Agniola, T., Prinzessin

Die Tochter des Herzogs von T. in der Gegend von Neapel. – Auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Identitätskrise hat Berthold die Vision »eines hochherrlichen Weibes« mit »Engelsgesicht« und glaubt, endlich das »Ideal« gefunden zu haben, mit dem er seine Krise überwinden kann (133). Betrachter seiner nun tatsächlich hoch gelobten Bilder allerdings erkennen in seinen Frauenfiguren das Gesicht der Prinzessin, glauben, dass er heimlich in sie verliebt sei, und ziehen ihn damit auf. Berthold ist »erzürnt über das alberne Gewäsch der Leute«, die damit seiner Meinung nach »das Himmlische in das Gemeinirdische herabziehen« (134). 

Vom Trubel der Koalitionskriege förmlich in den Palast getragen, muss er sich allerdings eingestehen, dass die bedrohte Prinzessin tatsächlich identisch mit seinem Ideal ist, und bringt sie in Sicherheit. Als er aus seiner Ohnmacht erwacht, kniet sie neben ihm und gesteht ihm, dessen Gemälde sie bewundert, ihre Liebe, die sie bisher wegen des Standesunterschieds geheim halten musste. Nun bittet sie ihren Retter inständig: »Laß uns fliehen, o, laß uns fliehen!« (136) Ihre Familie soll »sie für tot halten«, damit sie ein neues Leben mit Berthold beginnen kann (137). Die gründlich geplante Flucht gelingt, und das Paar lebt fortan zusammen. 

Berthold aber hat von Stund an seine schöpferische Kraft verloren und macht Agniola und das mittlerweile geborene Kind schon bald dafür verantwortlich. Von seinen Selbstzweifeln aufgerieben, wünscht er sich sogar den Tod der beiden, damit er »erlöst werden möge von der unerträglichen Qual« (138). Agniola spürt seinen wachsenden Hass, doch als sie sich ihm anzunähern versucht, stößt er sie »mit dem Fuße« von sich (138). Nachbarn, denen seine Gewalttätigkeit nicht verborgen bleibt, zeigen ihn an, doch die Ordnungsmacht findet nur noch ein leeres Haus vor: Agniola und das Kind bleiben verschwunden, und Berthold taucht später alleine in Schlesien auf. 

Während der Erzähler annimmt, dass Berthold sie getötet hat, hält der Professor ihn für unfähig, eine solche Tat zu begehen, und glaubt, er mache sich lediglich Vorwürfe, weil er sich ihren Tod gewünscht habe (139). Was tatsächlich geschehen ist, bleibt unklar.