Olimpia

ist die ›Automate‹ von Professor Spalanzani und Coppelius, die als Spalanzanis Tochter ausgegeben und zum Objekt von Nathanaels Besessenheit wird.

Zu ihrer Einführung in die Gesellschaft gibt Professor Spalanzani ein großes Fest, auf dem sie »sehr reich und geschmackvoll gekleidet« auftritt (38). Sie ist nicht sehr gesprächig und seufzt »bloß immer wieder: ›Ach, Ach!‹« (38). Sie spielt aber hervorragend Klavier und trägt »ebenso eine Bravour-Arie mit heller, beinahe schneidender Glasglockenstimme vor« (38). Ihre Musik ist allerdings auch gekennzeichnet durch »unangenehm richtigen geistlosen Takt der singenden Maschine und eben so ist ihr Tanz«, wie Siegmund feststellt (42). Nathanael hält dagegen, dass nur ihm, dem poetischen Gemüt, sich das »gleich organisierte« entfalte (42). Ihre wenigen Worte scheinen ihm »als echte Hieroglyphe der innern Welt voll Liebe und hoher Erkenntnis« (42).

Derart überzeugt von ihren Qualitäten ist er aber nicht von Anfang an. Bei seiner ersten Begegnung mit ihr wird es ihm wegen ihrer starren Augen noch »ganz unheimlich« (25). In seinem neuen Zimmer, das ihrem gegenüber liegt, schaut er zwar immer öfter, aber nur »flüchtig über sein Compendium herüber nach der schönen Bildsäule, das war Alles« (34). Durch das kleine Fernrohr von Coppola scheint es ihm aber plötzlich, als kehre Leben in Olimpias Augen. Seine anfängliche Faszination entwickelt sich auf besagtem Fest zur Besessenheit, und er spricht »hoch entflammt und begeistert von seiner Liebe in Worten, die keiner verstand, weder er, noch Olimpia.« (39 f.). Bei seinen nun täglich erfolgenden Besuchen trägt er ihr alles, »was er jemals geschrieben« hat, vor, und sie ist ihm eine »herrliche Zuhörerin« (42 f.). Denn im Gegensatz zu seiner Verlobten Clara, die immer weiter aus seinem Bewusstsein schwindet, zeigt sie keinerlei Anzeichen von Langeweile.

Als Nathanael um ihre Hand anhalten will, muss er erkennen, dass sie eine »leblose Puppe« ist (45). Während eines Streits entreißt Coppola sie dem Professor mit Gewalt und flüchtet mit ihr über die Treppe, so dass »die häßlich herunterhängenden Füße der Figur auf den Stufen hölzern klapperten und dröhnten« (45).