Der Schimmelreiter (1888)

Ann' Grethe

Magd Haukes, die Konventikeln beiwohnt. Das sind religiöse Versammlungen, die nicht Teil der Amtskirche sind. Der Erzähler – das ist in diesem Moment wohlgemerkt der aufklärerische Schulmeister – stellt es so dar, dass die Menschen, die daran teilnehmen, besonders abergläubisch sind und dass vor allem Frauen, Faulenzer und einsame Menschen in diesen Treffen Rückhalt suchen. Dementsprechend tratscht Ann’ Grethe auch die Gerüchte über den Schimmel ihres Dienstherren weiter.

Carsten

Dienstjunge Haukes. Er bringt, nachdem er zusammen mit Iven unheimliche Dinge auf der Jevershallig beobachtet hat, den Mut auf, nachts dorthin überzusetzen. Bewaffnet mit seiner Reitpeitsche gelangt er zur Hallig, nur um dort ein paar Tiergerippe zu finden. Als er zurück an Land ist, erfährt er von Iven, dass dieser den vermeintlichen Schimmel die ganze Zeit gesehen hat. Auch er selbst sieht vom Festland aus den Schimmel wieder, was ihn regelrecht entsetzt. Umso entsetzter ist er, als sein Dienstherr kurz darauf einen Schimmel vom Markt mitbringt, den er dort einem zwielichtigen Gesellen abgekauft hat. Carsten hat die Vermutung, dass dieses Pferd gewissermaßen das auferstandene Gerippe von der Hallig ist. Die Furcht vor dem Tier veranlasst ihn dazu, sich nach einem neuen Dienstherren umzusehen. Er fängt alsbald als Knecht bei Ole Peters an, wo er »für seine Geschichte von dem Teufelspferd des Deichgrafen« interessierte Zuhörer findet (III, 706).

Deichgraf

Der Deichgraf ist eine Figur der inneren Rahmenhandlung. Er hält sich in dem Wirtshaus auf, in dem deren Erzähler vor dem Unwetter Schutz sucht. Er erscheint dem Erzähler als ein »freundlicher« Mensch (III, 637). Zwar regt der Deichgraf den Schulmeister an, die Geschichte Haukes zu erzählen. Ob dessen Schilderung allerdings den Geschehnissen gerecht wird, bezweifelt er. Seine Kritik bezieht sich augenscheinlich darauf, dass dem Schulmeister der Möglichkeitssinn für Übernatürliches abgeht. Er sieht sich letztlich in seiner Meinung bestätigt, weil auch in der Nacht, die in der inneren Rahmenhandlung geschildert wird, ein Deich bricht, nachdem der Schimmelreiter erschienen ist.

Haien, Hauke

Der Protagonist der Novelle hat schon in seiner Kindheit ein starkes Interesse an Mathematik und am Deichbau. Sein Vater ist Bauer und weder arm noch begütert. Weil er Hauke für die Arbeit auf dem Hof braucht, versucht er zunächst, den Jungen von seinen Interessen abzubringen. Hauke hält an seinen Interessen fest und erkennt schon als Jugendlicher, dass die Deiche, die sein Dorf schützen, zu steil gebaut sind. Die Entschlossenheit, mit der Hauke seine Interessen verfolgt, macht ihn zum Außenseiter, was ihn aber nicht bekümmert.

Er wächst zu einem »langen, hageren Burschen« heran (II, 646). In dieser Zeit beginnt er beim Deichgrafen als Kleinknecht. Da der Deichgraf offensichtlich von den Deichen nicht viel Ahnung hat, verlässt er sich zusehends auf Hauke. Dessen gewissenhafte Arbeit sorgt dafür, dass der Schlendrian, der sich zuvor eingeschlichen hatte, ein Ende findet. Es ist den Dorfbewohnern schnell klar, wer hinter dieser Veränderung steht. Sie sind uneins, ob das nun besser oder schlechter ist. Außerdem lernt Hauke beim Deichgrafen auch dessen Tochter Elke kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, heiraten später und bekommen eine behinderte Tochter, die sie Wienke nennen. Das Leben des Paares scheint zwar sehr arbeitsam, aber insgesamt glücklich zu sein.

