Zieten, Lieutenant von

Ein schon älterer Regimentskamerad von Schach und Alvensleben. Zieten ist »ein kleines, häßliches und säbelbeiniges Kerlchen, das durch entfernte Vetterschaft mit dem berühmten General und beinahe mehr noch durch eine keck in die Welt hineinkrähende Stimme zu balanciren wußte, was ihm an sonstigen Tugenden abging« (10/86).

Als die Regimentskameraden besprechen, in welcher Form man das viel diskutierte Theaterstück »Die Weihe der Kraft« von Zacharias Werner parodieren könnte – ein Stück über Martin Luther –, hat Zieten die Idee, eine sommerliche Schlittenfahrt zu veranstalten, eine Art Karnevalsumzug: »Unter den Linden wird Salz gestreut, und über diesen Schnee hin, geht unsre Fahrt. Erst ein paar aufgelöste Nonnen; in dem großen Hauptschlitten aber, der die Mitte des Zuges bildet, paradieren Luther und sein Famulus, jeder mit einer Flöte, während Katharinchen auf der Pritsche reitet.« (10/87) Seine Regimentskameraden, die es als ihre Verpflichtung ansehen, von Zeit zu Zeit mit einem Streich von sich reden zu machen, reagieren begeistert auf diese Idee. Zieten selbst übernimmt die Rolle der Äbtissin.

Gegen Schach hegt er eine »Specialmalice« und profitiert von der Zusammenkunft der Kameraden, um einige Boshaftigkeiten über diesen zu äußern (10/88). Als die Karikaturen erscheinen, ist Zieten schadenfroh und begegnet Schach auf der Straße mit Häme (vgl. 13/104). Für Bülow ist es kein Kompliment an Schach, dass dieser »nun mal Zietens spöttischen Blick nicht ertragen« kann (20/154).

Das Stück »Martin Luther oder Die Weihe der Kraft« von Zacharias Werner (1768-1823) wurde am 11. Juni 1806 in Berlin uraufgeführt (vgl. Kommentar, S. 209 f.). Auch eine Parodie in Form einer »Schlittenfahrt« gab es tatsächlich (vgl. Kommentar S. 227).