und gibt sich als Wetterglashändler aus. Nathanael glaubt in ihm einen Doppel- und Wiedergänger des Advokaten Coppelius zu erkennen, des unheimlichen Alchimisten, den er als Kind mit dem »Sandmann« identifiziert und für den frühen Tod seines Vaters verantwortlich gemacht hatte.

Coppola tritt an einem 30. Oktober, um 12 Uhr, zum ersten Mal in Nathanaels Studierstube in G., um ihm seine Ware anzubieten. Nathanael droht ihn die Treppe hinabzuwerfen und bleibt aufgewühlt und unter einem »tödlichen Eindruck« zurück (11). In einem Brief an Lothar schildert er seinen Eindruck: »Er war anders gekleidet, aber Coppelius Figur und Gesichtszüge sind zu tief in mein Innerstes eingeprägt, als daß hier ein Irrtum möglich sein sollte« (20). Bald darauf glaubt er dann doch, sich geirrt zu haben: »überdem hört man es auch seiner Aussprache an, daß er wirklich Piemonteser ist. Coppelius war ein Deutscher, aber wie mich dünkt, kein ehrlicher« (24).

Als Coppola dann aber einigeZeit später erneut bei ihm erscheint, »das weite Maul zum häßlichen Lachen« verzogen, wird Nathanael erneut unsicher. Dieses Mal bietet der Alte ihm Brillen und Ferngläser – »sköne Oke – sköne Oke« – feil. Aus den Brillen, die er auf dem Tisch verteilt, scheinen Augen, »flammende Blicke« und »blutrote Strahlen in Nathanael´s Brust« zu schießen (35). Als er den Alten am Arm packt, verliert die Szene ihre Surrealität. Nathanael beruhigt sich und denkt, »daß der entsetzliche Spuk nur aus seinem Innern hervorgegangen« sei und Coppola wohl doch »ein höchst ehrlicher Mechanicus und Opticus, keineswegs aber Coppelii verfluchter Doppeltgänger und Revenant sein könne« (35 f.). Der Krämer kann ihm jetzt ein kleines Fernglas verkaufen und bricht im Hausflur in lautes Gelächter aus über den gelungenen Handel. Während Nathanael sich einredet, er habe sich sicher mit dem Preis über den Tisch ziehen lassen, ist es »als halle ein tiefer Todesseufzer grauenvoll durch das Zimmer« (36).

Bei einem Blick durch das Fernglas nimmt Nathanael Olimpia plötzlich lebendig wahr, und seine Besessenheit nimmt ihren Anfang. Als er dann um ihre Hand anhalten will, trifft er auf Spalanzani und Coppola, die sich heftig um Olimpia streiten, und seine düsteren Ahnungen werden bestätigt: Aus Coppolas Mund kommt Coppelius‘ Stimme, und Spalanzani, der dem mit der – nun augenlosen – »Automate« flüchtenden Coppola nachsieht, nennt ihn stammelnd Coppelius und deutet an, dass er ihm, Nathanael, die Augen gestohlen habe, um Olimpias Blick zu beleben.