Vater

Nathanael erinnert sich gern an die gemeinsamen Abende in seiner Kindheit, an denen die Familie sich nach dem Essen im väterlichen Arbeitszimmer um den großen runden Tisch versammelte. »Der Vater rauchte Tabak und trank ein großes Glas Bier dazu. Oft erzählte er uns viele wunderbare Geschichten und geriet darüber so in Eifer, daß ihm die Pfeife immer ausging, die ich, ihm brennend Papier hinhaltend, wieder anzünden mußte, welches mir denn ein Hauptspaß war« (12).

An einigen Abenden aber, so erinnert Nathanael sich, saß er nur »stumm und starr in seinem Lehnstuhl und blies starke Dampfwolken von sich, daß wir alle wie im Nebel schwammen« (12). An solchen Abenden, an denen die Kinder mit der Begründung, der »Sandmann« werde kommen, früh zu Bett geschickt wurden, erwartete der Vater, wie Nathanael eines Nachts feststellte, den Advokaten Coppelius, den er seitdem für den Sandmann hielt.

Sein Vater, so erinnert er sich später, habe sich benommen, als sei Coppelius »ein höheres Wesen, dessen Unarten man dulden und das man auf jede Weise bei guter Laune erhalten müsse« (16). Er habe sie bei alchimistischen Versuchen beobachtet und mit Erschrecken festgestellt, dass sein Vater dabei ganz verändert ausgesehen habe: »wie sich nun mein alter Vater zum Feuer herabbückte, da sah er ganz anders aus. […] Er sah dem Coppelius ähnlich« (17). Als Coppelius ein Jahr später wieder unangekündigt auftauchte, schien der Vater nicht überrascht, versprach aber, dass es das letzte Mal sein würde. In dieser Nacht aber kam er bei einer Explosion in seinem Arbeitszimmer ums Leben. Der elfjährige Nathanael fand ihn mit »schwarz verbranntem gräßlich verzerrtem Gesicht« (19).