Trotta, Joseph von (Der Held von Solferino)

Ursprünglich aus einer slowenischen Bauernfamilie stammend stehen er und seine Nachfahren nach seiner Heldentat bei der Schlacht von Solferino für immer unter dem Schutz des Kaisers Franz Joseph I. In dieser Schlacht befehligt er als Leutnant einen Zug, seine Soldaten respektieren ihn, er gilt als guter Schütze (139). In einer Gefechtspause erscheint der junge Kaiser, um sich ein Bild vom Ablauf der Schlacht zu machen. Trotta weiß, im Gegensatz zum militärisch unerfahrenen Kaiser, dass das Ansetzen eines Feldstechers im Feld unmittelbare Lebensgefahr bedeutet. Deswegen reißt er den Kaiser, als dieser ein Fernglas an die Augen hebt, zu Boden und der Schuss, den er vorhergesehen hat, trifft ihn selbst und zerschmettert sein linkes Schlüsselbein. Er wird daraufhin in ein Sanitätszelt gebracht und man entfernt die Kugel. Nach vier Wochen ist er wieder vollständig genesen (140f.).

Zum Dank wird er zum Hauptmann befördert und erhält den Adelstitel »von Sipolje« (141). Zurück in der südungarischen Provinz, aus der er stammt, fühlt er sich wegen seines neuen Standes fremd. Er beschließt den Vater, mit dem er seit fünf Jahren nur Briefkontakt hat, in Wien zu besuchen. Beim Treffen mit ihm wird ihm allerdings klar, dass er mit seinen »bäuerlichen slawischen Vorfahren« nichts mehr gemein hat (144). Er verlässt den Vater im Guten, aber unter dem festen Vorsatz ihn nie wiederzusehen.

Mit der Zeit gewöhnt er sich an seinen Stand, er reitet jeden Tag zum Exerzierplatz, nachmittags spielt er Schach mit seinem Freund, dem Notar. Er heiratet die Nichte seines Obersten und zeugt mit ihr einen Sohn, Franz. Vom Erzähler wird er als ein »guter Gatte, mißtrauisch gegen Frauen, den Spielen fern, mürrisch, aber gerecht im Dienst« beschrieben, er gilt jedoch als jähzornig (144).

Zufällig sieht er, dass im Lesebuch seines Sohnes die Geschichte der Schlacht von Solferino völlig verfälscht erzählt wird. Darin wird »Joseph Ritter von Trotta«, während er zu Pferd dem Kaiser gegen eine Vielzahl Feinde zur Seite steht, von einer Lanze durchbohrt (145). Er ist fassungslos darüber, dass im Namen des Kaisers gelogen wird, und weder seine Frau noch der Notar können ihn beruhigen. Er entschließt sich, offiziell Beschwerde einzureichen und erreicht schließlich, zu einer Audienz beim Kaiser vorgelassen zu werden. Auch dieser rät ihm, die Sache doch nicht so ernst zu nehmen, doch er kann keine Erklärung dafür akzeptieren und bittet schließlich um seine Entlassung aus der Armee (148).

Er zieht auf das kleine böhmische Gut seines Schwiegervaters, die Geschenke des Kaisers, eine größere Geldmenge und den Titel des Freiherrn, nimmt er entgegen »wie Beleidigungen« (149). Er fühlt sich seinem Vater wieder näher, will ihn aber nicht einladen, da er sich vor seiner Frau für den niedrigen Stand seiner Vorfahren schämt. Gleichzeitig ist er zu geizig, selbst die Fahrt nach Wien auf sich zu nehmen, und darin seinen Vorfahren wieder ähnlich: »Er war ein kleiner, alter slowenischer Bauer, der Baron Trotta« (150). Erst als er Nachricht vom Tod des Vaters bekommt, fährt er mit seinem Sohn zur Beerdigung nach Wien. Zu diesem Zeitpunkt eröffnet er dem Sohn die niedere Herkunft der Vorfahren und den Grund für den Adelstitel (151).

In den folgenden Jahren sterben sein Schwiegervater und seine Frau, er lebt ein ruhiges Leben, doch seine Angestellten spüren sein »zorngeladenes Schweigen« (152). Sein Sohn, den er zu äußerster Sparsamkeit erzieht, bringt einmal einen Freund, den Maler Moser, mit nach Hause. Dieser fertigt ein Porträt Trottas an, was »seit vielen Jahren seine erste Freude« ist (153).

Durch das Porträt wird ihm sein »frühes Alter und seine große Einsamkeit« erstmals bewusst (154). Daraufhin wird er milder, trinkt öfter Schnaps und lädt seinen Sohn und Moser sogar einmal großzügig zum Essen ein. Die Idee seines Sohnes, den Hof zu übernehmen, lehnt er rigoros ab: »Du wirst in deinem Leben kein Bauer und kein Wirt! Du wirst ein tüchtiger Beamter, nichts mehr!« (154) Diesen Willen setzt er auch durch sein Testament durch, in dem er dem Sohn nur das Geld vermacht, den Besitz aber an den Militärinvalidenfond spendet. Seine einzige persönliche Bitte ist, er möge auf dem Friedhof nahe seinem Vater beerdigt werden. Auf dem Grabstein wird ihm der Beiname »Der Held von Solferino« gegeben, mit dem er im restlichen Roman bezeichnet wird.

Schlacht von Solferino: Entscheidungsschlacht im Sardinischen Krieg 1859, die die Niederlage Österreichs besiegelte und so eine Einigung Italiens möglich machte.