Metatron

In seinem hochfahrenden Himmelstraum (IV, 459-468) sieht Joseph sich, wie einst Henoch, von Gott zum höchsten Engel der himmlischen ›Scharen‹ erhoben, zum Metatron, dem »Engel des Angesichts« und »großen Schreiber und Fürsten der Welt« (IV, 115), dem Gott Schlüsselgewalt im höchsten Himmel (Araboth) gibt, den er als »Befehlshaber [...] über alle Scharen« einsetzt und zum »Inneren Fürsten« und »Mächtigen über alle Fürsten meines Reiches« ernennt (IV, 466 f.).

Benjamin, der Josephs träumerische Selbsterhöhung durchaus »angemessen« findet (IV, 469), entsinnt sich beim Wiedersehen in Ägypten der Traumerzählung und sieht sie in Josephs Erhöhung zum Minister des Pharao verwirklicht: »ich hab's gewußt, ich hab's gewußt, hoch erhoben bist du, und der Herr hat dir einen Stuhl gemacht, ähnlich dem Seinen!« Aber Joseph hat seine Selbstverliebtheit überwunden: »Rede nicht, es ist nicht so groß und nicht so weit her, und kein solcher Ruhm ist es mit mir, und die Hauptsache ist, daß wir wieder zwölfe sind« (V, 1685).

Josephs Traum ist Wiederholung der Geschichte von Henochs Entrückung und Erhöhung, die in den apokryphen Henoch-Schriften erzählt wird. TM kannte sie aus Gorion I (293-308); vgl. auch den hier verfügbaren Auszug.

Letzte Änderung: 21.03.2010  |  Seitenanfang Lexikon   |  pfeil Zurück