Beruflich wird Hauke durch Elkes Mithilfe, nachdem deren Vater gestorben ist, auch tatsächlich zum Deichgrafen. Angespornt durch geringschätzige Reden, die über ihn im Dorf kursieren, entschließt er sich, ein besonders anspruchsvolles Deichbauprojekt durchzuführen. Wenngleich er schon zuvor ein sehr arbeitsames Leben geführt hat, so gibt er nun jede freie Zeit zugunsten seines Vorhabens auf. Ungefähr zu dieser Zeit kauft Hauke sich auch von einer zwielichtigen Gestalt einen eigentlich heruntergekommenen Schimmel, der nach einiger Pflege aber aufblüht und fortan sein ständiger Begleiter ist.

Einige Jahre später beschädigt ein Sturm den alten Deich direkt an der Stelle, an der er in den Deich übergeht, für den Hauke verantwortlich ist. Wenngleich Hauke die Notwendigkeit sieht, etwas dagegen zu unternehmen, überzeugt er sich letztlich davon, dass auch der alte Deich noch hält. Er tut das, weil ihm ein erheblicher Unwille der Dorfbevölkerung entgegenschlägt, schon wieder umfangreiche Baumaßnahmen vorzunehmen, und er kann – von einer längeren Krankheit geschwächt – nicht die Kraft aufbringen, sich gegen diesen Unwillen durchzusetzen. Infolgedessen bricht der alte Deich im Jahr darauf bei einer Sturmflut. Elke und Wienke ertrinken in dieser Sturmflut, weil sie kurz nach dem Deichbruch mit einem Karren zum Deich zu gelangen versuchen. Hauke beobachtet das im Mondlicht vom Deich aus. Daraufhin stürzt Hauke sich in den Deichbruch. Seine letzten Worte deuten darauf hin, dass er dies als Opfer für die anderen Dorfbewohner versteht. Es ist außerdem möglich, dass er damit seine Schuld, nämlich den schlechten Zustand des alten Deichs wider besseres Wissen nicht gebessert zu haben, vor Gott abgilt. Sein Deich bleibt allerdings, wie der Schulmeister berichtet, so beständig, wie Hauke es sich einst erhoffte.

Haien, Tede

Vater Haukes. Während er ursprünglich versuchte, Hauke vom Lernen abzuhalten, weil er ihn für den Hof brauchte, lässt er ihn schnell gewähren, als er seine Entschlossenheit bemerkt. Diese Zustimmung wandelt sich in Unterstützung. Auf dem Sterbebett vermacht er Hauke Grundbesitz, den er im Lauf der Jahre durch Sparsamkeit und geschicktes Wirtschaften für Hauke vermehrt hatte. Er hofft, ihn damit dem Amt des Deichgrafen ein Stück näher zu bringen.

Harders, Vollina

Die dicke Frau tanzt am Abend des ›Eisboselns‹ mit Ole Peters und heiratet ihn ungefähr ein Jahr darauf. Tede Volkerts kann sie nicht leiden. Er hat sie im Verdacht, ihm einige Gänse gestohlen zu haben.

Harke, Jens

ist ein Freund von Jewe Manners und ungefähr gleichen Alters. Als die Deicharbeiter einen kleinen Hund als Opfer in den neuen Deich einbauen wollen und Hauke das erbost zu verhindern sucht, vermittelt Jens zwischen beiden Parteien. Zuerst rät er Hauke, die Sache mit dem Hund den Leuten durchgehen zu lassen. Als Hauke nicht darauf eingeht, den Hund an sich nimmt und die Arbeiter als Heiden beschimpft, besänftigt Jens diese.

Ich I

Der Ich-Erzähler der äußeren Rahmenhandlung erinnert sich daran, im Haus seiner Urgroßmutter in einer Zeitschrift die innere Rahmenhandlung der Novelle gelesen zu haben. Es ist offenbar schon geraume Zeit her, dass er die Geschichte las. Auch ist die betreffende Zeitschrift seither unauffindbar. Der Erzähler kann »daher um so weniger weder die Wahrheit der Tatsachen verbürgen, als, wenn Jemand sie bestreiten wollte, dafür aufstehen« (III, 634).

Ich II

Der zweite Ich-Erzähler der Novelle erzählt deren innere Rahmenhandlung. Er hat sie offenbar aus der Erinnerung aufgeschrieben. Der Text wurde dann in der Zeitschrift veröffentlicht, die der Ich-Erzähler der äußeren Rahmenhandlung gut fünfzig Jahre später liest.

