Benzon, Julia von

Ist die eheliche Tochter der Rätin Benzon, wächst mit Prinzessin Hedwiga auf und genießt Kreislers romantische Zuneigung. Sie ist das Gegenstück zu Hedwiga: weitaus reflektierter, weniger impulsiv und unbefangener im Umgang mit Fremden, speziell was Johannes Kreisler betrifft.

Sie nimmt Gesangsunterricht bei dem frisch eingetroffenen Kapellmeister und singt »mit dem Gefühl, der Begeisterung, die aus dem im Innersten bewegten Gemüt hervorströmt« (149). So verkörpert sie Kreislers Künstlerideal, was diesen zu einem begeisterten Urteil veranlasst, das dem Erzähler »nicht von sonderlichem Wert« zu sein scheint (148). Selbst berichtet dieser aber über ein Duett der beiden, bei dem ihre Stimmen »auf den Wellen des Gesanges wie schimmernde Schwäne« dem »goldnen strahlenden Gewölk« entgegenzustreben scheinen (152).

Gegen den zur Hochzeit mit Hedwiga angereisten Prinzen Hektor hegt sie von Anfang an eine tiefe Abneigung, vor allem wegen des neapolitanischen Tanzes, den er mit der Prinzessin tanzt. Es scheint ihr, als müssten die Frauen bei solchen Tänzen »den Männern eine Übermacht einräumen« und »alles aufgeben«, und sie träumt sogar, der Prinz wolle sie besitzen und umbringen (212). Im Traum kann Kreisler sie retten. Mit der nach diesem Abend ebenfalls verstörten Hedwiga betet sie in der Kapelle darum, »daß nie ein böser Geist Macht« über sie bekommen möge (216). Tatsächlich begehrt der Prinz sie heftig (»ha, sie muß mein werden, noch ehe ich der Prinzessin die Hand reiche«, 228) und versucht, sie zu verführen. Kreisler, der das Manöver vorhersieht, schreitet ein – ganz ähnlich wie in Julias ahnungsvollem Traum – und vertreibt Hektor, der sie aber später weiter bedrängt.

Der zurückgebliebene Prinz Ignaz mag sie sehr gern, weil ihr nie ein »Wort der Neckerei oder wohl gar der Verachtung« über die Lippen kommt und weil sie stundenlang geduldig mit ihm spielt (215). Ihn soll sie, nach dem Willen ihrer Mutter, heiraten. Aber sie fühlt sich zu Kreisler hingezogen und gesteht Hedwiga, dass sie »froh« sei, »wenn er kommt und traurig wenn er geht«; wenn das Liebe sei, dann könne sie gestehen, ihn zu lieben (328). Verwirrt von den Machenschaften um sie herum, sucht sie bei Abraham Hilfe. Dieser verspricht ihr, alle Geheimnisse zu offenbaren. Diese Offenbarung bleibt allerdings aus, weil das Fragment vorher abbricht. Aus Abrahams Schilderung des Festes geht hervor, dass auch sie auf eine Rückkehr Kreislers hofft (30 ff.).