Kapturak

Lebt in Kluczýsk. Ein »Mann ohne Alter, ohne Familie, ohne Freunde«, der Beziehungen zu den Behörden hat und illegal Menschen über die Grenze schmuggelt (26). Deborah spart Jahre lang, um ihre beiden älteren Söhne, die zum russischen Militärdienst eingezogen werden sollen, mit seiner Hilfe außer Landes bringen zu lassen. Obwohl Mendel sie vor seiner »Unzugänglichkeit«, seiner Hartherzigkeit und Gier warnt (26), fährt sie zu ihm und findet ihn in einer Schenke in Kluczýsk, wo er gerade dabei ist, für Analphabeten gegen Bezahlung »Gesuche, Liebesbriefe und Postanweisungen« zu schreiben (30). Es wird gesagt, dass er außerdem Zähne ziehen und Haare schneiden könne. Seine Mütze voller Silbermünzen liegt offen vor ihm, er weiß jedoch, dass keiner es wagen würde, ihn zu bestehlen. Deborahs Geld reicht nur für die Flucht eines Sohnes: Für 23 Rubel lässt Kapturak Schemarjah und elf weitere Männer nach einem vereinbarten Signal des Wachpostens nachts über die Grenze bringen.

Als Mendel in Dubno Schwierigkeiten wegen der Dokumente bekommt, die er für die Ausreise nach Amerika braucht, wird er von einem Juden zu Kapturak gebracht, der im Spätsommer immer in den Bethäusern Dubnos »ordinierte« (56). Dieser bietet sofort an, sich um die Angelegenheit zu kümmern, Mendel solle ihm einfach seine Unterlagen geben. Wegen des Vorschusses, den Mendel nicht bezahlen kann, verlangt er Schemarjahs Adresse in Amerika. Die Anwesenden im Bethaus reden Mendel zu, er solle sich keine Sorgen machen: »Verlaß dich nur auf Kapturak!« (57) Tatsächlich erscheint er zwei Wochen später bei Singers, verlangt aber doch schon einen Vorschuss von 20 Rubel, Deborah gibt ihm acht, womit er auch zufrieden ist: »Einer alten Kundschaft sieht man was nach!« (59)

Auch in Joseph Roths Romanen Radetzkymarsch und Die Kapuzinergruft kommt ein Kapturak vor, der Russen über die Grenze bringt und nach Übersee verschifft.