Nach einem Besuch bei seinem Vetter muss er, so seine Erzählung, in eine naheliegende Stadt reiten, wo er Geschäfte zu erledigen hat. Es ist ein Ritt in stürmischer Nacht. Sein Weg wird zweimal von einer sonderbaren Erscheinung gekreuzt. Es war scheinbar, wie ihm später nahegelegt wird, der Schimmelreiter. Allerdings ist der Erzähler sich nicht sicher, ob ihm tatsächlich jemand begegnet ist oder ob seine Wahrnehmung ihn trügt. Gleich nach der unheimlichen Begegnung kehrt der Erzähler in ein Wirtshaus ein, wo der Deichgraf und die Gevollmächtigten wegen eines drohenden Deichbruchs Wacht halten. Dort trifft er auch auf den Schulmeister, der ihm die Geschichte Hauke Haiens erzählt.

John, Iven

Knecht Haukes. Er beobachtet zusammen mit dem Dienstjungen Carsten eine unheimliche Erscheinung auf der Jevershallig: Dort scheint ein Pferd zu sein, von dem sie sich nicht erklären können, wie es dorthin gekommen ist. Und ein Pferdegerippe, das immer dort lag, scheint plötzlich verschwunden zu sein. Um dieses Geheimnis aufzulösen, entschließt sich Carsten dazu, in der Nacht darauf auf die Hallig überzusetzen. Während dieser auf der Hallig ist, sieht Iven eine Pferdegestalt, die einem Schimmel ähnelt. Aus seiner Perspektive scheint Carsten diese Gestalt überhaupt nicht wahrzunehmen. Mit dem neuen Schimmel seines Dienstherrn kommt Iven zwar nicht gut zurecht. Im Gegensatz zu Carsten glaubt er aber nicht daran, dass es das auferstandene Gerippe von der Hallig ist.

Manners, Jewe

Pate Elkes und Deichgevollmächtigter. Er gilt als ein »Mann von Tüchtigkeit und unantastbarer Rechtschaffenheit« (III, 708). Nach dem Tod von Elkes Vater wird er für das Amt des Deichgrafen vorgeschlagen, was er aber ablehnt. Wie der Pastor traut er allerdings Hauke zu, die Aufgaben eines Deichgrafen zu erfüllen. Auch gibt er Elke zu ihrer Hochzeit mit Hauke seinen Segen. Als »alter weißhaariger Mann« (III, 707) befürwortet er zudem Haukes Vorschläge, wie der neue große Deich zu bauen sei. Sein Nachfolger als Deichgevollmächtigter wird – zu Haukes Leidwesen – Ole Peters.

Oberdeichgraf

Der Oberdeichgraf ist, wie der Name schon sagt, der Vorgesetzte des Deichgrafen, also zuerst von Tede Volkerts und dann von Hauke. Wenngleich er sich mit Tede Volkerts gut versteht, so ist er doch überrascht, als plötzlich und nur scheinbar von Volkerts selbst überzeugende Vorschläge für Baumaßnahmen kommen. Dahinter steht natürlich Volkerts neuer Knecht Hauke Haien, der diese Vorschläge ausarbeitet. Da der Oberdeichgraf am Leichenmahl zu Volkerts Beerdigung erfährt, wem er die guten Vorschläge eigentlich zu verdanken hat, und Hauke durch Elke genügend Grund und Boden hat, hat der Oberdeichgraf nichts dagegen einzuwenden, dass Hauke Nachfolger von Tede Volkerts wird. Der Oberdeichgraf unterstützt zudem Haukes großes Deichbauprojekt.

Pastor

Der Pastor setzt sich beim Leichenschmaus anlässlich Tede Volkerts' Tod dafür ein, dass Hauke dessen Nachfolger wird.

Peters, Ole

Tede Volkerts' Großknecht, »ein tüchtiger Arbeiter und maulfertiger Geselle« (III, 656). Er wird zum Gegenspieler Haukes. Das scheint auch daran zu liegen, dass er mit Haukes Intellekt nicht mithalten kann, was ihn augenscheinlich kränkt. Ole Peters wird durch eine Erbschaft und seine Heirat mit Vollina Harders ein wohlhabender Mann. Er intrigiert im Lauf seines Lebens mehrfach gegen Hauke: So versucht er ihn beim ›Eisboseln‹ zu behindern. Oder er bringt die Rede in Umlauf, dass Hauke bloß seiner Frau wegen Deichgraf geworden sei. Außerdem wirft er Hauke vor, dass dieser den neuen Deich bloß aus Eigennutz bauen wolle. Als Hauke erkennt, dass der alte am Übergang zum neuen, von ihm konstruierten Deich brechen könnte, ist es besonders Oles diesbezüglicher, kaum verhehlter Unmut, der ihn davon abhält, die notwendige Sanierung durchzusetzen.

