Assurbanipal

Bei einer seiner erzählerischen Meta-Reflexionen über »Küstenkulissen und Brunnenschlund«, d.h. über die unendlichen Vergangenheiten, in die die alte Geschichte von Joseph und seinen Brüdern führt, gedenkt der Erzähler der Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal zu Ninive (IV, 19 f.). Die ›schönen babylonischen Verse voll lügenhafter Weisheit‹, die Joseph durch mündliche Überlieferung (von Reisenden) kennt (IV, 19), das Gilgamesch-Epos, kennen »wir« dank des »eifrige[n] Sammler[s] der Gescheitheit« auch, stellt er zunächst befriedigt fest (IV, 19).

Dann muss er aber einräumen, dass es sich bei den Tonscherben von Ninive nur um Abschriften des weit älteren ›Originals‹ handelt, das »für Assurbanipals Tafelschreiber ungefähr so leicht oder schwer zu lesen und zu verstehen« gewesen sein dürfte wie für »uns Heutige ein Manuskript aus Caroli Magni Zeiten«, so dass zweifelhaft bleibe, »ob seine Bedeutungen bei der Abschrift so ganz zu ihrem Rechte gekommen sind.« Noch dazu sei beileibe nicht anzunehmen, dass ihre Vorlage das Original selbst gewesen sei, ja: ob es überhaupt ein ›wahres Original‹ gebe, vor dem man haltmachen könnte, stehe dahin, ein Fall an dem die Zuhörer ermessen könnten, »was wir im Sinne haben, wenn wir von Küstenkulisse und Brunnenschlund reden« (IV, 20).

Assurbanipal regierte von ca. 668 bis 627 (oder 631) v. Chr. – Der größte Teil der Tontafeln seiner Bibliothek befindet sich heute im British Museum.

Letzte Änderung: 27.01.2011  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück