Fantasio

Andreas Freund, ein Dichter. Er berichtet von der starken Wirkung des Bußpredigers Marsilio, dessen Predigt in ihm ein grundsätzliches Erkennen in Gang setzt (8. Szene). Sein Gefühl, »Heiliges« (III, 28) erlebt zu haben, erklärt er weniger mit den konkreten Inhalten der Predigt. Vielmehr habe sie ihm bewusst gemacht, dass Marsilios Anhänger im Grunde dasselbe suchen wie Andrea und seine Freunde. Um wahrhaftig und sinnerfüllt zu leben, bedarf es eines Erkennens, das über die alltägliche, profane Weltwahrnehmung hinausgeht: »Und selten nahet, was sie Gnade nennen, / Das heilige, das wirkliche Erkennen, / Das wir erstreben als die höchste Gunst / Des großen Wissens und der großen Kunst. / Denn ihnen ist die Heiligkeit und Reinheit / Das gleiche Heil, das uns die Lebenseinheit.« (III, 29) Als Andrea ihn nach den Möglichkeiten des Dichters befragt, dem Leben Seele einzuhauchen, antwortet Fantasio, solche Erfahrungen stünden nicht in der Macht des Einzelnen. Der Mensch solle sich deshalb dem Zufall überlassen (9. Szene).