Haldern, Graf von (Sarastro)

Älterer Junggeselle, »über die fünfzig hinaus« (12/79), Spitzname »Sarastro« (nach Mozarts »Zauberflöte«). Er ist der Onkel des jungen Grafen Haldern, Freund des Barons (»Papageno«) und Liebhaber der Witwe Pittelkow, mit der er nach dem Tod ihres Mannes ein Verhältnis begonnen hat. Seither unterhält er sie, hat ihr die Wohnung im ersten Stock der Invalidenstraße 98e eingerichtet; ihr kleineres Kind ist augenscheinlich von ihm, wie der elegante Kinderwagen und die feine Babywäsche andeuten. Nicht eben mit Feingefühl gesegnet, hat er doch einigen Humor und einen Sinn für Kunst, den er – seiner Überzeugung folgend, dass dem »Eklekticismus« die Welt gehört (12/72) – in Theater und Oper und mit dem Sammeln von Kupferstichen pflegt. Auch hat er eine Neigung zur selbstironischen Relativierung des Adelsstolzes im Allgemeinen, die allerdings an ihre Grenzen stößt, wenn es um die Halderns im Besonderen geht. Da »gilt [er] für stolz bis zum Hochfahrenden« und steckt »bis über die Ohren in Dünkel und Standesvorurteilen« (11/64). Allerdings ist er auch bei diesem Thema ein »absolut unberechenbarer Herr« (ebd.), weshalb der Baron es nicht für ausgeschlossen hält, dass er Waldemars unstandesgemäße Heiratspläne unterstützen wird (ebd.). Tatsächlich aber ist er entsetzt, weist Waldemars Ansinnen, bei seinem Vater als Anwalt für ihn zu sprechen, strikt zurück und macht sich Vorwürfe, ihn bei Pauline Pittelkow eingeführt und dadurch mit Stine bekanntgemacht zu haben (12/81).

Sein erster Impuls, die Schuld auf Pauline abzuwälzen, scheitert immerhin an seiner Ehrlichkeit und mündet in Selbstkritik: »Sowie man in der Patsche sitzt, spielt man sich auf den Unschuldigen hin aus […]. Und in meinem Falle nennt sich diese schnöde Weißwascherei noch aristokratische Gesinnung und erhebt sich über die Pittelkows, die sich wenigstens nicht mit ›Noblesse oblige‹ durch die Welt zieren. Jammervoll. Wohin man sieht, hat man sich zu schämen.« (13/83). Seine mit Pauline verabredeten Maßnahmen, Waldemar und Stine zu trennen (vgl. 13/88), kommen zu spät, Stine hat die Trennung inzwischen schon vollzogen. Auf dem Rückweg von Waldemars Beerdigung überwindet er seinen Standesdünkel und bietet Stine einen Platz in seiner Kutsche an, den sie freundlich dankend ablehnt (vgl. 16/108).