Marsilio

Der im Figurenverzeichnis als »fremder Mann« bezeichnete Marsilio ist Andreas alter Jugendfreund, der, aus Padua kommend, plötzlich am Gartentor erscheint (2. Szene). Er ist mit einer Schar bußfertiger Anhänger unterwegs, um die Lehre des Bußpredigers Savonarola zu verbreiten. Andrea möchte von der einst geteilten Begeisterung für die Askese Savonarolas nichts mehr wissen: »Du Stück lebendiger Vergangenheit, / Wie unverständlich, unerreichbar weit! / Wie schwebst du schattenhaft und fremd vorbei, / Du abgestreiftes, enges Kleid: Partei!« (III, 14) Er gewährt seinem Freund trotzdem Schutz und sieht Marsilios Bekehrungspredigten, die zugleich Untergangsprophetie sind, bereits in seinem Haus stattfinden: »Ein Grabesschauer soll den Saal durchfluten, / Und wenn du weckst die heiligtollen Gluten, / Und wenn sie einen Scheiterhaufen schichten / Aus Bildern, Blumen, Teppichen, Gedichten, / Und taumelnd schlingen einen Büßerreigen…« (III, 16) Vor dem Tor des Hauses hält Marsilio eine Predigt, die eine große Anhängerschaft erreicht und auch bei Andreas Freunden Corbaccio und Fantasio einen starken Eindruck hinterlässt (8. Szene).