Ponto, Pudel

Er ist der Jugendfreund des Katers Murr, dem er einige Lektionen über »weltkluges Benehmen« beibringt (137). Sein erster Besitzer ist Professor Lothario, später lebt er bei dem Baron Alzibiades von Wipp.

Bei ihrer ersten Begegnung hält Murr ihn für ein »schwarzes zottiges Ungeheuer mit glühenden Augen« (71). Schon bald aber sieht er in den Augen des Pudels nur noch »Gutmütigkeit« und empfindet sein Gebell und Gehüpfe als »Äußerungen eines herrlichen lebenskräftigen Gemüts« (72). Die beiden freunden sich an, und Murr kann lange Zeit nichts anderes mehr denken als »Pudel – Pudel – Pudel!« (73). Diese Eindrücke fließen in sein Erstlingswerk »Gedanke und Ahnung, oder Kater und Hund« ein (73 f.). Nach Murrs Meinung hindert ein »unüberwindlicher Leichtsinn, ja ein gewisser Übermut« den Pudel am Zugang zu den »Künsten und Wissenschaften« (76). Ponto dagegen ist es unverständlich, wieso der Kater sich mit »derlei Dingen« abgibt (76). Für seine Begriffe geht dem Kater einfach »alle Weltklugheit« ab (135). Dieser Diskurs begleitet die Freundschaft der beiden. Auch Pontos Onkel Skaramuz ist der Meinung, dass Ponto im Grunde genommen zwar »ein guter Kerl« sei, aber »leichtsinnig! zu allen tollen Streichen aufgelegt«; er kenne einfach keinen »Ernst des Lebens, keine Sitte« (382).

Er kompromittiert die Gattin des Professors Lothario, indem er seinem Herrn den Handschuh ihres Geliebten apportiert. Lothario lobt ihn dafür zuerst als »treue ehrliche Seele«, bald aber fällt Ponto, wie er Murr erzählt, einer Intrige der Frau Professor zum Opfer und wird aus dem Haus gejagt (389). Er schwört dem Kater zwar, sie nicht gebissen zu haben, räumt aber ein, dass sie tatsächlich »ein Paar kleine Blutstropfen« an ihrem Daumen hatte (394). Nach dem Rauswurf trifft er auf den Geliebten seiner ehemaligen Herrin, Baron von Wipp, und schmeichelt sich bei ihm ein. Nach anfänglicher Zurückhaltung ist der Baron plötzlich sehr von ihm angetan, als er erkennt, wessen Pudel er da Unterschlupf gewährt. Fortan trägt Ponto willig Nachrichten zwischen den Geliebten hin und her und steht während ihrer Schäferstündchen Wache.

Murrs moralische Bedenken wegen der »Liebeskuppeleien« wischt er lachend vom Tisch: »Wir Pudel sind nicht solche überstrenge Moralisten, daß wir in unserm eignen Fleische wühlen und die im Leben schon sonst knapp genug zugeschnittene gute Bissen verschmähen sollten« (397 f.). Ponto führt Murr auch in die »höhere gesellschaftliche Kultur« ein, und nimmt ihn zu einem von der Windspielhündin Badine ausgerichteten Gesellschaftsabend mit (428 f.).