Weser-ke-bastet (Beset)

Dem Kommandanten der ägyptischen Besatzungstruppe in Schekem ist, obwohl er in der »Geschichte Dina's«, zu der er gehört (IV, 152-184), keine besondere Rolle spielt, ein eigener Erzählabschnitt gewidmet (»Beset«; IV, 154-157). Er gibt einen Vorgeschmack auf die Schönheit, Dekadenz und Komik der ägyptischen Welt im dritten und vierten Teil der Tetralogie.

Weser-ke-Bastet, Vorsteher von »einige[n] zwanzig Mann ägyptischer Besatzung«, ist ein »blutjunger, aus der Deltagegend gebürtiger Offizier«, dessen Hauptaufgabe darin besteht, einmal im Jahr von Hemor, dem Stadtfürsten von Schekem, »einige Barren Goldes in Ringform einzutreiben, die ihren Weg hinab zur Amunsstadt nehmen mußten und deren Ausbleiben den jungen Weser-ke-Bastet [...] große persönliche Unannehmlichkeiten eingetragen haben würde« (IV, 154).

›Beset‹, wie ihn die Leute von Schekem meist kurz nennen, hat »vom Krieger so gut wie gar nichts an sich«. Er frönt »bis zur Narrheit« seiner Liebe zu Katzen und Blumen, ist mit Sichem, dem ähnlich verweichlichten »Burgsöhnchen« (IV, 155), befreundet, und »nie hatte man ein Panzerkleid, nie eine andere Waffe an ihm beobachtet als ein Stöckchen« (IV, 156).

Seine Heimatstadt ist die Katzenstadt Per-Bastet und seine der Göttin Bastet geschuldete »Katzenfrömmigkeit« maßlos: »auf Schritt und Tritt war er umgeben von diesen Tieren«, und in seinem Quartier lehnen Katzenmumien an den Wänden, denen er weinend »Mäuse und Milch als Opfergaben« darbringt (IV, 155).

Seine »Blumenliebe, die als Ergänzung und Gegengewicht männlicherer Neigungen hätte ein schöner Zug genannt werden können, aber in Ermangelung solcher entmutigend wirkte«, ist »geradezu lächerlich«: Stets »ging er mit einem breiten Kragen aus frischen Blumen umher, und der untergeordnetste Gegenstand seines Bedarfes mußte mit Blumen umkränzt sein« (IV, 156).

Bei dem Überfall der Jaakobssöhne auf Schekem findet auch Weser-ke-Bastet den Tod, und wie sein Freund Sichem, der von den Brüdern »schändlich zugerichtet« wird, ist auch sein Leichnam »in hohem Grade unvollständig, was unter dem Gesichtspunkt seines angestammten Glaubens besonders schwer ins Gewicht fiel« (IV, 181).

Abb.: Katzenmumien aus Theben. 

Letzte Änderung: 06.08.2013  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück