Kanzler

Der Kanzler tritt selten selbst in Erscheinung, ist aber als Kopf der Regierung stets präsent. Keetenheuve hält ihn für einen »kalten und begabten Rechner, dem nach Jahren ärgerlicher Pensionierung überraschend die Chance zugefallen war, als großer Mann in die Geschichte einzugehen«, aber er bewundert auch seine Leistung, »die Kraft, mit der ein alter Mann einen einmal gefassten Plan beharrlich […] verfolgte« (II, 367). Der Kanzler fühlt sich im politischen Klima des Treibhauses Bonn wohl und von der heimatlichen »Rheinluft gestärkt, die seine Gegner lähmte« (II, 355). 

Bei der Plenarsitzung, die eine Bühne für einen großen Auftritt bieten könnte, ist er »lustlos gestimmt und verzichtete auf Effekte. Er war kein Diktator, aber er war der Chef, der alles vorbereitet, alles veranlasst hatte«. Er spricht »müde und sicher wie ein Schauspieler auf der wegen einer Umbesetzung notwendigen Durchsprechprobe eines oft gegebenen Repertoirestückes« (II, 367).