Rubehn, Ebenezer (Ruben)

Ältester Sohn eines Geschäftsfreundes Van der Straatens aus Frankfurt, der nach Aufenthalten in Paris, London und New York nach Berlin kommt, wo er eine Zweigstelle der väterlichen Bank aufbauen soll und für längere Zeit als »Logirbesuch« bei Van der Straatens in der Stadtwohnung wohnt (III/18). Er ist getaufter Jude und Leutnant der Reserve, hat im Deutsch-Französischen Krieg im 5. Dragoner-Regiment gedient und das Eiserne Kreuz empfangen (vgl. III/20).

Bei seiner Ankunft in Berlin Anfang Mai (1875) ist Melanie bereits in die Sommerwohnung der Familie, die Villa am Tiergarten, umgezogen. Als er sie dort zum ersten Mal besucht, bekennt er zu ihrer Freude seine Liebe zur Musik und insbesondere zur Musik Richard Wagners (vgl. VII/54 f.). Den Sommer über begleitet er Van der Straaten regelmäßig bei seinen Besuchen in der Villa. Dessen anzügliche Reden während der Landpartie nach Stralau und Treptow stoßen ihn ab (vgl. IX/73). Auf der nächtlichen Bootsfahrt nach Treptow spricht Melanie offen über ihr Leiden an den ungehobelten Manieren ihres Mannes (vgl. X/76 f.).

Eine Woche später, bei einem Besuch des Palmenhauses im Park der Tiergarten-Villa, gestehen beide sich ihre Liebe (vgl. XII/94). Melanie nennt ihn fortan »Ruben« – nach dem ältesten Sohn Jakobs (vgl. XI/80). Nach ihrer Rückkehr in das Stadthaus Ende September treffen sie sich heimlich in Anastasia Schmidts Wohnung (vgl. XIV/105), weshalb Van der Straaten ihm ein Verhältnis mit Anastasia nachsagt (vgl. XIII/97). Rubehn lässt sich nun immer seltener bei den häuslichen Gesellschaften in Van der Straatens Haus sehen, zumal Major Gryczinski, Duquede und Reiff ihm mit einer »vornehm ablehnenden Kühle« begegnen (XII/96).

Nach der Flucht aus Berlin am 31. Januar (1876) verhält er sich vorbildlich. »Er kannte nur Rücksicht; keine Mißstimmung, keine Klage wurde laut, und über das Vornehme seiner Natur wurde die Zurückhaltung darin vergessen.« (XVII/126). Nach der Rückkehr nach Berlin im Dezember nimmt er die Ablehnung der ›guten Gesellschaft‹ mit heiterer Gelassenheit hin und ist bemüht, Melanie über die Enttäuschungen hinwegzuhelfen.

Als das väterliche Bankhaus im darauffolgenden Jahr (1877) in Konkurs geht, arbeitet er als »amerikanischer Correspondent« in einem Bankhaus, während Melanie, in der er gegen seine Erwartung eine treue Gefährtin findet, eine Stellung als Französisch- und Musiklehrerin in einigen reichen Häusern annimmt (XXII/158). Beide richten sich in einer bescheideneren Wohnung ein und gewinnen schon bald die Anerkennung der Gesellschaft zurück, die sie vorher verurteilt hatte. Nun nennt man sie die »Inséparables« und freut sich, »über ihre ›treue Liebe‹ sentimentalisiren zu können« (XXII/160).