Schimmelreiter

Der Schimmelreiter ist eine ominöse Figur, die in der inneren Rahmenhandlung der Novelle auftaucht. In den Geschichten der Dorfbewohner wird er mit dem einstigen Deichgrafen Hauke Hain in Verbindung gebracht. Er reitet in stürmischer Nacht mit seinem Schimmel auf dem Deich. Dort begegnet er zuerst dem Ich-Erzähler der Novelle gleich zweimal direkt hintereinander. Später berichten zwei Männer, ihn ebenfalls gesehen zu haben. Zudem scheint er einmal vor dem Fenster des Wirtshauses aufzutauchen, als der Schulmeister seine Erzählung kurz unterbricht. Die Beobachter sind sich allerdings selbst nie ganz sicher, ob die Begegnung tatsächlich stattgefunden hat oder ob sie sich das nur eingebildet haben. Das Aussehen des Schimmelreiters hat jedenfalls etwas Gespenstisches: ein dunkler Mantel und zwei brennende Augen in einem bleichen Antlitz (III, 635). Das Erscheinen des Schimmelreiters wird als schlechtes Omen gedeutet. Die Ortsansässigen glauben, dass es einen Deichbruch vorhersagt. Ob es den Schimmelreiter aber tatsächlich gibt – und sich die Erscheinung vernünftig erklären ließe – oder ob es sich nicht vielleicht doch um Spuk handelt, das ist eine Frage, die am Ende der Novelle offen bleibt – zumindest in der Fassung der Novelle, die Storm zum Druck freigegeben hat. Außerdem ist »Schimmelreiter« der Spitzname, den die Deicharbeiter Hauke Haien verpassen, weil er immer mit seinem Schimmel den Deich abreitet, um den Fortgang der Arbeiten zu kontrollieren.

Schulmeister

Der Schulmeister ist eine Figur der inneren Rahmenhandlung. Er ist ein »kleiner hagerer Mann in einem abgeschabten schwarzen Röcklein« (III, 638), der einst Theologie studierte. Der Gelehrte wohnt im Wirtshaus in der Giebelstube, wo er sich auch eine kleine Bibliothek eingerichtet hat. Er ist es, der dem Ich-Erzähler der inneren Rahmenhandlung die Geschichte Hauke Haiens erzählt, zuerst im Wirtshaus und später in seiner Stube. Er verweist darauf, dass seine Erzählung zwischen Aberglaube und Wirklichkeit schwankt und sich das eine von dem andern nicht sauber trennen lässt. Da er zu den »Aufklärern« (III, 755) gehört, bemüht er sich indes, der Wirklichkeit möglichst nahezukommen, die Geschehnisse vernünftig zu erklären und vom Aberglauben der Dorfbewohner sozusagen zu reinigen.

Stina

Magd Haukes, die zeitgleich mit Elke eine Kind gebiert.

Trien' Jans

Trien’ Jans ist eine alte Frau, die in Haukes Jugend mit ihrem alten weißen Angorakater in einer kleinen Hütte am Deich wohnt. Hauke tötet diesen Kater eines Tages, weil der ihm einen Vogel abluchst, den er im Watt gefangen hat. Der Verlust trifft Trien’ besonders schwer, weil der Kater das einzige Vermächtnis ihres auf See verstorbenen Sohnes ist. Nachdem Tede Haien ihr einen Taler zugesteckt und eine neue Katze in Aussicht gestellt hat, verspricht sie, von dem Vorfall zu schweigen. Diese Episode ist zwar nicht der Grund, aber der Anlass dafür, dass Hauke aus seinem Elternhaus auszieht.

Beim ›Eisboseln‹ kommt es dazu, dass Trien’ Jans und Hauke sich wieder aussöhnen. Das – und die enge Verbindung von Elke und Trien’ – schafft die Voraussetzungen dafür, dass Trien’ später zusammen mit dem Ehepaar auf dessen Hof leben wird. Dort schließen sie und ihr treuer Gefährte, die Möwe Claus, enge Freundschaft mit der kleinen Wienke und ihrem Hund Perle. Trien’ Jans stirbt 1756. Ihre letzten Worte lassen sich als Prophezeiung des bevorstehenden Deichbruchs lesen.

