Wenzel, Ottfried

Der jüngere Bruder von Kreislers Vormund, Legationsrat und großes Vorbild Johannes Kreislers im Kindesalter, den er einst »O-weh-Onkel nannte, weil er sich mit Vornamen Ottfried Wenzel schrieb« (114). Der Scherenschnitt Abrahams von diesem längst verstorbenen Onkel wirft das Bild eines »kleinen wunderlich gebauten Mannes« an die Wand, über das Kreisler aber nicht lachen mag. Der Onkel sei eine Figur, wie jede Familie sie habe: Eine »ziemlich wichtige Person«, die sich durch »besonderes Genie« oder das »glückliche Zusammentreffen günstiger Ereignisse, zu einer gewissen Höhe« aufgeschwungen habe, wo sie von allen anderen Familienmitgliedern bewundert werde (114).

Auch der junge Kreisler eiferte diesem Familienidol nach und muss »als zehnjähriger Knabe, anmutig genug ausgesehen haben, im himmelhoch frisierten Toupee« und im »Zeisiggrünen Rock mit schmaler silberner Stickerei, seidenen Strümpfen und kleinem Degen« (115). Vor allem der Versuch, ihm beruflich nachzueifern, war nach Kreislers Einschätzung ein Akt der Gewalt an der Kunst, der einzig wahren »Tendenz meines Lebens« (115).