Volkerts, Elke

Tochter des Deichgrafen. Das »ranke achtzehnjährige Mädchen mit dem bräunlichen schmalen Antlitz und den dunklen Brauen, die über den trotzigen Augen und der schmalen Nase ineinander liefen« (III, 652) findet schnell Gefallen an Hauke, dem es ähnlich geht. In Haukes drittem Dienstjahr bei Elkes Vater findet ein ›Eisboseln‹ statt, bei dem Elke sich für Hauke einsetzt. Das führt schließlich dazu, dass die beiden sich ihre Liebe gestehen. Dieses Geständnis wird einige Zeit später mit einem Verlobungsring besiegelt. Elke möchte allerdings mit der Hochzeit warten, bis ihr Vater gestorben ist. Beim Leichenmahl anlässlich der Beerdigung des alten Deichgrafen hört Elke mit, wie der Oberdeichgraf, der Pastor und Ewe Manners über dessen Nachfolger sprechen. Man ist sich einig, dass Hauke der beste Nachfolger wäre, wenn er nur mehr Boden sein Eigen nennen würde. Elke nimmt das zum Anlass, ihre bisher heimliche Verlobung bekannt zu geben. Außerdem will sie Hauke ihren Besitz überschreiben. Bald darauf wird geheiratet.

Im neunten Ehejahr bringt Elke ein behindertes Mädchen zur Welt. Elke hat mit Kindbettfieber zu kämpfen, das sie knapp überlebt. Sie führt eine glückliches, wenn auch arbeitsames Leben mit Hauke und ihrem Kind. Sie unterstützt Hauke, wo sie kann. Am Tag des Deichbruchs versucht sie, mit ihrem Kind zu ihrem Mann auf den Deich zu gelangen, und ertrinkt auf dem Weg dorthin.

Volkerts, Tede

Vater von Elke und hat das Amt des Deichgrafen inne. Sein Interesse gilt vor allem ordentlichem Braten und der eigenen Behaglichkeit. Der »starke, etwas schlagflüssige« Mann (III, 654) – das heißt: der dicke Mann, der einem Schlaganfall nahe ist – ist offenbar nicht gerade schlau. Dafür versteht er es auf einzigartige Weise, seine Arbeit zu delegieren. Er lässt lieber andere, wie den Schulmeister oder Hauke, die Rechenarbeiten machen, die ein Deichgraf eigentlich auszuführen hat. Er tut das aber nicht aus Bosheit, sondern nur aus reiner Bequemlichkeit, wofür der Erzähler Verständnis zu haben scheint: Tede Volkerts ist eine durchaus sympathische Figur.

Indem er Hauke einstellt, bringt er sich allerdings selbst in Bedrängnis. Denn Haukes genaue Kenntnis der Deichangelegenheiten und seine gewissenhafte Arbeitsweise bringen den behäbigen Deichgrafen gehörig auf Trab: So »kam unversehens ein lebhafterer Geschäftsgang in die Verwaltung, und die, welche früher im alten Schlendrian fortgesündigt hatten und jetzt unerwartet ihre frevlen und faulen Finger geklopft fühlten, sahen sich unwillig und verwundert um, woher die Schläge denn gekommen seien« (III, 661). Der Oberdeichgraf und alle, die sich ernsthaft um den Deich kümmern, sind mit dieser Entwicklung sichtlich zufrieden. Das schafft unter anderem die Voraussetzungen dafür, dass Hauke nach dem Tod Tedes Deichgraf wird. Tedes Tochter Elke gibt beim Leichenschaums bekannt, dass sie Hauke heiratet.

Wienke

Geistig behinderte Tochter Haukes und Elkes. Obwohl Wienke sehr still ist, trägt »ihr liebes einfältiges Gesichtlein […] fast immer den Ausdruck von Zufriedenheit« (III, 726). Sie hat zwei Spielgefährten: den Hund ›Perle‹, den Hauke davor bewahrt hat als ›Lebiges‹ für den Deichbau zu dienen; und die Möwe ›Claus‹, die ein treuer Gefährte der alten Trien’ Jans ist. Außerdem hält sie sich oft in Trien’ Jans Zimmer auf. Wienke wird von ihren Eltern – unabhängig von ihrer Behinderung – geliebt. Es scheint, als ginge mit der geistigen Behinderung eine gewisse seherische Gabe einher (vgl. III, 729 ff.).

Wohlers, Antje

Haukes Vater Tede gibt der alten Antje Wohlers immer zum Martinstag eine bestimmte Summe Geld, damit sie im Alter besser leben kann. Dafür überschreibt sie Tede ein Grundstück, das sie besitzt und das Tede wiederum seinem Sohn vererbt, damit dieser eher Deichgraf werden kann. Antje Wohlers stirbt vor Tede, so dass Hauke die Rente nicht weiter bezahlen muss.